10.05.2020 - 04:49 Uhr
MonsieurTest
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MonsieurTest
Top Rezension
34
Elegant schwebende Hölzer musizieren über Limette-Minz-Rum Akkord
Das ist ein ganz feiner, zurückhaltender und elegant komponierter Sommerduft!
Vermutlich muss man ihn öfter tragen - und am besten in den passenden Umgebungen, im Urlaub am Mittelmeer etwa, um seine ganze Finesse zu erkennen und zu genießen. Im Parfum-Laden geht dieser eher leise Musikant im Konzert mit den lauteren Konkurrenten wohl schnell unter.
Eau boisée ist, wie der Name freundlicherweise kundtut, ein Duft bei dem das Holz im Vordergrund steht. Das muss man mögen. Wer eine Allergie gegen Bleistifte hat, halte sich besser fern. Aber wenn man diesen Anspitzgeruch frisch geschabter Hölzer mag, dann arrangiert Thierry Wasser diese wohl von Zedern oder Ähnlichem stammende Note auf die raffinierteste mir bekannte Art, sommerlich leicht: Die Hölzer scheinen über einem tatsächlich zart süßlichen Rum-Limetten-Akkord und (ganz hintergründiger) Minze zu schweben. Vermutlich bekommen sieh dabei Flughilfe und Extra-Auftrieb von einer großen Portion Iso E Super. Das alles ist aber so gut komponiert, dass die Nuancen wunderbar cremig vermischt miteinander verschmelzen. In meiner Nase dieselt hier nichts synthetisch oder spitz.
Wer die Bleistift-Zedern-Note mag, und Laliques White schätzt oder auch den stärker nach vorne preschenden Holzeinsatz von Quorums Silver goutiert, der findet in diesem holzigsten aller mir bekannten Guerlains ein ähnliches Thema; verfeinert mit der dezenten Rumnote und mit einer sanften Limette, welche dieses Eau boisée von den genannten Hellholzfavoriten zum rundesten und elegantesten Duft macht.
Das Vetiver, für viele ein Angstthema, ist hier ebenfalls besänftigt und gedimmt. Während ich für Guerlains berühmtes Vetiver EdT viele Anläufe brauchte, um es langsam zu schätzen und selten zu tragen, erschloss sich mir das Eau boisée viel schneller. Als 'klassische Dämpfung' könnte man diese Formulierungskünste Thierry Wassers (mit dem großen Philologen Leo Spitzer) bezeichnen.
Die Sillage dieser feinen Komposition ist gewiss nicht gewaltig, aber eben auch nicht so schwach, wie bei Parfumo gelegentlich bemängelt wurde. Sie erzeugt vielmehr jenen für raffinierte, verführerische Parfums kennzeichnenden Schwebe- oder Rätseleffekt, der nur andeutet und anlockt und damit anziehend wirkt: Wer (und was?) duftet denn hier so fein und lecker? Die Haltbarkeit, in diesem dezent anziehenden hautnahen Bereich ist ebenfalls gut, wenn auch nicht bombastisch: im warmen Süden etwa 5 Stunden, bei kühleren Temperaturen etwas länger. Und ein Rest auf der Haut oder dem Hemd bleibt noch über Nacht.
Wenn denn Parfumo.de mehrere Signaturdüfte erlaubte, mithin ein Herz für Schizos hätte - die meisten hier leben doch mit ihren stetig anschwellenden Düfte-Sammlungen als solche - und signieren zudem mit Phantasienamen? - dann firmierte Guerlains Eau boisée zweifellos als einer meiner Sommer-Signaturdüfte. Aber gut: das Bürgerliche Gesetzbuch besteht wohl auf einer einzigen Signatur. Und Parfumo.de hält sich (leider) daran.
Bevor morgen die Eisheiligen den Frühling weghexen, soll heute noch einmal ein sonniger Corona-Sonntag mit diesem wunderbar beschwingten Sommerduft veredelt werden. Und hoffentlich kommen wir diesen Sommer ans Mittelmeer... - um diesen warmen Duft an korsischen Stränden, Dorfplätzen und Macchia-Pfaden in seinem schönsten Habitat zu genießen...
Vermutlich muss man ihn öfter tragen - und am besten in den passenden Umgebungen, im Urlaub am Mittelmeer etwa, um seine ganze Finesse zu erkennen und zu genießen. Im Parfum-Laden geht dieser eher leise Musikant im Konzert mit den lauteren Konkurrenten wohl schnell unter.
Eau boisée ist, wie der Name freundlicherweise kundtut, ein Duft bei dem das Holz im Vordergrund steht. Das muss man mögen. Wer eine Allergie gegen Bleistifte hat, halte sich besser fern. Aber wenn man diesen Anspitzgeruch frisch geschabter Hölzer mag, dann arrangiert Thierry Wasser diese wohl von Zedern oder Ähnlichem stammende Note auf die raffinierteste mir bekannte Art, sommerlich leicht: Die Hölzer scheinen über einem tatsächlich zart süßlichen Rum-Limetten-Akkord und (ganz hintergründiger) Minze zu schweben. Vermutlich bekommen sieh dabei Flughilfe und Extra-Auftrieb von einer großen Portion Iso E Super. Das alles ist aber so gut komponiert, dass die Nuancen wunderbar cremig vermischt miteinander verschmelzen. In meiner Nase dieselt hier nichts synthetisch oder spitz.
Wer die Bleistift-Zedern-Note mag, und Laliques White schätzt oder auch den stärker nach vorne preschenden Holzeinsatz von Quorums Silver goutiert, der findet in diesem holzigsten aller mir bekannten Guerlains ein ähnliches Thema; verfeinert mit der dezenten Rumnote und mit einer sanften Limette, welche dieses Eau boisée von den genannten Hellholzfavoriten zum rundesten und elegantesten Duft macht.
Das Vetiver, für viele ein Angstthema, ist hier ebenfalls besänftigt und gedimmt. Während ich für Guerlains berühmtes Vetiver EdT viele Anläufe brauchte, um es langsam zu schätzen und selten zu tragen, erschloss sich mir das Eau boisée viel schneller. Als 'klassische Dämpfung' könnte man diese Formulierungskünste Thierry Wassers (mit dem großen Philologen Leo Spitzer) bezeichnen.
Die Sillage dieser feinen Komposition ist gewiss nicht gewaltig, aber eben auch nicht so schwach, wie bei Parfumo gelegentlich bemängelt wurde. Sie erzeugt vielmehr jenen für raffinierte, verführerische Parfums kennzeichnenden Schwebe- oder Rätseleffekt, der nur andeutet und anlockt und damit anziehend wirkt: Wer (und was?) duftet denn hier so fein und lecker? Die Haltbarkeit, in diesem dezent anziehenden hautnahen Bereich ist ebenfalls gut, wenn auch nicht bombastisch: im warmen Süden etwa 5 Stunden, bei kühleren Temperaturen etwas länger. Und ein Rest auf der Haut oder dem Hemd bleibt noch über Nacht.
Wenn denn Parfumo.de mehrere Signaturdüfte erlaubte, mithin ein Herz für Schizos hätte - die meisten hier leben doch mit ihren stetig anschwellenden Düfte-Sammlungen als solche - und signieren zudem mit Phantasienamen? - dann firmierte Guerlains Eau boisée zweifellos als einer meiner Sommer-Signaturdüfte. Aber gut: das Bürgerliche Gesetzbuch besteht wohl auf einer einzigen Signatur. Und Parfumo.de hält sich (leider) daran.
Bevor morgen die Eisheiligen den Frühling weghexen, soll heute noch einmal ein sonniger Corona-Sonntag mit diesem wunderbar beschwingten Sommerduft veredelt werden. Und hoffentlich kommen wir diesen Sommer ans Mittelmeer... - um diesen warmen Duft an korsischen Stränden, Dorfplätzen und Macchia-Pfaden in seinem schönsten Habitat zu genießen...
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