20.09.2015 - 03:17 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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36
Deutschlands dümmster Duft
Von vornherein - das gebe ich zu - hatte ich geringe Erwartungen an diesen Duft, der scheinbar ausschließlich über den hochexklusiven Vertriebskanal des Teleshoppings angeboten wird. 'Gerade höre ich von meinem Redakteur, dass wir begrenzt sind - jetzt sollten sich die Kennerinnen schnell ihr Exemplar dieses traumhaft sinnlichen Parfums sichern, bevor die Nachbarin zugegriffen hat, und Sie leer ausgehen!' So oder so ähnlich.
Thomas Rath, Pate und mutmaßlicher Auftraggeber des gleichnamigen Dufts, ist übrigens der kleine Mann mit den Hochwasserhosen und der karierten Weste, der zwei oder drei Staffeln lang zur Entourage von Heidi Klum gehörte und mit ihr gemeinsam ahnungslose Mädchen aus Castrop-Rauxel oder Sömmerda ihrer Weltkarriere als Topmodel entgegentrainierte. Wenn dann am Ende jeder Folge doch wieder eine nach Hause fahren musste, drückte er manchmal ein Tränchen. Außerhalb von Heidis Show und abseits des Teleshoppingsenders, auf dem er neben Mode aus pflegeleichter Microfaser, die man in Raten zahlen kann, auch dieses Parfum vertreibt, hört man wenig bis nichts von Thomas Rath.
Was kann man sagen über diesen Duft? Einleitend thematisiert er Zitrusfrüchte (oder etwas sehr Ähnliches), denen er gelbe und rote Steinfrüchte und Beeren bzw. deren schrille Karikatur nachfolgen lässt. Er hat dabei die Lautstärke und Klangfarbe einer Jahrmarkttrompete - süß wie Liebesperlen, knallbunt wie Paradiesäpfel, klebrig wie Zuckerwatte - und verbindet Weiblichkeit und Charme von Daisy Duck mit der Grandezza und Reife von Prinzessin Lillifee. Nach dem brachialen Fruchtzuckerauftakt (der zu messbarer Insulinausschüttung führen dürfte) verklingt die Süße rasch - wie eins der kleinen rosa Trommelhäschen nachlässt, das eine minderwertige Batterie im Rücken hat, während daneben das Duracell-Siegerhäschen eifrig weitertrommelt - was kaum bedauert werden kann.
'Deutschlands dümmster Duft' - man sehe mir die Headline im Stile unserer größten Boulevardzeitung nach. Was mich - über die erwähnten Unzulänglichkeiten des Duftes hinaus - jedoch beinahe noch mehr überrascht, ist sein vermeintlich exklusiv gewählter Vertrieb. Die Bekanntheit des Herrn Rath dürfte von überschaubarer Lebensdauer sein - wäre es nicht klüger gewesen, das knappe Zeitfenster zu nutzen, die Drogeriemärkte der Republik mit diesem Duft zu pflastern? An einer Dreizehnjährigen mag die plakative Süße reizend sein, Dreizehnjährige kennen und mögen Thomas Rath (weil er immer so nett war auch zu jenen Mädchen, die zwar 'wunderschöne Mädchen sind', aber trotzdem nach Hause fahren müssen, 'weil die anderen ihr Potenzial heute einfach besser abgerufen haben, Schatz') - und vielleicht findet bei denen auch der sternförmige Flakon Gefallen?
Fazit: ein Duft von verblüffend geringem Ehrgeiz, flach und beinahe empörend gewöhnlich. Er dürfte schon bald wieder verschwunden sein - wer ihn noch testen möchte, sollte sich beeilen, denn 'gerade höre ich aus der Regie, wir sind begrenzt!'
Thomas Rath, Pate und mutmaßlicher Auftraggeber des gleichnamigen Dufts, ist übrigens der kleine Mann mit den Hochwasserhosen und der karierten Weste, der zwei oder drei Staffeln lang zur Entourage von Heidi Klum gehörte und mit ihr gemeinsam ahnungslose Mädchen aus Castrop-Rauxel oder Sömmerda ihrer Weltkarriere als Topmodel entgegentrainierte. Wenn dann am Ende jeder Folge doch wieder eine nach Hause fahren musste, drückte er manchmal ein Tränchen. Außerhalb von Heidis Show und abseits des Teleshoppingsenders, auf dem er neben Mode aus pflegeleichter Microfaser, die man in Raten zahlen kann, auch dieses Parfum vertreibt, hört man wenig bis nichts von Thomas Rath.
Was kann man sagen über diesen Duft? Einleitend thematisiert er Zitrusfrüchte (oder etwas sehr Ähnliches), denen er gelbe und rote Steinfrüchte und Beeren bzw. deren schrille Karikatur nachfolgen lässt. Er hat dabei die Lautstärke und Klangfarbe einer Jahrmarkttrompete - süß wie Liebesperlen, knallbunt wie Paradiesäpfel, klebrig wie Zuckerwatte - und verbindet Weiblichkeit und Charme von Daisy Duck mit der Grandezza und Reife von Prinzessin Lillifee. Nach dem brachialen Fruchtzuckerauftakt (der zu messbarer Insulinausschüttung führen dürfte) verklingt die Süße rasch - wie eins der kleinen rosa Trommelhäschen nachlässt, das eine minderwertige Batterie im Rücken hat, während daneben das Duracell-Siegerhäschen eifrig weitertrommelt - was kaum bedauert werden kann.
'Deutschlands dümmster Duft' - man sehe mir die Headline im Stile unserer größten Boulevardzeitung nach. Was mich - über die erwähnten Unzulänglichkeiten des Duftes hinaus - jedoch beinahe noch mehr überrascht, ist sein vermeintlich exklusiv gewählter Vertrieb. Die Bekanntheit des Herrn Rath dürfte von überschaubarer Lebensdauer sein - wäre es nicht klüger gewesen, das knappe Zeitfenster zu nutzen, die Drogeriemärkte der Republik mit diesem Duft zu pflastern? An einer Dreizehnjährigen mag die plakative Süße reizend sein, Dreizehnjährige kennen und mögen Thomas Rath (weil er immer so nett war auch zu jenen Mädchen, die zwar 'wunderschöne Mädchen sind', aber trotzdem nach Hause fahren müssen, 'weil die anderen ihr Potenzial heute einfach besser abgerufen haben, Schatz') - und vielleicht findet bei denen auch der sternförmige Flakon Gefallen?
Fazit: ein Duft von verblüffend geringem Ehrgeiz, flach und beinahe empörend gewöhnlich. Er dürfte schon bald wieder verschwunden sein - wer ihn noch testen möchte, sollte sich beeilen, denn 'gerade höre ich aus der Regie, wir sind begrenzt!'
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