13
Hilfreiche Rezension
Niemals schwer, immer freundlich, licht und leicht
Ohne danach gesucht zu haben, finde ich in diesem Pröbchen von L'Eau Boisée ein für mich erträgliches Terre d'Hermès. Freunde des letzteren mag mein Vergnügen befremden. Ich muss dazu anmerken, Terre d'Hermès seinerzeit in die engere Wahl genommen zu haben, bis eine traumatische Erfahrung dem ein Ende machte. Nur so viel: Liebe Freunde von Terre d'Hermès, bitte badet nicht vor dem Theaterbesuch darin. Ich glaube, bis heute muss ich Nachts zuweilen davon träumen. Wo ich es wittere, kämpfen Anziehung und Missfallen in mir.
Über Guerlains L'Eau Boisée findet man hier nicht wenige kritische Stimmen. L'Eau Boisée sei uninspiriert, langweilig, schwach. Mich inspiriert es allerdings zu diesem Kommentar – nicht zuletzt deshalb, weil hier so viele unterschiedliche, oft widersprüchliche Meinungen aufscheinen. Von „in seiner Gesamtwirkung zu harmlos“ bis „sehr stechend ... und Kopfschmerzen verursachen[d]“. Mit Driver kann ich dagegen sagen: „Yatagan hat recht. Dieser Guerlain ist sehr gefällig.“ Leimbacher entdeckt eine familiäre Nähe zum Guerlain Homme, die ich nicht sehe. Der Homme kommt für mich weitaus moderner, beinahe synthetisch und androgyn daher. Kuriose Erfahrung von Tom14: „Selten habe ich einen Duft probiert, der mich von der ersten bis zur letzten Sekunde mit solch scharfer Aggressivität in die Ecke treibt, dass ich völlig wehrlos bin.“ Ein krasser Fall hautchemischer Unverträglichkeit, wie er einräumt.
Um dem Leser eine Einordnung meiner Beschreibung des Verlaufs zu ermöglichen, schicke ich voraus, die traditionell männlichen, kraftvollen Vertreter nicht zu verschmähen. Aber auch klassische Eleganz sowie einen zitrischen Start liebe ich.
Entgegenkommenderweise startet L'Eau Boisée intensiv zitrisch-frisch. In der Kopfnote wird es herber, mit einer lichten Holzigkeit. Dann regiert vorübergehend das Vetiver. Schließlich setzt sich eine Basis aus holziger Moschus-Wärme durch, während sich darüber Vetiver und zitrische Noten die Waage halten. Das alles niemals schwer, sondern hell und leicht. Der Rum bleibt vom Start weg abwesend und mag die Alchemie unbemerkt unterstützen. Vielleicht erzeugt die Gemeinsamkeit der Ingredienzien von Zitrus, Rosengeranie, Vetiver und Hölzern diesen Terre d'Hermès-Effekt. Wo mich allerdings die nahezu toxische Zudringlichkeit des Terre d'Hermès im Theaterparkett einst traumatisierte, zieht mich das lichte, freundliche Boisée an.
Haltbarkeit und Intensität werfen zunächst Fragezeichen auf. Mit diesem Eindruck von Understatement mag sich daher Tom14s kurioses Erlebnis „Hartnäckig ist gar kein Ausdruck“ so gar nicht verbinden. Beim ersten vorabendlichen Test trat vielmehr wiederholt die Sorge auf, der Guerlain könnte schlappmachen. Doch weit gefehlt, beim Einschlafen bleibt ein schwebender Akkord aus Vetiver, Zitrus und Hölzern präsent; am folgenden Morgen nehme ich ihn noch immer wahr. Hat man im Umgang mit L'Eau Boisée Vertrauen gefasst, kann man sich auf seine dezente Präsenz verlassen.
Ein angenehm unaufgeregtes, lichteres Terre d'Hermès, das dessen Getöse durch freundliche Eleganz ersetzt.
Über Guerlains L'Eau Boisée findet man hier nicht wenige kritische Stimmen. L'Eau Boisée sei uninspiriert, langweilig, schwach. Mich inspiriert es allerdings zu diesem Kommentar – nicht zuletzt deshalb, weil hier so viele unterschiedliche, oft widersprüchliche Meinungen aufscheinen. Von „in seiner Gesamtwirkung zu harmlos“ bis „sehr stechend ... und Kopfschmerzen verursachen[d]“. Mit Driver kann ich dagegen sagen: „Yatagan hat recht. Dieser Guerlain ist sehr gefällig.“ Leimbacher entdeckt eine familiäre Nähe zum Guerlain Homme, die ich nicht sehe. Der Homme kommt für mich weitaus moderner, beinahe synthetisch und androgyn daher. Kuriose Erfahrung von Tom14: „Selten habe ich einen Duft probiert, der mich von der ersten bis zur letzten Sekunde mit solch scharfer Aggressivität in die Ecke treibt, dass ich völlig wehrlos bin.“ Ein krasser Fall hautchemischer Unverträglichkeit, wie er einräumt.
Um dem Leser eine Einordnung meiner Beschreibung des Verlaufs zu ermöglichen, schicke ich voraus, die traditionell männlichen, kraftvollen Vertreter nicht zu verschmähen. Aber auch klassische Eleganz sowie einen zitrischen Start liebe ich.
Entgegenkommenderweise startet L'Eau Boisée intensiv zitrisch-frisch. In der Kopfnote wird es herber, mit einer lichten Holzigkeit. Dann regiert vorübergehend das Vetiver. Schließlich setzt sich eine Basis aus holziger Moschus-Wärme durch, während sich darüber Vetiver und zitrische Noten die Waage halten. Das alles niemals schwer, sondern hell und leicht. Der Rum bleibt vom Start weg abwesend und mag die Alchemie unbemerkt unterstützen. Vielleicht erzeugt die Gemeinsamkeit der Ingredienzien von Zitrus, Rosengeranie, Vetiver und Hölzern diesen Terre d'Hermès-Effekt. Wo mich allerdings die nahezu toxische Zudringlichkeit des Terre d'Hermès im Theaterparkett einst traumatisierte, zieht mich das lichte, freundliche Boisée an.
Haltbarkeit und Intensität werfen zunächst Fragezeichen auf. Mit diesem Eindruck von Understatement mag sich daher Tom14s kurioses Erlebnis „Hartnäckig ist gar kein Ausdruck“ so gar nicht verbinden. Beim ersten vorabendlichen Test trat vielmehr wiederholt die Sorge auf, der Guerlain könnte schlappmachen. Doch weit gefehlt, beim Einschlafen bleibt ein schwebender Akkord aus Vetiver, Zitrus und Hölzern präsent; am folgenden Morgen nehme ich ihn noch immer wahr. Hat man im Umgang mit L'Eau Boisée Vertrauen gefasst, kann man sich auf seine dezente Präsenz verlassen.
Ein angenehm unaufgeregtes, lichteres Terre d'Hermès, das dessen Getöse durch freundliche Eleganz ersetzt.