Onur95
16.08.2025 - 13:52 Uhr
1
6
Preis
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Ein würdiger Nachfolger

Im Jahre 2018, in durch Geschichte und Tradition geprägten Frankreich, bestieg einst ein König namens Ombre Nomade seinen Thron. Majestätisch, stolz und unerschütterlich begann er, seine Gefolgschaft um sich zu versammeln und wachte mit einer unumstößlichen Präsenz über die Menschen, die ihn so sehr liebten und die er ebenfalls mindestens genauso innig in sein Herz geschlossen hatte.

Sein Bekanntheitsgrad wuchs stetig weiter, wenn auch nur vorerst in bestimmten, kleinen Kreisen. Nach nicht allzu langer Zeit erhielt ich die Ehre, den König bei einer kleinen Audienz kennenlernen zu dürfen. Ich war angetan von ihm und seiner Herrschaft. So fing ich an, mühsam einen eigenen Thron in meinen vier Wänden zu erschaffen, damit ich den König immer an meiner Seite haben konnte.

Lange Zeit schien alles in bester Ordnung. Ich bewies meine Loyalität gegenüber dem König, nahm ihn oft mit auf meine Reisen und erfreute mich jedes Mal aufs Neue an seiner Aura, seiner unbändigen Kraft und seiner Dominanz gegenüber seinen Mitstreitern. Denn die hatte er zweifellos.

Doch eines Tages, als ich beschloss, des Königs Lebenselixier auffrischen zu lassen, traf mich der Schlag unerwartet mitten ins Gesicht. Schnell begriff ich: Der König hatte an Kraft und Intensität verloren. Zweifellos war er weiterhin anmutig, doch zu schnell war der König gealtert und ich merkte, dass unsere gemeinsame Zeit nun stark begrenzt war, und mir schnürte es die Kehle zu.

Nach langer Suche fand ich endlich doch noch ein Elixier aus früherer Zeit für meinen König, welches ihm wieder auf die Beine brachte und ihm zu seiner alten Macht verhalf. Eine große Erleichterung machte sich in mir breit, allerdings getrübt von dem Gedanken, dass auch dieses Lebenswasser zur Neige gehen und das Leben des Königs enden würde.

Eines Tages betrat ich wieder einmal das kunstvolle Palast. Abgeschieden von dem Rest der Welt betrachtete ich hier Tag für Tag wunderbare Gestalten mit ihren Elixieren, las viel und testete ein paar. Manche waren anmutig und bedeuteten mir viel, manche fast gänzlich unerforscht und wiederum andere waren über die Zeit hinweg einfach in Vergessenheit geraten.

In der Haupthalle schaute ich mir die Neuzugänge an und etwas fiel mir direkt ins Auge. Mada, so hieß der Neuling, hatte doch tatsächlich ein ähnliches Elixier wie mein König. Dies war zwar nicht ungewöhnlich, jedoch hielt ich viel vom Erschaffer. So fasste ich mir ein Herz und bat um ein Treffen.

Die ersten Augenblicke mit Mada waren aufwühlend. Sein Auftreten wirkte ungestüm, beinahe anstrengend, mit einer scharfen, medizinischen Note, die wie ein Sturm durch die Hallen zog. Safran und Jasmin standen ihm zur Seite, eng verbunden, und im Hintergrund drängte sich ein Leder hervor, von Himbeere getränkt, das unaufhaltsam nach vorne drängte. Es schien, als wolle Mada den König mit aller Macht herausfordern.

Doch Ombre Nomade, der König selbst, ließ sich nicht erschüttern. Mit erhobenem Haupt, majestätisch und gelassen, stellte er sich Mada entgegen. Er öffnete eine Flasche seines kostbaren Oud – ein Elixier tiefster Dichte und vollkommener Harmonie – doch sein wahres Arsenal war weit größer. Safran, der in seinem Duft stets wie ein goldener Faden durch alle Noten zog, verstärkte die Schärfe des Oud, während Jasmin subtile florale Lichtungen zwischen den dunklen, rauchigen Noten entfaltete. Das Leder seines Königsdufts wirkte weich und doch unerschütterlich, von warmen Hölzern und einer feinen Himbeer-Süße umhüllt, die selbst die wildesten Stürme bändigten.

Mada drängte und stürmte, seine Energie wild und ungestüm, doch Ombre Nomade reagierte mit souveräner Ruhe. Jeder Schritt, jede Geste, jeder Atemzug entfaltete die Harmonie seiner Duftnoten: Das Oud ordnete die Intensität, der Safran verlieh Feuer, das Leder Stabilität, die Himbeere Süße, Jasmin Leichtigkeit, und die warmen Hölzer verbanden alles zu einem unerschütterlichen Teppich aus Macht und Eleganz.

Stunde um Stunde wogte dieses sinnliche Duell. Mada zeigte Feuer und Kraft, doch Ombre Nomade behielt die Oberhand. Sein Duft war ein ganzes Arsenal, ein orchestriertes Spiel aus Kontrasten, das jeden Angriff Madas harmonisch absorbierte. Selbst das anfängliche Stechen des medizinischen Akzents wurde Teil eines orchestrierten Ganzen, das dem König gehorchte.

Als die Hitze des Gefechts sich legte, erkannte Mada, dass er nicht überwältigt, sondern geführt worden war. Der König hatte ihm keine Niederlage aufgezwungen, sondern ihn geprüft, ihm gezeigt, dass wahre Kraft nicht nur im Drängen liegt, sondern in der Beherrschung, in der Weisheit, in der Harmonie der Elemente – und in der Geduld des Meisters.

Da erhob der König seine Hand, nicht im Zorn, sondern in Anerkennung, und sprach:
„Du hast dich nicht gegen mich erhoben, Mada, sondern an meiner Seite bewiesen. Dein Feuer ist Stärke, dein Weg eine Prüfung. Solange meine Zeit währt, wirst du an meiner Seite wandeln. Und wenn der Tag kommt, an dem mein Elixier versiegt und mein Reich nach einem neuen Herrscher verlangt, so werde ich dir ohne Zögern meinen Thron überlassen. Denn in dir habe ich nicht einen Gegner gefunden, sondern meinen Nachfolger.“

Lieber Herr Al Qasim, du hast hier wirklich eine großartige Meisterleistung vollbracht. Meinen geliebten König, den ON, hast du nicht vom Thron gestoßen, dafür bin ich dir wegen der jahrelangen Beziehung äußerst dankbar. Vielmehr hast du einen würdigen Nachfolger geschaffen, einen Prinzen, der sich gut in meinem Regal machen und immer öfter zum Einsatz kommen wird, bis er irgendwann den Platz des Königs sein Eigen nennen darf.

Meinen allerherzlichsten Dank für dieses sehr gelungene und würdige Kunstwerk.
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