Fahrenheit

Fahrenheit 1988 Eau de Toilette

Promaxxx
06.03.2014 - 14:12 Uhr
7
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Das Leuchtfeuer

Fahrenheit ist mein Leuchtfeuer. Es gibt mir Orientierung, wärmt und erhellt mich.

Das dieser Duft einmal ein olfaktorisches Wagnis war und mutig eine nicht sonderlich ausgetretene Richtung eingeschlagen hatte; ich möchte es ihm nicht positiv anrechnen.
Ebenso wenig will ich diesem anlasten, dass er mittlerweile womöglich zu massenkompatibel geworden ist und man ihn auch an vielen anderen Personen riechen kann und muss.
Offen gestanden finde ich, dass man einen Duft für sich selbst genommen bewerten sollte, möglichst ohne Kontexte mit einzubeziehen, die nicht in der bewertenden Person selbst liegen.

Ein Klassiker? Geschenkt!
Vor einigen Jahren, da kannte ich weder das Internet und auch keine Inspirationsquellen wie dieses Forum hier, verschlug es mich als geborenen Geruchsmenschen auf eine lustvolle Entdeckungsreise durch Parfumerien und die Duftabteilungen der Kaufhäuser.
Ich kaufe nicht gerne, überhaupt nicht. Wenn ich also für irgend etwas Geld ausgebe, dann überlege ich mir diese Entscheidung sehr lange und gründlich.
Also quasi mindestens solange, bis ich mir für meine emotional ohnehin schon getroffene Entscheidung auch noch genug rationale Argumente ausgedacht habe, um die Entscheidung dann ganz "überlegt" und vernunftgesteuert legitimieren zu können.
Ich roch also allerlei Parfums probe, ging wieder, kam zurück und schnüffelte Neues und schon Bekanntes, hatte dann irgendwann auch schon 2-3 kleinere Flakons erworben und fand, es genüge erst einmal.
Dann allerdings griff ich zufällig den diorsch'en roten Leuchtturm und roch.

Liebe auf den ersten Blick(Riecher)? Nein, das nicht. Es war erst einmal ein Erstaunen und eine Neugier, denn bei all den wahllos getesteten Düften war mir solch ein unverwechselbarer Charakterkopf noch nicht untergekommen.
Sicher, eine Grundsympathie war durchaus gegeben und bildete die Basis einer langfristigen Beziehung. Also kaufte ich im Taumel der Euphorie sofort- und habe es nie bereut.

Fahrenheit (er)füllt in meiner sehr überschaubaren Ansammlung eine besondere Nische, wie jeder Duft.
Er ist ein Platzhirsch, ein verwegener Freigeist und kantiger Wegweiser.
Gleichermaßen frisch und herb, eine Kombination, die ich eigentlich in dieser Komposition fast immer gern an mir wahrnehme und derer ich nie überdrüssig werde.
Der wichtigste Aspekt eines Duftes, den ich selber trage, ist nicht seine Wirkung auf mein Umfeld und wie andere Personen ihn an mir mögen.
Vielmehr ist mir wichtig, was dieser Duft mit mir macht, wie er mich beeinflusst und auf mich einwirkt.
Esoterisch-Philosophisches Schwulstgesülze? Vielleicht!

Meine Flamme aus dem Hause Dior beruhigt mich und macht mich gelassen, gleichzeitig aktiviert sie mich und versetzt mich in einen angenehmen Erregungszustand. Es ist meine Rüstung aus dem Sprühkopf, mein Anker und Leuchtfeuer.

Die Brenndauer war grandios. Vor allem aber ist es ein Duft, der meine Nase nicht abstumpft und den ich auch nach einem halben Tag noch genauso intensiv an mir bemerke wie kurz nach dem ersten Sprühstoß.
Diese Langlebigkeit und loyale Standhaftigkeit sorgen bei mir eben auch für eine langfristige Liebesbeziehung mit meinem liebsten herb-charakteristischen Frischenebel.

Nur neulich, da zweifelte ich, ob wir uns nicht ein wenig auseinander gelebt hatten. Die Ampulle war verbraucht, der Tester in der Stadt gab veränderte Gerüche von sich.
Leichter, seichter.
Dies ist auch der einzige Grund, weshalb ich nicht voll bepunkten kann.
Irgendwann wurden da scheinbar Ecken abgeschliffen und gerundet.
Zum Glück ist dennoch genug übrig geblieben, als dass meine Zuneigung nicht erlischt, nur lodert mein Leuchtfeuer nunmehr auf etwas kleinerer (Spar)Flamme.
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