14.02.2011 - 20:23 Uhr

Apicius
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Apicius
Top Rezension
37
Eine hochfeine Komposition
Zu Spiritueuse Double Vanille ist vor allem eins festzuhalten: Guerlain kann Vanille!
Schon für Jicky wählte man im 19. Jahrhundert die Vanille als bestimmenden Anteil der Basisnote, und seitdem begegnet sie uns in den Parfums dieser Marke immer wieder. Auf gelegentlichen Guerlain Events und Präsentationen erfährt man dazu eine Geschichte: Das Vanillin für die Guerlain Düfte werde nicht mit dem heute üblichen industriellen Verfahren hergestellt, sondern mit einer früheren, eben schon im 19. Jahrhundert bekannten Methode. Das sei zwar teurer, doch im Ergebnis sei das Vanillin bei weitem nicht so pur, sondern weise charakteristische Verunreinigungen auf. Auch wenn das vielleicht nur eine Legende ist, man möchte es glauben. Denn die Guerlain Vanillen scheinen doch immer einen kleinen Tick anders zu sein - oft sind sie ein wenig „dreckig“, oft mit unerwarteten Nuancen.
Fast jede Parfumlinie bietet mindestens einen vanilligen Orientalen. Da wird die Vanille meist mit Tonkabohne zusammengebracht, und gerne auch noch mit Patchouli aufgerauht. Oft ist das dann so kräftig, opulent und süßlich, dass man davor zurückschreckt. Auch die positiven Beispiele dieser Duftrichtung zeichnen sich durch eine merkwürdige Übereinstimmung aus. Es scheint halt immer die gleiche Masche zu sein. Es gibt aber doch seltene Fälle beachtlicher Ergebnisse, die den Guerlain Orientalen ein wenig nahekommen. Am preiswerten J‘S Exté Man wurde mir deutlich, dass der Abstand dort nur von geübten Nasen wahrnehmbar ist.
Schwierig finde ich an der vanilligen Duftrichtung, dass ihre Vertreter oft so kräftig und laut sind wie ein olfaktorischer Kindergeburtstag. Damit freilich verschont uns Jean-Paul Guerlain. Spiritueuse Double Vanille ist eine wahnsinnig leise, zurückhaltende Vanille. Hier geht es um die Sache, nicht um den Schnellkauf in der Fußgängerzone.
Angenehm finde ich, dass wohl auf die Tonkabohne verzichtet wurde. Tonka ist der Vanille ähnlich, aber ist es ist halt doch ein anderer Geruch. Ich habe den Eindruck, die Tonkabohne ist die Allzweckwaffe, mit der man verhindern will, dass eine vanillige Note sich in Richtung Griesbrei entwickelt. Jean-Paul Guerlain hat zu diesem Zweck jedoch anderes unternommen, wie die Duftpyramide nahelegt.
Und Jean-Paul Guerlain ist ein Meister seines Fachs: Sehr schön finde ich, wie er die kaum wahrnehmbare rosenartige Note einsetzt. Keineswegs wirkt das süßlich-floral, sondern verleiht dem Duft lediglich Tiefe. Die Abstimmung mit den würzigen Noten ist wunderbar. Dabei ist alles nur noch in Nuancen wahrnehmbar - was für ein Unterschied zu den meisten anderen Parfums!
Der Bier-Assoziation meiner Vorredner kann ich mich nur bedingt anschließen. Als Kind habe ich neben einer Brauerei gewohnt. Es ist nicht wirklich fertiges Bier, sondern es sind Vorprodukte, gärende Bierhefe in irgendwelchen Bottichen - die uns allerdings in vielen Kilometern Abstand in diesem Parfum erreichen mag.
Spiritueuse Double Vanille ist eine hochfeine Komposition. Auf ganz andere Art als sonst stellt sich hier die Frage nach der Tragbarkeit. Spiritueuse Double Vanille wird sicher niemals nervig werden - aber sie stellt hohe Ansprüche an den Träger und die Trägerin. Man kann diesen Duft nicht würdigen, wenn man ihn nur so nebenbei trägt - sei es zum Theaterbesuch, sei es zum sonntäglichen Spaziergang. Das trägt man nicht für andere, sondern für sich selbst. Mit Spiritueuse Double Vanille zieht man sich besser zurück und schließt die Fenster, um der Vanille und ihrer Umgebung nachzuspüren.
Damit ist Spiritueuse Double Vanille auch innerhalb des Guerlain Universums etwas Besonderes: ein introvertiertes Werk für stille Genießer. Die Einstufung als Damenduft halte ich indes für falsch, und auf der Guerlain Webseite fehlt ebenfalls ein entsprechender Hinweis. Bei aller Begeisterung - eine erotische Seite hat Spiritueuse Double Vanille nicht, und so fehlt mir der Grund für eine solche Zuordnung.
Schon für Jicky wählte man im 19. Jahrhundert die Vanille als bestimmenden Anteil der Basisnote, und seitdem begegnet sie uns in den Parfums dieser Marke immer wieder. Auf gelegentlichen Guerlain Events und Präsentationen erfährt man dazu eine Geschichte: Das Vanillin für die Guerlain Düfte werde nicht mit dem heute üblichen industriellen Verfahren hergestellt, sondern mit einer früheren, eben schon im 19. Jahrhundert bekannten Methode. Das sei zwar teurer, doch im Ergebnis sei das Vanillin bei weitem nicht so pur, sondern weise charakteristische Verunreinigungen auf. Auch wenn das vielleicht nur eine Legende ist, man möchte es glauben. Denn die Guerlain Vanillen scheinen doch immer einen kleinen Tick anders zu sein - oft sind sie ein wenig „dreckig“, oft mit unerwarteten Nuancen.
Fast jede Parfumlinie bietet mindestens einen vanilligen Orientalen. Da wird die Vanille meist mit Tonkabohne zusammengebracht, und gerne auch noch mit Patchouli aufgerauht. Oft ist das dann so kräftig, opulent und süßlich, dass man davor zurückschreckt. Auch die positiven Beispiele dieser Duftrichtung zeichnen sich durch eine merkwürdige Übereinstimmung aus. Es scheint halt immer die gleiche Masche zu sein. Es gibt aber doch seltene Fälle beachtlicher Ergebnisse, die den Guerlain Orientalen ein wenig nahekommen. Am preiswerten J‘S Exté Man wurde mir deutlich, dass der Abstand dort nur von geübten Nasen wahrnehmbar ist.
Schwierig finde ich an der vanilligen Duftrichtung, dass ihre Vertreter oft so kräftig und laut sind wie ein olfaktorischer Kindergeburtstag. Damit freilich verschont uns Jean-Paul Guerlain. Spiritueuse Double Vanille ist eine wahnsinnig leise, zurückhaltende Vanille. Hier geht es um die Sache, nicht um den Schnellkauf in der Fußgängerzone.
Angenehm finde ich, dass wohl auf die Tonkabohne verzichtet wurde. Tonka ist der Vanille ähnlich, aber ist es ist halt doch ein anderer Geruch. Ich habe den Eindruck, die Tonkabohne ist die Allzweckwaffe, mit der man verhindern will, dass eine vanillige Note sich in Richtung Griesbrei entwickelt. Jean-Paul Guerlain hat zu diesem Zweck jedoch anderes unternommen, wie die Duftpyramide nahelegt.
Und Jean-Paul Guerlain ist ein Meister seines Fachs: Sehr schön finde ich, wie er die kaum wahrnehmbare rosenartige Note einsetzt. Keineswegs wirkt das süßlich-floral, sondern verleiht dem Duft lediglich Tiefe. Die Abstimmung mit den würzigen Noten ist wunderbar. Dabei ist alles nur noch in Nuancen wahrnehmbar - was für ein Unterschied zu den meisten anderen Parfums!
Der Bier-Assoziation meiner Vorredner kann ich mich nur bedingt anschließen. Als Kind habe ich neben einer Brauerei gewohnt. Es ist nicht wirklich fertiges Bier, sondern es sind Vorprodukte, gärende Bierhefe in irgendwelchen Bottichen - die uns allerdings in vielen Kilometern Abstand in diesem Parfum erreichen mag.
Spiritueuse Double Vanille ist eine hochfeine Komposition. Auf ganz andere Art als sonst stellt sich hier die Frage nach der Tragbarkeit. Spiritueuse Double Vanille wird sicher niemals nervig werden - aber sie stellt hohe Ansprüche an den Träger und die Trägerin. Man kann diesen Duft nicht würdigen, wenn man ihn nur so nebenbei trägt - sei es zum Theaterbesuch, sei es zum sonntäglichen Spaziergang. Das trägt man nicht für andere, sondern für sich selbst. Mit Spiritueuse Double Vanille zieht man sich besser zurück und schließt die Fenster, um der Vanille und ihrer Umgebung nachzuspüren.
Damit ist Spiritueuse Double Vanille auch innerhalb des Guerlain Universums etwas Besonderes: ein introvertiertes Werk für stille Genießer. Die Einstufung als Damenduft halte ich indes für falsch, und auf der Guerlain Webseite fehlt ebenfalls ein entsprechender Hinweis. Bei aller Begeisterung - eine erotische Seite hat Spiritueuse Double Vanille nicht, und so fehlt mir der Grund für eine solche Zuordnung.
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