Napoléon 1er à Sainte-Hélène

Napoléon 1er à Sainte-Hélène von Cosmalia
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7.3 / 10 5 Bewertungen
Napoléon 1er à Sainte-Hélène ist ein Parfum von Cosmalia für Damen und Herren. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist zitrisch-würzig. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Zitrus
Würzig
Grün
Frisch

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.35 Bewertungen
Haltbarkeit
5.33 Bewertungen
Sillage
4.84 Bewertungen
Flakon
7.65 Bewertungen
Eingetragen von Antoine, letzte Aktualisierung am 20.12.2023.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
6
Preis
3
Sillage
8
Duft
Pimm

3 Rezensionen
Pimm
Pimm
Hilfreiche Rezension 5  
Natürliches mediterranes Zitrus-Cologne Anno 1819
Viel Zitronen- und Gewürznelkenöl, ist mein Eindruck. Diese Materialien nennt auch das Label, ferner Rosmarin. Orangenöl meine ich auch zu riechen. Also recht kulinarisch, erinnert mich von daher nicht an Reinigungsprodukte, und Bitterorangenöle nehme ich auch nicht wahr, von daher 4711 nicht ähnlich genug, um entsprechend veraltet zu wirken. Die Kombination von Zitrusölen mit Küchenkräutern scheint nie aus der Mode gekommen zu sein. Die Kopfnote des Sankt-Helena-Cologne ist spritzig, fröhlich und köstlich. Allerdings sind die ätherischen Öle so flüchtig, dass der Duft – auf Haut wie auf Kleidung – schon nach wenigen Minuten nur noch aus unmittelbarer Nähe wahrzunehmen ist und nach einer Stunde auch das kaum noch. Diese Herz-/ Basisphase riecht außer sauer und würzig auch ölig, vielleicht durch Rosmarin.

Zum historischen Hintergrund sind die Informationen auf napoleon-cologne.fr für mich etwas verwirrend; ich habe mir folgenden Ablauf zurechtgelegt: Napoleon traf 1815 in seinem Exil auf Sankt Helena ein und verwendete dort ein aus Europa importiertes Eau de Cologne, man weiß nicht welches. 1819 ergab sich eine Versorgungslücke – unklar weshalb – und Napoleons Gefolge, speziell sein Kammerdiener und Bibliothekar Louis-Étienne Saint-Denis (bekannt als Mamelouk Ali), fertigten auf Sankt Helena ein Cologne an, das wohl dem bis dato importierten ähneln sollte. Im englischen Text (usa.napoleon-cologne.com) klingt es so, als seien örtliche Pflanzen verwendet worden:

“Mameluke Ali pieced together the Eau de Cologne in a traditional way according to the local resources available on the island. Nearby, he mainly had access to citrus trees from which he extracted and collected the essences contained in the fruit peel, using compression with a natural sponge. He also harvested rosemary and cloves, which he distilled to extract their essence. These oils and some others were then mixed with wine spirit in good proportions.”

Aus praktischen Gründen vermute ich eher, dass importierte Vorräte an Früchten und Gewürzen verwendet wurden – der französische Text lässt diese Möglichkeit offen, er spricht von „des citrus“ anstatt „citrus trees“ und verwendet das allgemeinere „récolter“ anstelle von „harvest“. Interessant wäre ja, für mich zumindest, welche Öle außer den explizit genannten noch verwendet wurden. Jedenfalls wohl keine speziellen Parfumzutaten wie Bergamottenöl. Die improvisierte Destillation von irgendwelchen Blütenölen erscheint mir auch wenig plausibel. Eher vorstellbar sind weitere Kräuter, vielleicht in kleinen Mengen und dadurch geruchlich nicht leicht zu identifizieren, welche auch das Farnesol in der Allergenliste erklären könnten. Die Zitrusfrüchte waren vermutlich schlicht Zitronen und Orangen.

Napoleon starb 1821, das Sankt-Helena-Cologne war also für maximal zwei Jahre im Einsatz. Im Text ist von einem vorübergehenden Mangel („disette momentanée“, „disette qui régnait à certains moments“) die Rede – also denkbar, dass sogar nur eine einzige Charge hergestellt wurde. Aus dem Nachlass von Saint-Denis gelangte das Rezept schließlich, frühestens 1991, in die Hände von Jean Kerléo, Mitbegründer der Osmothèque in Versailles. Welchen Beitrag er genau leistete ist mir nicht klar. Er muss wohl die Angaben zu Materialien und Mengen interpretiert haben, vielleicht hat er sich auch Gedanken über die damaligen Anbaugebiete und die Extraktionsmethoden gemacht. Bald darauf begann wohl die Vermarktung als olfaktorische Reminiszenz an die Person Napoleons, möglicherweise bereits in dem eckigen Flakon, der derzeit auf dem Parfumo-Foto zu sehen ist. „Les parfums historiques“ sichert unter Berufung auf die Osmothèque zu, dass die Formel dem Original entspricht und „100% natürlich“ ist; Angaben zur geographischen Herkunft und der Verarbeitung werden allerdings nicht gemacht.

Den zylindrischen Flakon, der auf napoleon-cologne.fr beworben wird, gibt es offenbar seit 2020. Die Formel muss gleich geblieben sein, der Preis pro Milliliter ist gestiegen. Der alte Flakon ist zur Zeit noch in einigen französischen Online-Shops erhältlich, so bin ich 2021 auch (für 54 € versandkostenfrei) an meinen derzeitigen 100-ml-Flakon gekommen. Eine 25-ml-Größe scheint neuerdings dazugekommen zu sein.

Das sind keine Preise, bei denen man sich guten Gewissens alle Stunde rundum einsprühen kann, um heiße Wochenenden zu überstehen. Zu diesem Zweck müssten sich auch noch erfrischendere Düfte finden lassen, vielleicht eher mit Bergamotte oder Bitterorange und frischeren Gewürzen. Na ja, einmal Einnebeln, um sich in den Exil-Kaiser zu versetzen, ist sicher vertretbar. Ansonsten ist es für mich ein Duft, mit dem man sich von Zeit zu Zeit eine kleine, kurze Freude macht. Allerdings sollen sich Zitrusöle auch im -angebrochenen- Flakon nicht allzu lange halten. Wie ich es verstehe, sind diese Öle in modernen Parfums meist aufkonzentriert und dadurch haltbarer; im Vergleich könnte dieses historische Cologne also besonders schnell altern. Auf der Haut dagegen scheinen auch moderne Fixativa die schönsten der Zitrusaromen nicht wesentlich langlebiger zu machen. Da die vermuteten Zutaten alle leicht als reine ätherische Öle erhältlich sind, könnte ein Diffusor eine preiswerte Alternative mit längerer Wirkungsdauer sein; damit hab ich keine Erfahrung.

Persönlicher Hintergrund (für besonders müßige Leser): Meine Eltern hatten, wohl in den späten 90-ern, einen Flakon als Souvenir aus Frankreich mitgebracht, eventuell mit Gedanken an unsere Hauskatze Napoleon. Jedenfalls wurde der noch verpackte Flakon jahrelang auf einem Regal unweit vom Katzenklo ausgestellt, ehe ich auf die Idee kam, den Duft auszuprobieren. Ich kannte zu der Zeit eigentlich bloß verschiedenartig seifige Herrendüfte, die ich unerfreulich fand, aber deren gesellschaftliche Funktion mir einleuchtete. Das Sankt-Helena-Cologne, ohne deutlichen Bezug auf Geschlecht, Alter oder sozialen Status und bereits durch seine sehr kurzzeitige Außenwirkung entschieden unfunktionell, brachte mir da eine ganz andere Perspektive. (Um mich damals schon weiter mit Parfums zu beschäftigen, erschien das Cologne vielleicht doch zu sehr als Ausnahme, und mir fehlte eine Vorstellung davon, wie ein solches Hobby erschwinglich sein könnte.)
5 Antworten

Statements

1 kurze Meinung zum Parfum
FittleworthFittleworth vor 4 Jahren
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Zitrisch, frisch, haltbar. Leicht ambriert, Basis angenehm trocken-holzig, ohne zitrische Frische zu verlieren. Leider kaum erhältlich in D.
2 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
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