La Nuit de Bohème 2014 Eau de Toilette

Bimsilein
15.03.2022 - 16:22 Uhr
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Top Rezension

Was für eine Überraschung!

Tja, wer hätte das gedacht - durch eine ganz tolle, spontane Tauschaktion ist mir dieses Schätzchen unter die Nase geflattert und führt nun letztendlich dazu, dass ich heute - total unverhofft - meine allererste Rezension schreiben werden...habt also bitte Nachsicht mit mir.
Außerdem bin ich wieder eine Erfahrung reicher und dafür wirklich dankbar- again what learned also.
Denn allein der Flakon und der Name (Nuit und Bohème) und dazu die Rose-Oud-Combo (mein Angstgegner) in der DP wären klassische K.O.-Kriterien für mich. Gedanklich laufe ich erstmal laut schreiend davon, als ich vor dem Testen zunächst vorsichtig hier nachlese...
Als Sternzeichen Skorpion bin ich allerdings von Haus aus mutig (und v.a. neugierig), außerdem war gerade Wochenende, also kein großes Risiko - daher einfach drauf aufs Handgelenk.
Mein Mann - ob der neuerlichen, aber bekannten, olfaktorischen Überraschungs-Angriffe am Wochenende, rümpft abfällig die Nase, verschwindet in Castelli-Uniform wortlos mit dem Rennrad nach draußen und lässt mich alleine, aber entzückt mit dem ersten Dufteindruck und der anstehenden Steuererklärung zurück. Ob er jemals wiederkommt...? Egal, nein nicht egal, aber jetzt erst mal ich, Anna Sui und die Böhmische Nacht. Ich sitze verkrampft am Schreibtisch und schließe die Augen...vor mir ein Gläschen Champagner...langsame Entspannung, nein, es ist Sekt, halbtrocken ("Taumelbrause" würde mein Angetrauter sagen) - Rotkäppchen? Nein, er ist nicht rot...er ist klar, frisch prickelnd, leicht (und) süßlich und auf jeden Fall süffig, löscht erstmal den Durst, macht dann aber Lust auf mehr und außerdem schlagartig super Laune. Ein feine Zitrik, aber keine Zitrone, nichts sauer Zitroniges, auch keine scharfe Bergamotte, irgendetwas, was ich nicht ganz verorten kann - eine freundliche Mandarine oder ihre feine Schwester kernlose Clementine evtl.? Aber doch keine dunkle Brombeere, die Brummbeere...alles an dem Duft ist bis jetzt glockenklar, rein und hell, nicht dunkel, böse Flecken verursachend...oder ist das Beerige doch einfach nur da, um die herbe Zitrik abzufedern? Vielleicht. Auf jeden Fall ist die Fruchtigkeit weich und angenehm, sauber und gefällig ausbalanciert. Kopfnote, du gefällst mir!
In weiser Voraussicht gehe ich aber langsam schon mal in Deckung, schnappe mir die Anlage K und harre der Dinge, die wohl oder übel mit der Herznote bald kommen werden/müssen...
Aber auch nach gut einer Stunde weit und breit kein gefürchtetes Duo infernale (RoseOud), bestenfalls ein zartrosa, vielleicht sogar weißes, bodendeckendes, daher leicht erdiges und taubedecktes Moosröschen, ebenso zart und vorsichtig vor sich hin blümelnd, meine Nase sanft umschmeichelnd, weder dominant, noch aufdringlich, immer dezent und rund im Hintergrund verharrend. Schön!
Auch in der Basis kann ich das von mir ebenfalls nicht sonderlich geliebte Patchouli nicht ausmachen, lediglich eine ausgewogene Mischung aus hölzernen Noten, einer Spur Amber vielleicht, möglicherweise verwoben mit Vanille, die dem Ganzen eine cremige Abrundung im langandauernden Finale verschafft.
Gut 3 Stunden sind vorbei (der Duft aber noch bis zum Abend präsent), mein Rennfahrer ist wieder zurück (also doch!) und fragt verschwitz nach der Steuererklärung. Ich zucke unschuldig mit den Achseln und gestehe: ... war kurz bei der Nachbarin auf ein Gläschen Sekt und musste ihr neues Rosen-Beet bewundern...

Epilog:
Steuererklärung mach ich nächste Woche. Muss jetzt erst mal im Netz nach dem Duft schauen...
Was für ein Preis-Leistungs-Riese. Der Flakon ist gewöhnungsbedürftig, schon ein wenig girly und der Name passt n.m.M. überhaupt nicht. Aber wie so oft, es zählen ja nur die inneren Werte!
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