10
Sehr hilfreiche Rezension
Wermutstropfen oder eine entzauberte Legende
Ernst Dowson: "Whiskey und Bier sind für Idioten, Absinth hingegen besitzt die Kraft der Magier, Absinth kann die Vergangenheit auslöschen oder erneuern und die Zukunft annullieren oder voraussagen."
Oscar Wilde: "Das erste Stadium ist wie normales Trinken, im zweiten fängt man an, ungeheuerliche, grausame Dinge zu sehen, aber wenn man es schafft, nicht aufzugeben, kommt man in das dritte Stadium, in dem man Dinge sieht, die man sehen möchte, wundervolle, sonderbare Dinge"
Charles Baudelaire: „Absinth gibt dem Leben eine feierliche Färbung und hellt seine dunkle Tiefen auf. Die toten Wörter stehen auf und sind aus Stein und Bein“
So wurde der Getränk zum Kult und das Verbot trug zum Mythos Absinth bei. Selbst das Trinken wurde wie ein Ritual zelebriert… Als ich die Gelegenheit bekam, diesen Duft günstig zu erwerben, musste ich natürlich blind zugreifen.
Der Duft ist nicht schlecht, aber eines Mythos nicht würdig. Es ist ein banaler blumiger Duft, wo keine der Komponenten besonders heraussticht. Keine Würze von Sternanis, keine Bitterkeit vom geheimnisvollen Artemisia absinthium, im Volksmund Wermut genannt und absolut keine Spur von Fenchel. Wo ist denn der mystische Trank aus Vermouth, Ouzo und Fencheltee? Stattdessen bekommt man eine Maibowle (aber leider ohne Waldmeister) serviert – blumig, spritzig, grün und erfrischend.
Jetzt spielen wir mal richtig Mythbusters – laut Spiegel (2008 Artikel „Absinth-Wirkung: Die "Grüne Fee" wird entzaubert“) - war die Thujonkonzentration in den rund 100 Jahre alten Spirituosen überraschend niedrig. Sie lag etwa auf dem Niveau von heute erhältlichen Absinthsorten - deren Maximalmenge an Thujon EU-weit auf 35 Milligramm pro Liter begrenzt ist. Die dämonisierende Wirkung ist allein auf den Effekt des hochprozentigen und oftmals minderwertigen Alkohols zurückzuführen. Selbst das Trinkritual mit dem brennenden Zucker wurde angeblich vom tschechischen Marketing ausgedacht, ursprünglich wurde Absinth nur mit Zucker getrunken.
Leider wurden sowohl das Getränk als auch der gleichnamige Duft in meinen Augen komplett entzaubert. Schade eigentlich, ich mag Legenden.
Oscar Wilde: "Das erste Stadium ist wie normales Trinken, im zweiten fängt man an, ungeheuerliche, grausame Dinge zu sehen, aber wenn man es schafft, nicht aufzugeben, kommt man in das dritte Stadium, in dem man Dinge sieht, die man sehen möchte, wundervolle, sonderbare Dinge"
Charles Baudelaire: „Absinth gibt dem Leben eine feierliche Färbung und hellt seine dunkle Tiefen auf. Die toten Wörter stehen auf und sind aus Stein und Bein“
So wurde der Getränk zum Kult und das Verbot trug zum Mythos Absinth bei. Selbst das Trinken wurde wie ein Ritual zelebriert… Als ich die Gelegenheit bekam, diesen Duft günstig zu erwerben, musste ich natürlich blind zugreifen.
Der Duft ist nicht schlecht, aber eines Mythos nicht würdig. Es ist ein banaler blumiger Duft, wo keine der Komponenten besonders heraussticht. Keine Würze von Sternanis, keine Bitterkeit vom geheimnisvollen Artemisia absinthium, im Volksmund Wermut genannt und absolut keine Spur von Fenchel. Wo ist denn der mystische Trank aus Vermouth, Ouzo und Fencheltee? Stattdessen bekommt man eine Maibowle (aber leider ohne Waldmeister) serviert – blumig, spritzig, grün und erfrischend.
Jetzt spielen wir mal richtig Mythbusters – laut Spiegel (2008 Artikel „Absinth-Wirkung: Die "Grüne Fee" wird entzaubert“) - war die Thujonkonzentration in den rund 100 Jahre alten Spirituosen überraschend niedrig. Sie lag etwa auf dem Niveau von heute erhältlichen Absinthsorten - deren Maximalmenge an Thujon EU-weit auf 35 Milligramm pro Liter begrenzt ist. Die dämonisierende Wirkung ist allein auf den Effekt des hochprozentigen und oftmals minderwertigen Alkohols zurückzuführen. Selbst das Trinkritual mit dem brennenden Zucker wurde angeblich vom tschechischen Marketing ausgedacht, ursprünglich wurde Absinth nur mit Zucker getrunken.
Leider wurden sowohl das Getränk als auch der gleichnamige Duft in meinen Augen komplett entzaubert. Schade eigentlich, ich mag Legenden.
3 Antworten


Das mit Legenden - stimmt, sollte man nicht, aber pragmatisches Denken hat auch seine Nachteile :)
Fand den Bericht im Spiegel auch etwas ernüchternd. Aber sieh es mal so:
Es lässt sich doch durchaus anzweifeln, dass höher dosiertere Absinthsorten nicht über 100 Jahre überdauert haben... ;)