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Zefiro 2015

Danieru
30.11.2021 - 08:57 Uhr
6
Hilfreiche Rezension
8
Preis
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft

Ein Appell für längeres Testen

Xerjoff, die wohl meist gehypte Marke aus dem Jahr 2021, jedenfalls kommt es mir so vor. Allen voran Xerjoffs Aushängeschild Naxos erfreute und erfreut sich äußerster Beliebtheit, nicht nur im Parfumo-Universum, sondern auch außerhalb. Wehe dem, der dieses Heiligtum nicht wertschätzen möge ;)

Jedoch soll es bei der hiesigen Rezension nicht um die Marke als solche und insbesondere nicht um Naxos gehen, hierzu gibt es beileibe genug Rezensionen und Statements, welche sich mit dem Duft auseinandersetzen und beinahe täglich werden es mehr, sondern vielmehr widme ich mich dem "vernachlässigten" Xerjoff Zefiro.

Diesen bestellte ich als Abfüllung neben Naxos und Renaissance im Soukbereich. Zunächst musste natürlich Naxos getestet werden, danach war Renaissance an der Reihe und zuletzt Zefiro.

Ich sprühte ihn mir auf das Handgelenk und war begeistert. So etwas habe ich noch nie zuvor gerochen.

Der Duft beginnt mit einem staubtrockenen Weihrauch. Dies rührt für mein Dafürhalten aus dem Weihrauch als solchem, gepaart mit der im Duft vorhandenen Iris, welche hier im Vergleich zu anderen Düften nicht pudrig, sondern trocken daherkommt. In den ersten 30 Minuten nach dem Aufsprühen lässt sich auch nichts Anderes erahnen, der Duft bleibt eindimensional. Danach mischt sich zu diesem Weihrauch eine feine ausbalancierte Würze hinzu, zeitgleich aber auch eine leichte mitschwingende Süße. Dominant bleibt jedoch weiterhin der Weihrauch, wobei sich die staubtrockene Iris langsam zurückzieht. Nach etwa einer Stunde nimmt man sodann immer noch den Weihrauch wahr, allerdings wird Zefiro dann süßer und für meinen Geschmack erträglicher und alltagstauglicher. Die säuerlich anmutende Süße, die ich dem Weinmost zuordne, nimmt immer mehr Raum ein. Mit zunehmenden Zeitablauf verliert Zefiro den dominanten Weihrauch, er bleibt aber bis zum Schluss präsent, allerdings in abgeschwächter Form. Nach etwa zwei Stunden sind die Gewürze weg und der Duft wird süßer. Meines Erachtens setzen nunmehr das Harz und Ambra ein, die den Duft von anfänglich staubtrocken, über säuerlich-würzig nun zu einem süßen Duft werden lassen. Dieser Geruch bleibt bis zu seinem Schluss von circa zehn Stunden. Über die Armlänge hinaus bleibt Zefiro mindestens drei Stunden für andere Personen präsent. Danach wird er körpernah.

Geflasht von diesem Eindruck stand ich nun am Ende einer Duftreise und hatte mir Xerjoffs Zefiro auf die Wunschliste gepackt, um diesen nie wieder zu vergessen. Auch zuckte bereits der Finger, um einen ganzen Flakon zu ordern. Allerdings zögerte ich noch. Soweit so gut.

Wenige Tage nach diesem olfaktorischen Erlebnis sprühte ich erneut auf meine Abfüllung und freute mich auf den Tag mit Zefiro. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass meine Nase sich rümpfte und ich den Duft von Anfang bis Ende nicht mehr mochte. Was zwischenzeitlich passiert war, weiß ich bis heute nicht. Vorbei die Begeisterung über diesen staubtrockenen Weihrauch, vorbei die Vorfreude auf die Süße am Ende. Auch bei weiteren Tests konnte mich Xerjoff Zefiro nicht mehr überzeugen. Vielmehr, man entschuldige mir die Wortwahl, ekelte ich mich regelrecht vor dem Geruch, ich ertrage ihn einfach nicht mehr. Viel zu einnehmend, viel zu voluminös, viel zu anstrengend wurde Zefiro für mich. In letzter Konsequenz musste er auch wieder von meiner Wunschliste weichen. Im Nachhinein bin ich froh darüber, dass es bei der Abfüllung geblieben ist und ich keinen Flakon gekauft habe.

Persönlich ist für mich der Duft an einer Frau unvorstellbar. Er ist, sofern man an der klassischen Einordnung, maskulin, feminin und unisex festhalten möchte, für mich ganz klar maskulin. Verorten würde ich ihn in die kälteren Jahreszeiten, wobei der Herbst wohl am geeignetsten erscheint. Als mystisch anmutender Duft würde ich ihn auch, sofern ich ihn tragen würde, in den Abendstunden auftragen und keinesfalls im Büro.
Fazit:

Zefiro ist trotz alledem weiterhin für mich ein faszinierender Duft aus dem Hause Xerjoff, auch wenn ich ihn höchstwahrscheinlich nie wieder, sowohl als Abfüllung oder Flakon, kaufen werde. So einen einzigartigen Duftverlauf konnte ich bis dato nicht mehr wahrnehmen und an für sich ist Zefiro auch nicht schlecht. Allerdings ist er für mein Dafürhalten zu potent und aufdringlich, ergo für mich persönlich nicht tragbar. Deshalb komme ich auf die Bewertung von 7,5 Punkten für den Duft als solchen. Sowohl hinsichtlich H/S gibt es nichts zu bemängeln, weshalb ich fairerweise relativ hoch bewertet habe. Gleichwohl Zefiro mich nicht überzeugen konnte, so rate ich wirklich jedem einmal diesen Duft zu riechen und sich ein eigenes Meinungsbild zu schaffen. Für mich ist dieser Xerjoff des Namens Nischenduft allemal würdig.
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