Egra for Men

MarkRipley
06.10.2016 - 09:16 Uhr
2
4
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft

Der Inbegriff des soliden Alltagsparfums

Als Blindkauf kam Egra zu mir und machte schon kurz nach dem Öffnen der Kartonage keinen guten Eindruck: Der Flakon sieht auf Fotos sehr viel wertiger aus als in der Realität. Die Plastikummantelung ist zwar griffig, erinnert jedoch an eine Duschgelflasche (nur härter) oder ein völlig überdimensioniertes Feuerzeug von der Tanke. Die Klappe am Sprayer nervt mich beim Sprühen leider auch sehr, da sie dazu tendiert, immer wieder zurückzukippen. Ein bisschen Fingergymnastik ist also gefragt, damit das erfolgreiche Auftragen gewährleistet ist.

Kurz nach dem Aufsprühen folgte die nächste Enttäuschung. Mein erster Gedanke: Ach, das meinten die mit "ähnlich wie Cool Water bzw. Green Irish Tweet"! Zu Green Irish Tweet kann ich mich zwar nicht äußern, da ich ihn noch nicht getestet habe, aber die CW-Assoziationen habe ich auch, obwohl ich CW nie besessen habe und nur von Kollegen kenne (in der Alterklasse von 30-40 ist der in meiner Region noch extrem verbreitet). Eine wirkliche Duftnoteneinordnung fällt zu Beginn sehr schwer, da mir eher ein duschgelig-frischer Matsch entgegenkommt. Ein wenig werde ich auch an meine Jugend erinnert, in der ich eine Zeit lang Axe Alaska als Duschgel verwendet habe und es wohl in etwa so gerochen hat, wenn ich der Dusche entstiegen bin - es fehlt bloß diese Aquaten-Synthetik.
Ist das jetzt schlecht? Nein, natürlich nicht, aber halt auch belanglos hoch 10. Glücklicherweise hat der Duft noch etwas mehr zu bieten im Drydown.

Beim direkten Riechen an der besprühten Stelle ändert sich über Stunden eigentlich nichts, aber der Geruch der in der Luft liegt bzw. in der Sillagewolke, wird tatsächlich immer besser, zumal er auch eine etwas andere Duftrichtung als Cool Water einschlägt: Insgesamt entwickelt sich Egra zu einem weich-cremigen Veilchenduft, der sich aber immer eine gewisse Rest-Frische bewahrt und nach etwa 30 min nach dem Aufsprühen auch erstaunlich natürlich riecht. Im Gegensatz zu Cool Water würde ich Egra deswegen auch als unisex einstufen.

Den in einigen YouTube-Videos erwähnten Tannennadelgeruch kann ich nicht so ganz nachvollziehen, jedoch schreibe ich der Tannennadel-Note in der Herznote die bereits erwähnte leichte Frische zu, die den Duft auch nicht zu blumig werden lässt. Im weiteren Duftverlauf ändert sich nicht mehr viel, außer dass Egra noch etwas süßer und ambrierter wird.

Haltbarkeit: bei mir leider schon nach knapp 5 Stunden ein reiner Skinscent; nach insgesamt 8 Stunden komplett weg

Sillage: zurückhaltend, körpernah, bürotauglich, passend

Flakon: unpraktisch, eher hässlich, Plastik-Zippo-Look

~Fazit~

Auch wenn Egra nicht die große Offenbarung ist, bin ich durchaus zufrieden. Seine allgemeine Performance könnte besser sein, der Start ist belanglos und duschgelig, aber im Drydown gibt's dann doch unglaublich viel Duft für unter 20€! Die Veilchennote ist gut umgesetzt, wird nie nervig oder stechend und begleitete mich über die gesamte Länge der Haltbarkeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Egra irgendwo anecken könnte - so weich, cremig und glatt ist er nach der Anfangsphase. Ergänzt werden diese Eigenschaften noch durch seine Vielseitigkeit: Bis auf kühle Winter passt er zu jeder Jahreszeit und macht auch bei Hitze eine gute Figur, da er auch niemals zu süß oder schwer wird.
Wer eine wertige Cool Water Alternative sucht, sollte Egra mal testen. Wer aus dieser Duftrichtung allerdings schon so einiges getestet hat und ein oder mehrere Düfte dieser Art besitzt, für den ist Egra einfach zu unspannend und somit überflüssig. Mir wird er an der Arbeit auf jeden Fall gute Dienste leisten.
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