Secrets d'Essences - Voile d'Ambre 2005 Eau de Parfum

Alysanne
25.02.2015 - 14:34 Uhr
14
Top Rezension
7.5
Duft

Warm-goldfarben, eigenständig, ganzjahrestauglich

„Voile d’Ambre“ ist bei mir ein Fast-Immer-Geher. Einer meiner meistgetragenen Düfte. Der sich aber trotzdem nicht dezent und unauffällig anschmiegt und deshalb „immer geht“ – nein, so ist er nicht. Eher wie folgt: Er ist schön, ohne dabei allzu gefällig zu sein; er ist so interessant und eigenständig, fast ein bisschen eigenwillig, dass er nicht langweilig wird; er ist dabei trotzdem nicht anstrengend oder fordert zu viel Aufmerksamkeit; und er passt für alle Jahreszeiten. Klingt gut, oder? Ist er auch!

Die Kopfnote ist nicht ganz mein Fall. Am Anfang empfinde ich den Duft zwar nicht als unangenehm, aber noch als etwas beliebig, parfümig, sogar ganz leicht stechend. Aber das geht schnell vorbei und dann steigert sich der Duft ungemein. Bei mir wird er auf der Haut übrigens deutlich schöner als auf Papier, das als Tipp für zukünftige Tester.

„Voile d’Ambre“ ist warm, harzig, balsamisch, süß, „lecker“, ganz leicht würzig, ausbalanciert… Dabei hat er noch einen kleinen Gegenpol, ich tippe auf die grüne Mandarine und den Kardamom, vielleicht ist es aber auch die Myrrhe oder das Opoponax (?). Diese Facette gibt dem Duft eine kleine Kante und verhindert so eventuelle Langeweile, verleiht ihm außerdem Individualität und Unverwechselbarkeit, und bleibt auch im weiteren Duftverlauf mit dabei. Den Weihrauch erkenne ich so direkt nicht, weder in seiner frisch-kühlen noch in seiner rauchigen Form. Das Harzig-Balsamische wirkt auf mich eher warm-sirupartig-goldfarben. Für eine genauere Beschreibung oder konkrete Identifikation reichen meine Duft-Kenntnisse leider noch nicht aus…

Eine große Entwicklung macht der Duft bei mir nicht mehr durch, wenn er sich nach kurzer Zeit entfaltet hat. Zum Ende hin wird er wie viele Düfte weicher und anschmiegsamer, auch ein kleines bisschen holzig, behält aber durchgängig seine balsamische Süße. Manchmal empfinde ich diese Süße als etwas zu stark, aber das hängt von meiner Tagesform ab, meist finde ich sie angenehm. Das Patchouli ist sehr harmonisch eingewoben und überhaupt nicht modrig oder sonstwie störend. Auf mich wirkt der Duft positiv, sonnig und optimistisch. Dabei wie gesagt individuell und ein bisschen eigenwillig. Auch sinnlich, aber nicht vordergründig sexy, sondern eher latent-selbstbewusst sinnlich. Ich finde ihn einfach toll.

Übrigens riecht „Voile d’Ambre“ für mich nach Sommer, eindeutig! Er erinnert mich an sonnengewärmte Haut und weckt in mir Bilder von einem Abend am Strand. Woran das liegt, weiß ich nicht so recht. Im letzten Sommer habe ich den Duft zwar viel getragen, am Meer war ich aber nicht… Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber manchmal meine ich, neben der balsamischen Süße auch eine ganz leichte Salzigkeit wahrzunehmen. Dann erinnert er mich – von den anderen Amber-Düften, die ich bislang kennen gelernt habe – am ehesten an „L’Ambre des Merveilles“ von Hermès. Den empfinde ich auch als sommertauglichen Amber. Wobei „Voile d’Ambre“ wirklich ein Duft für das ganze Jahr ist. In der kalten Jahreszeit erfreue ich mich dann an diesem sommerlichen Touch, den ich tatsächlich auch ein bisschen wärmend empfinde.

Teilweise wird von Haltbarkeitsproblemen berichtet, das kann ich nicht bestätigen. Bei mir reichen drei Sprüher, um fast den ganzen Tag etwas davon zu haben. Nach 10 Stunden ist der Duft zwar hautnäher, aber noch eindeutig vorhanden, und damit meine ich nicht nur eine schwache Ahnung der Basisnote – er ist noch richtig da. Das finde ich beachtlich, vor allem da dieser Duft ja nun wirklich recht günstig ist.

Noch eine kurze Anmerkung zur Secrets d’Essences-Reihe: So gut mir „Voile d’Ambre“ gefällt, so enttäuscht war ich von „Vanille Noire“. Der ist so gar nichts für mich. Daher mein Tipp: Beide testen, auch wenn der Vanille-Duft eventuell nicht gefällt! Denn vielleicht geht es jemandem so wie mir – und für denjenigen wäre es sehr schade, den Amber-Duft zu verpassen!
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