Délire de Voyage

Notre-Dame 15.4.2019 2020

Refresh
12.01.2023 - 09:53 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Die Kirche im Dorf lassen

Sorcinelli-Düfte sind wahrhafte Meisterwerke und pure Kunst. Sei es der Duft selbst, der Flakon und bei der Délire de Voyage-Reihe auch die Verpackung. Laut Recherche werden diese von Filippo handmade selbst gefertigt. Aber wie bei allen Dingen, sind auch hier die Geschmäcker sehr verschieden und die Meinungen trifften teils weit auseinander.

Als bekennender Sorcinelli-Fan besitze ich alle Düfte (Flakons und Abfüllungen) und widme nun diesem Duft meine erste Sorcinelli-Rezension.

Die Entstehung / Geschichte des Duftes ist anhand des Namens selbsterklärend und traurig zugleich.
Sorcinelli greift dieses erschütternde Thema anhand eines Extrait de Parfum auf und kreiert zugelich aus der Not eine Tugend: Notre-Dame 15.4.2019 wird eine kleine Unterstützung für die Maitrise sein, das Ensemble von Sängern und Musikern, das das unschätzbare Erbe der sakralen Musik der Kathedrale bewahrt. Der Erlös aus dem Verkauf wird dem Verein "Musique Sacrée" gespendet, damit dieser seine Tätigkeit und seinen Auftrag weiterführen kann, derzeit außerhalb des eigenen "Zuhauses".

Kommen wir nun zum Duft.
Man könnte es eigentlich schon beim Anblick des massiven Flakondeckels vermuten: feurig, rauchig, verkohlt. Nun ja, wie riecht Feuer? Gar nicht! Doch die Substanz, die damit in Berührung kommt. Im Fall Notre Dames Holz. Viel Holz. Könnte man meinen. Und ja, das Opening ist krass und es kommt einem beim Aufsprühen dieser verkohlte Geruch entgegen. Aber nicht der bekannt scharf stechende vom Grillen oder Holzverbrennen her, sondern ein süßwarmer und mit Weihrauch und Patchouli ummantelter. Wem das gefällt, gut, wem nicht, dem bitte ich dem Duft Zeit zu geben. Ist ja bei vielen Düften so. Nach ca. 5 Minuten beruhigt sich das Ganze und nach und nach kann man verschiedene Duftkomponenten, die miteinander zart verwebt sind erkennen. Nach 20 Minuten des Aufsprühens erkenne ich blumige Aspekte. Einzelne Blüten sind schwer herauszufiltern. Man stelle sich ein Blumenbouquet in der Kirche vor, so in etwa. Nach und nach entwickelt sich der Duft in eine wirklich schöne balsamische Richtung. Ich vermute, dass hier Patchouli, Amber und Sandelholz ihren Teil dazu beitragen. Die einzelne Zitrik als solches ist auch schwer zu identifizieren. Hier auch bitte die Vorstellung: kleine Zitrikschale steht direkt neben dem Blumenbouquet in der Kirche. Das süßlich Rauchige bleibt weiterhin bis der Duft sozusagen erloschen ist.

Als Gesamteindruck kann man sich nun diesen Duft wie folgt vorstellen:
Es ist Sonntag Mittag. Die Messe ist vorbei und es schwebt noch etwas Weihrauchschleier in der Luft und durchzieht die alten Kirchenbänke. Auf dem Altar liegt das schmückende Blumenbouquet, das mit Orangen und Zitronen verziert ist. Das Kirchenfenster steht offen. Im Kirchengarten werden die Vorbereitungen zum alljährlichen Grillfest der Kirchengemeinde getroffen.

Auch wenn dieser Duft herausfordernd ist, sollte man beim ersten Eindruck trotzdem die Kirche im Dorf lassen und ihm eine Chance geben. Denn er entwickelt sich gut. Richtig gut!

Wenn ich ihn trage, dann abends oder bei trüb-regnerischem Wetter in der Stadt, aber auch schon mal im Homeoffice wenn ich Lust auf ihn habe.
Jahreszeitlich gesehen ordne ich ihn für alle Jahreszeiten ein, aber wie schon erwähnt, abends. Gut, im Hochsommer, wenn es da noch immer 30 Grad hat nicht.

Wie Du den Duft nun auch immer vom Lesen dieser Rezension für dich einordnen magst, ein Test lohnt sich allemal. Ist eben ein Sorcinelli ;)
4 Antworten