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Beim Barbier in Butera...
(Keine Sorge, der sachliche Teil folgt weiter unten.)
Hier beginnt die Reise: Ein kleines Dorf auf einem Hügel im Süden Siziliens. Hier ist noch alles einfach - aber im schönen Sinne. Du bist für den Abend mit Freunden verabredet. Du gehst also am Nachmittag zum Barbier. Er schwört auf die Rezeptur der Rasierseife seines Großvaters. Etwas Zitrone, etwas Orange und viel Bergamotte ist Pflicht - der Rest bleibt ein Familien-Geheimrezept. Er schenkt dir die sauberste Rasur, die du seit langem erfahren hast. Du fühlst dich elegant, frisch und bereit, den neugierigen Blicken am Abend standhalten zu können.
Abends geht es zu den Freunden. Ihr sitzt im Garten - Hier wächst seit Jahrzehnten vieles wild umher: Imposante Pfirsichbäume, umringt von Farn und Lavendel - auf dem Boden erahnst du, dass einige Hölzer der letzten Dürre weichen mussten. La Dolce Vita kann so einfach sein. In sizilianischer Manier vergeht der Abend wie im Flug. Was bleibt? Ein gutes Gefühl.
Ich gebe es ja zu, ich bin eigentlich Fan von sachlichen Rezensionen. Dieser Duft hat mich aber eiskalt erwischt. Nichtsahnend aufgesprüht, hat er mich schlagartig zurück in meine Zeit in Sizilien versetzt. Authentisch ist er definitiv, doch was bedeutet das für dich, wenn du nicht das Glück hattest, ein paar Wochen im sizilianischen Dorf zu verbringen? Ich versuche es mal objektiv zu erklären:
Das Opening vermittelt, zweifelsohne, Rasierseifen-Vibes. Nicht etwa das Billo-Zeug aus der Drogierie - nein, das gute Zeug aus der Prä-4711-Ära. Viel Zitrik, allerdings so differenziert, dass du tatsächlich die verschiedenen Früchte wahrnehmen kannst. Diese Seife haftet an die für gut 15-20 Minuten, bevor der Drydown sich, langsam aber sicher, bemerkbar macht.
Die saubere Anmut bleibt erhalten, doch es wird etwas hölzerner und die Zitrik nimmt merkbar ab. Die Definition eines cleanen, gefälligen "nobrainer" Dufts - aber tatsächlich im positiveren Sinne. Der Hortus riecht definitiv wertiger als alles "seifig-cleane", das man aus der Designer-Ecke kennt.
Nach etwa 45 Minuten bleibt der Duft auch hierbei und verhält sich weitestgehend linear. Ab hier nimmt man, langsam aber sicher wahr, dass solch ein Duft nicht von langer Dauer ist. Obgleich die Sillage (für dieses Duftprofil) erstaunend gut ist, ist er nach 4 Stunden nur noch marginal hautnah wahrnehmbar, nach 6 Stunden ist er verflogen.
Der Elefant im Raum ist hier definitiv der Preis. Gelistet bei 200 €, habe ich ein großes Fragezeichen im Gesicht. Ja, der Duft kann was und ist definitiv die beste Rasierseife, die ich jemals gerochen habe, aber eben auch nicht mehr als das - viel mehr würde mich mein Sizilien-Flashback zu einem Kauf animieren. Doch will ich das so oft erleben wollen, dass ich einen ganzen Flakon bräuchte? Nein - mein Daily wird das definitiv nicht. Für einen Gelegenheitsduft ist er mir dann eben zu simpel gehalten. In meiner Nase könnte das hier ein marginal komplexerer Aqua di Parma Duft sein.
Wäre der Duft irgendwo in der Region von 130-160 € angesiedelt, hätte ich sicher intensiver überlegt. Beim aktuellen Listenpreis empfinde ich ihn aber als zu unspektakulär, um gegen Rivalen in selber Preisliga antreten zu können.
Hier beginnt die Reise: Ein kleines Dorf auf einem Hügel im Süden Siziliens. Hier ist noch alles einfach - aber im schönen Sinne. Du bist für den Abend mit Freunden verabredet. Du gehst also am Nachmittag zum Barbier. Er schwört auf die Rezeptur der Rasierseife seines Großvaters. Etwas Zitrone, etwas Orange und viel Bergamotte ist Pflicht - der Rest bleibt ein Familien-Geheimrezept. Er schenkt dir die sauberste Rasur, die du seit langem erfahren hast. Du fühlst dich elegant, frisch und bereit, den neugierigen Blicken am Abend standhalten zu können.
Abends geht es zu den Freunden. Ihr sitzt im Garten - Hier wächst seit Jahrzehnten vieles wild umher: Imposante Pfirsichbäume, umringt von Farn und Lavendel - auf dem Boden erahnst du, dass einige Hölzer der letzten Dürre weichen mussten. La Dolce Vita kann so einfach sein. In sizilianischer Manier vergeht der Abend wie im Flug. Was bleibt? Ein gutes Gefühl.
Ich gebe es ja zu, ich bin eigentlich Fan von sachlichen Rezensionen. Dieser Duft hat mich aber eiskalt erwischt. Nichtsahnend aufgesprüht, hat er mich schlagartig zurück in meine Zeit in Sizilien versetzt. Authentisch ist er definitiv, doch was bedeutet das für dich, wenn du nicht das Glück hattest, ein paar Wochen im sizilianischen Dorf zu verbringen? Ich versuche es mal objektiv zu erklären:
Das Opening vermittelt, zweifelsohne, Rasierseifen-Vibes. Nicht etwa das Billo-Zeug aus der Drogierie - nein, das gute Zeug aus der Prä-4711-Ära. Viel Zitrik, allerdings so differenziert, dass du tatsächlich die verschiedenen Früchte wahrnehmen kannst. Diese Seife haftet an die für gut 15-20 Minuten, bevor der Drydown sich, langsam aber sicher, bemerkbar macht.
Die saubere Anmut bleibt erhalten, doch es wird etwas hölzerner und die Zitrik nimmt merkbar ab. Die Definition eines cleanen, gefälligen "nobrainer" Dufts - aber tatsächlich im positiveren Sinne. Der Hortus riecht definitiv wertiger als alles "seifig-cleane", das man aus der Designer-Ecke kennt.
Nach etwa 45 Minuten bleibt der Duft auch hierbei und verhält sich weitestgehend linear. Ab hier nimmt man, langsam aber sicher wahr, dass solch ein Duft nicht von langer Dauer ist. Obgleich die Sillage (für dieses Duftprofil) erstaunend gut ist, ist er nach 4 Stunden nur noch marginal hautnah wahrnehmbar, nach 6 Stunden ist er verflogen.
Der Elefant im Raum ist hier definitiv der Preis. Gelistet bei 200 €, habe ich ein großes Fragezeichen im Gesicht. Ja, der Duft kann was und ist definitiv die beste Rasierseife, die ich jemals gerochen habe, aber eben auch nicht mehr als das - viel mehr würde mich mein Sizilien-Flashback zu einem Kauf animieren. Doch will ich das so oft erleben wollen, dass ich einen ganzen Flakon bräuchte? Nein - mein Daily wird das definitiv nicht. Für einen Gelegenheitsduft ist er mir dann eben zu simpel gehalten. In meiner Nase könnte das hier ein marginal komplexerer Aqua di Parma Duft sein.
Wäre der Duft irgendwo in der Region von 130-160 € angesiedelt, hätte ich sicher intensiver überlegt. Beim aktuellen Listenpreis empfinde ich ihn aber als zu unspektakulär, um gegen Rivalen in selber Preisliga antreten zu können.
2 Antworten

Ich mag ja das Bild, dass Du im ersten Teil beschreibst. Mir vermitteln solche Atmosphären Düfte oft besser als sachliche Analysen, schließlich ist ja unsere Nase auch mit Erinnerungen und Emotionen verbunden und analysiert nicht dauernd ;-)

Ja, ich verstehe dich schon. Mir ist das meist aber zu viel abstrakte Dichterei, weshalb ich mich eigentlich auf "Du kennst Honig? Das riecht nach Honig" eingeschossen habe. Aber schauen wir mal, was die nächsten Proben so auslösen. :)