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Nasomatto is dead!

51 - 75 von 96
vor 10 Jahren
Adan:
Pipette:
Ist es nicht offensichtlich - mit unserer eingespannten Diskussion in einem Parfum-Club - dass es einen gezielten Versuch benoetigt, um die Ware an die Oeffentlichkeit zu bringen? Dazu ist die Marketing (Werbung) da. Je mehr Kaeufer, desto mehr Gewinn, durch Massenverkauf. That's just business!!

Nicht jeder ist ein Parfumisto und hat die Geduld (oder die Leidenschaft) sich die Muehe zu machen, und zu probieren, auch mal Geld uebertrieben auszugeben ...

Mir ist es egal ob der Parfumeur seine Kosten decken kann. Das ist sein Problem.

Die meisten Kaeufer wollen etwas sicheres haben. Und ein gewinn-ausgerichtetes Unternehmen wird auf Nummer Sicher gehen.

Aber wie schon oben gesagt, manche werden gerade von der Nasomatto-Linie angesprochen. Dazu viel Spass wuensche ich. Aber diese Bevoelkerungsschicht ist nicht die Masse.

Wie unfassbar schlecht diese Argumentation ist! Sie mag zutreffen, wenn man ein Konsumgut auf den Markt bringen will, aber nicht bei Kunst. Ein Künstler präsentiert seine Werke, meist eben auf Ausstellungen, die Leute denen es gefällt oder nicht finden sich immer von alleine.

Es geht garnicht darum die breite Masse anzusprechen. Und deswegen riecht keiner der Nasomattos wie irgendwas (und dass Black Afgano so oft imitiert wurde spricht ebenfalls für seinen Impact).

+1!
vor 10 Jahren
Meine Meinung reflektiert wohl die Industrie.

These are the facts of life.
"Aber wie schon oben gesagt, .... usw. .... Dazu viel Spass wuensche ich."
vor 10 Jahren
Wenn immer alle nur etwas Sicheres gemacht hätten, säßen wir heute noch auf dem Baum. Ohne Kunst, Technik, Zivilisation - und auch ohne Parfum.
Ach, die Welt ist so geräumig, nur der Kopf ist so beschränkt. Wilhelm Busch ( hat den Comic erfunden).
vor 10 Jahren
Esther19:
Wenn immer alle nur etwas Sicheres gemacht hätten, ...

Worin die "Nische" sich der Kunst annähert ist das Vermarkungskonzept. Es gibt auch einen Kunstmarkt, heisst Angebot und Nachfrage wegen Dingen, die gerne zu Kunst geadelt werden möchten! Der Kunstmarkt:

1) Der Künstler liefert die vermeintlich historische Bedeutung seines Kunstwerks gleich mit
2) Der Künstler erklärt die Kunst, weil sie offenbar nicht offensichtlich ist
3) Die Erklärung des Künstlers muss wiederum von professionellen Kunsterklärern erklärt werden
4) Das meiste ist grober Unfug
5) Ob Unfug oder nicht, nur 97,4% der Künstler werden effektiv am Markt gehandelt
6) Das Gehandelte steigt über einen selbstverstärkenden Effekt im Geldwert exponentiell an
7) Übersteigt der Geldwert eine unscharfe Grenze, wird die Kunst zur Kultur, und definiert den Bezugsrahmen für (1)
>= Gehe zurück zu (1), um den nächsten Hype durchs Dorf zu jagen

Ich habe ein paar Einblicke in die "Szene" - es ist noch viel schlimmer! Die Gruppendynamik könnte aus der Steinzeit stammen.

Der Status von Parfüm ist für mich zwiegespalten. Die "Klassiker" sind noch ohne künstlerischen Anspruch ausgekommen, oder etwa nicht? Erst in letzter Zeit wurde Parfüm zu einem anerkannten Teil der Kultur. Zu Recht. Fraglich ist dann aber, ob eine Auseinandersetzung mit dieser Kultur auch immer Kunst ist Wink
vor 10 Jahren
Kunst oder Profit - das ist auch das wirkliche Thema der Petition.

Ob Nasomatto Kunst ist? Vielleicht, und manche Duefte haben ihre Anhaenger. Die Werbung ist absichtlich rebellisch.

Jedem das seine. Obwohl hier Meinungsfreiheit im Parfumo Kreis herrscht, braucht man sich nicht in die Haare zu kriegen.
vor 10 Jahren
Pipette:
Obwohl hier Meinungsfreiheit im Parfumo Kreis herrscht, braucht man sich nicht in die Haare zu kriegen.

Das bestimmt nicht. Jedem das seine.
vor 10 Jahren
Lebhafte Diskussionen sind anregend. Ohne diese wuerde der Parfumo Klub langweilig werden.

Parfumo hat auch den persoenlichen Blog-Artikel Raum, wo sich jeder persoenlich ausbreiten kann.

Ob es gelesen wird, ist eine andere Frage. Ob es resoniert? Das haengt vom Stil des Verfasser's und der allgemeinen Wichtigkeit des Thema's ab.
vor 10 Jahren
Pipette:
Kunst oder Profit - das ist auch das wirkliche Thema der Petition.

Ist es nicht. Es geht nicht darum, Profit zu verbieten - natürlich wird mit Parfüm Profit gemacht -, sondern um den Erhalt eines Kulturgutes. Wenn die Petition uns vor die Alternative Kunst oder Profit gestellt hätte, wäre sie längst nicht auf so große Akzeptanz hier im Form gestoßen (ich hätte sie aber als erster unterschrieben Very Happy).
vor 10 Jahren
OFF TOPIC - nur mal kurz ueber die Petition -

Um es auf einen ganz einfachen Nenner zu bringen -

Kunstwerk braucht teure Komponenten.

Allergien-Verdacht dient als Entschuldigung, weniger gute und weniger teure Komponenten reinzutun. Der Profit wird dadurch erhoeht.

Die Petition spricht das Gewissen an, den Profit nicht an erster Stelle zu behalten, und mal etwas nachzudenken, und dann die Profit-Entscheidung treffen. Sich besonders anzustrengen, eine beinahe so gute Ersatzloesung zu finden.

Vielleicht koennen Molekuele so zusammengestellt werden, dass sie das Eichenmoos "vorspielen". Die Chemie ist doch modern.
vor 10 Jahren
Pipette:

Kunstwerk braucht teure Komponenten.

Allergien-Verdacht dient als Entschuldigung, weniger gute und weniger teure Komponenten reinzutun. Der Profit wird dadurch erhoeht.

Die Petition spricht das Gewissen an, den Profit nicht an erster Stelle zu behalten, und mal etwas nachzudenken, und dann die Profit-Entscheidung treffen. Sich besonders anzustrengen, eine beinahe so gute Ersatzloesung zu finden.

Vielleicht koennen Molekuele so zusammengestellt werden, dass sie das Eichenmoos "vorspielen". Die Chemie ist doch modern.

Das ist auf so vielen Ebenen Schwachsinn, ich hangel mich einfach mal durch:

- Kunst braucht teure Komponenten? Das ist halt einfach falsch. Kunst kennt kein Budget. Düfte wie Molecule 01 oder Erik Kormann's "September" sind extrem schlicht, dennoch haben sie eine stimmige und/oder kontrastreiche Komposition und sind verhältnismäßig "billig" im Vergleich zu anderen Parfums.
- Allergieverdacht und Profitsteigerung ist 'ne Verschwörungstheorie. Die Formel eines Duftes zu ändern ist mit einem ziemlich krassen Energie- und Zeitinvstment verbunden, es muss ein Ersatzstoff zur Verfügung stehen, der sich möglichst ähnlich wie der Stoff verhält, den es zu ersetzen gilt, ohne dabei schädlich(er) zu sein. Es gibt auch Sachen, die sich schwerer in der Gesamtkomposition ausbalancieren lassen als andere.

- Die Petition strebt an, Parfum als Kunst und Kulturgut zu sehen und aufzuzeigen, dass diese Paranoia potenziell viele Kunstwerke ruiniert. Das mit dem Profit ist eher zweitrangig, aber klar hat man als Konsument den Anspruch, immer den gleichen Standard an Qualität zu bekommen, wenn man schon das gleiche Geld dafür zahlt.

- Man kann Moleküle nicht am Reißbrett erfinden. Zwar liefern Kalkulationen über die Vibrationsspektren eines Moleküls gute Predictions (nach Luca Turin), die Synthese des Moleküls hingegen (also die praktische Umsetzung) ist eine völlig andere Welt, denn es kann gut sein, dass die Synthese extrem unsauber ist und man nur 30% Ausbeute bekommt oder es gibt einfach nicht die Möglichkeit, gewisse Moleküle in einem Reaktor "zusammenzubauen". alpha-Sinensal ist ein Duftmolekül, das nach Orangen und Grapefruits riecht. Das ist zum Beispiel in Erik Kormann's "September" drin.
Die Synthese von alpha-Sinensal ist nachwievor zu schwierig, sodass es lieber weiterhin aus Schalenpressungen von Zitrusfrüchten gewonnen wird.

Die künstliche Synthese von alpha-Sinensal ist unfassbar teuer verglichen mit der Extraktion aus Schalen.

Das ist ein bisschen so wie mit Chemotherapeutika (zum Beispiel Paclitaxel oder Vinblastine), die hat man auch immer lieber aus Pflanzen gewonnen als künstlich synthesisiert, weil die Kosten für die Chemo sonst astronomisch werden.

Synthetik kann nicht alles, deswegen sollte man bei der Natur nicht kürzen.
vor 10 Jahren
Adan:
Das ist auf so vielen Ebenen Schwachsinn ...

Du sagst es. Danke!
vor 10 Jahren
Adan:
Pipette:
...

Das ist auf so vielen Ebenen Schwachsinn, ...

Und der Spruch ist schon auf der Ebene der Zwischenmenschlichkeit eine gedankenlose Bedenklichkeit.

Ich bin ausdrücklich mit vielen zitierten Aussagen der Pipette nicht zufrieden. Dieser rüde Ton deinerseits spiegelt allerdings die Ebene der Erwiederung. Um im Bild zu bleiben, werden schlicht nur Plattheiten ("Kultur") ausgeteilt, die sich dann in der Diskussion von Einzelfällen ergehen ("Sinalolan").

Du fährst hier der Pipette einfach nur unredlich über den Mund.

Selbstverständlich braucht "Kunst" keine natürlichen oder sonstwie teuren Stoffe. Die Argumentation anhand von Ellena und Kormanns lässt sich allerdings leicht in Frage stellen - machen die beiden denn überhaupt "Kunst"? Das ist nur eine Frage, aber ich fürchte, eine treffende Antwort wird - so oder so - schwer und dann auch sehr umfangreich.

Wegen Allergie und Profit sehe ich auch keinen zwingenden Zusammenhang. Jedoch einen vermittelten Zusammenhang. Parfüm wird immer mehr und mehr zum Massengeschäft. Beachte, dass "funktionale Parfümerie" wie in Lotions etc und "feine Parfümerie" gesetzlich nicht unterschieden werden. Die Industrie ist wenig daran interssiert, die Klassiker als solche unbeschädigt zu halten, weil sie nur einen kleinen Teil des Umsatzes ausmachen, und von vielen trotz Umformulierung dennoch gekauft würden. Eine Reformulierung ist vermutlich auch nicht so teuer wie behauptet. Wenn man bedenkt, wie rasant sich sogar in der "Nische" die neuesten sensationellen Neuerscheinungen abwechseln ... und alle sind fast immer toll.

Ich kann die Ansichten der Pipette also nachvollziehen. Ich muss ihr dazu nicht zustimmen. Ich muss ihre Formulierung auch nicht als "Schwachsinn" titulieren, um sie als wenig treffsicher zu bezeichnen.
vor 10 Jahren
Catch22:
Eine Reformulierung ist vermutlich auch nicht so teuer wie behauptet. Wenn man bedenkt, wie rasant sich sogar in der "Nische" die neuesten sensationellen Neuerscheinungen abwechseln ... und alle sind fast immer toll.

Einen neuen Duft zu kreieren und einen anderen zu reformulieren sind doch zwei völlig verschiedene Dinge.
vor 10 Jahren
Siebter:
Catch22:
Eine Reformulierung ist vermutlich auch nicht so teuer wie behauptet. Wenn man bedenkt, wie rasant sich sogar in der "Nische" die neuesten sensationellen Neuerscheinungen abwechseln ... und alle sind fast immer toll.

Einen neuen Duft zu kreieren und einen anderen zu reformulieren sind doch zwei völlig verschiedene Dinge.

Und worin liegt der Unterschied genau?
vor 10 Jahren
Nein stimmt, hast recht, das ist exakt dasselbe.

Weitermachen.
vor 10 Jahren
Schwachsinn ? Ha ha ha !!!

In der Kuerze liegt die Wuerze. Wenigstens habe ich Euch zum Denken und Diskutieren gebracht. Aus Versehen beinahe. Denn ich habe mich vieleicht ungeschickt ausgedrueckt (bin schon seit 40 Jahren nicht in Deutschland beheimatet). Und die mangelnde Kultur? Keine wie ich hat soviel an Kultur Interesse.

Kurze derbe Bemerkungen zu machen - siehe Zaphod - ist sehr billig. Klueger waere, wenn die "Hecklers" selbst einen gut fundierten Beitrag machen wuerden.

Das ist doch der Zweck des Forums, dass man sich in Ruhe unterhalten kann.

Parfumo ist Klasse - manche Mitglieder nicht.
vor 10 Jahren
Es ist immer noch ein Raetsel was nun genau zum aktuellen Kauf eines Parfum's fuehrt.

Wer Nasomatto so liebt, wird von den guten Dueften und parallel von der Werbung angezogen.

Ich wuerde gern einen Beitrag lesen, wie das Unterbewusstsein von Werbung beeinflusst wird.

Von jemand, der "schoen" schreiben kann.
vor 10 Jahren
Pipette:
... wie das Unterbewusstsein von Werbung beeinflusst wird.

smelly thinkin'

Amerikanische Wissenschfaftler haben entdeckt, dass .. männliche (!) Samenzellen vom einem Geruchsstoff zur Eizelle gelenkt werden, der entfernt an Maiglöckchen erinnert.

Frauen setzen sich je nach Position im Menstruationszyklus lieber auf Stühle, die mit Androstenon ("Puma"-Geruch des Mannes) besprüht wurden.

Die "Wissenschaft" interessiert sich ausschließlich für Vorgänge, die in gewisser Weise maschinell ablaufen, Automatismen ausserhalb bewusster Entscheidungen.

Ein geradezu groteskes Beispiel für die Beeinflussung der Riechens durch ein Vorurteil ist der Geruch von (frischem) Sperma. Die "aura seminalis" galt noch 1750++ als Inbegriff des Lebens. Es roch nicht NACH Leben, sondern der Geruch selbst IST Leben. Man dachte damals, dass die Gerüche selbst die Energien von Leben und Tod SIND. Erst heute weiss man, dass Sperma stinkt.

Betrachte einmal auf youtube, wie sich Leute verhalten, die das berüchtigte "Secretions Magnifiques" auf die Haut auftragen.
- Wenn sie "wissen", dass es nach Sperma etc riechen soll, wollen sie sich sofort waschen
- Wenn sie gesagt bekommen, dass es konzentriertes Waschpulver ist, duftet es extrem stark, aber sauber

Die Frage nach der Beinflussung durch Werbung ist trivial. Das eigentliche Parfüm ist meist nur noch ein Ankerpunkt. Die Kunst liegt weitgehend darin, beim Käufer Vorstellungen zu einem Duft zu erzeugen. Der Duft repräsentiert diese Träume, wenn wir der Werbung glauben.

Weil Parfüms immer zwei- und mehrdeutige Mischungen von Geruchsstoffen sind, fällt es sehr schwer, eigene Vorstellungen zur BEDEUTUNG des Duftes zu haben. Die Bedeutung entsteht erst dadurch, dass wir von der Duftbeschreibung, vom Namen her, von der Werbung, vom Preis (!) auf eine bestimmte Spur gelenkt werden. Lies doch einfach mal einige Kommentare hier. Fällt nicht auf, wie viele Leute eigentlich nur über den Namen des Parfüms schreiben?

ps:

Es gibt ein sehr beliebtes Männerparfüm das damit wirbt, die "Elemente" Luft und Erde zu repräsentieren. Elemente? Welcher moderne Mann kann sich bei eingeschaltetem Verstand auf diese vorwissenschaftlichen Begriffe einlassen? Daran sieht man auch, dass die Käufer träumen wollen. Sie wollen verführt werden. Die eine Erde gibt es doch gar nicht, jede Erde riecht anders, Luft riecht nicht, nur die von der Luft getragenen Aromen, aber die sind auch sehr verschieden. Es ist ein ganz persönlicher Traum.

Dann hat es noch die Serie "nu_be", die den Anspruch hat, chemische Elemente zu repräsentieren. Etwa Schwefel oder Wasserstoff sollen geruchlich dargestellt werden. Das ist doch genauso unsinnig.

Es kann in beiden Fällen nur darum gehen, dem Parfüm über eine Geschichte (story line) eine besondere Bedeutung zu geben, die es sonst nicht hätte. Die Käufer kaufen zum Parfüm auch immer seine "Erklärung" mit.
vor 10 Jahren
Catch22:
Pipette:
... wie das Unterbewusstsein von Werbung beeinflusst wird.

smelly thinkin'

Amerikanische Wissenschfaftler haben entdeckt, dass .. männliche (!) Samenzellen vom einem Geruchsstoff zur Eizelle gelenkt werden, der entfernt an Maiglöckchen erinnert.

[...]

Haaaaaaalt...!

Zurück.

Das ist nicht ganz richtig, klebt aber inzwischen so fest in den Köpfen wie das Eisen-Spinat-Märchen.

Bitte lesen, für alle die es interessiert (der Artikel ist sehr gut geschrieben!):
http://www.laborjournal.de/editorials/648.lass o

[/offtopic]
vor 10 Jahren
Porcelain:
Catch22:
...
smelly thinkin'
Amerikanische Wissenschfaftler haben entdeckt, dass .. männliche (!) Samenzellen vom einem Geruchsstoff zur Eizelle gelenkt werden, der entfernt an Maiglöckchen erinnert.

Haaaaaaalt...!

Embarassed Du - das war ironisch gemeint ("Amerikanische Wisschenschaftler haben entdeckt ...www.tamala-center.de/blog/2011/12/27/humorzent rum-im-gehirn-entdeckt/" - die amerikanischen Wissenschaftler waren in den 80er sowas wie ein running gag). Selbstverständlich "riechen" Spermatozoen nicht, wo's langgeht. Ich wollte mit dem Beispiel aufzeigen, wie verquer über Gerüche auch heute noch gedacht wird. Über mechanische/automatische Reiz-Reaktionsschemata kommt man nicht hinaus.

Die "feine Parfümerie" koppelt sich an dieses dümmliche Erklärungsmuster an. Sie behauptet, dass Parfüm direkt auf das Unterbewusste wirkt. Das ist selbstverständlich nicht** der Fall.

Was aber funktioniert ist, einen Saft in der Flasche mit bestimmten Geschichten (story lines) zu verknüpfen. Dadurch wird der Duft "erklärt". Wer den Duft riecht denkt zuallererst an die story. Das ist deshalb so, weil der Duft als solcher zu viele Interpretationsmöglichkeiten offen lässt.

** "Das Parfüm" von Süßkind ist eine Groteske, eine humoristische Überzeichnung, eine Satire, sie soll nicht ernst genommen werden, sondern das Gegenteil!
vor 10 Jahren
Wer sich selbst nicht explizit auf die Suche nach Nasomatto-Werbung begibt, der sieht nur die Flakons, liest den Namen (wobei mir "Black Afgano" z.B. nichts gesagt hat) und sieht auch den Preis. Mir wäre nicht aufgefallen, dass die Nasomattos in den Parfümerien irgendwie besonders anstößig präsentiert wären. Die Flascherl-Familie steht halt im Regal, wie die anderen Marken auch, und die Orto Parisis waren halt in der Auslage, weil sie neu sind. Bei beiden Linien sehen die Flakons sehr edel aus. Für den Parfümeur hinter der Marke beginnt man sich normalerweise erst dann zu interessieren, wenn einem die Parfums selbst gefallen. Wenn sich dann herausstellt, dass der Mensch spannend/sympathisch ist und was zu sagen hat, rundet es das Bild ab (Pipette gefallen weder die Düfte noch der Mensch). Der Parfümeur ist zum ersten Mal so richtig erst mit dem Film in Erscheinung getreten. Den Film haben nur diejenigen gesehen, die sich sehr für Parfums interessieren. Auch auf die besagte Messe fahren nur solche Leute. Auf die Webseite gehen nur solche Leute. Theoretisch kann man sein Leben gelebt haben, ohne von Alessandro Gualtieri pervertiert worden zu sein.

Die Frage ist halt, wo bei wem die Grenze zur Geschmacklosigkeit erreicht ist. Letztens hatten wir ja auch eine Diskussion zu den Burka-Parfums (mir wäre das Marketing auch nicht aufgefallen, weil ich höchstens die Flakons kenne, die für mich "ganz normal" aussehen), die von vielen subjektiven Meinungen geprägt war.

Von Nasomatto oder Orto Parisi würde ich mir nichts kaufen. Ich finde die Düfte interessant, aber für mich persönlich wäre nichts dabei. Allerdings mag ich "Deeply" extrem, und es ist zufälligerweise auch von Alessandro Gualtieri. Nun wäre ich vielleicht abgestoßen und könnte auf das Parfum verzichten, wenn er Sex mit Tieren oder Ähnliches propagieren würde. Das würde ich allerdings vermutlich auch nur erfahren, wenn ich mich mit ihm als Person beschäftigen würde. Aber wenn ich einfach nur in der Parfümerie stehe und den Duft rieche und haben will, weiß ich ja in der Regel nicht einmal, wer der Parfümeur ist.
vor 10 Jahren
Catch22:
(...)
Die "feine Parfümerie" koppelt sich an dieses dümmliche Erklärungsmuster an. Sie behauptet, dass Parfüm direkt auf das Unterbewusste wirkt. Das ist selbstverständlich nicht** der Fall.(...)
So verkürzt stimmt Deine Aussage nicht:
http://www.parfumo.de/Benutzer/Louce/Blog/Eint rag/Literaturschnipsel_und_fachfremdes_Reinles en__Geruchwahrnehmungspsychologie
vor 10 Jahren
Catch22:
Porcelain:
Catch22:
...
smelly thinkin'
Amerikanische Wissenschfaftler haben entdeckt, dass .. männliche (!) Samenzellen vom einem Geruchsstoff zur Eizelle gelenkt werden, der entfernt an Maiglöckchen erinnert.

Haaaaaaalt...!

Embarassed Du - das war ironisch gemeint ("Amerikanische Wisschenschaftler haben entdeckt ...www.tamala-center.de/blog/2011/12/27/humorzent rum-im-gehirn-entdeckt/" - die amerikanischen Wissenschaftler waren in den 80er sowas wie ein running gag).

Ah ok Embarassed
Heuer klingelt's bei mir nur bei den Wörtern Studie und Experte.
Hatte nur den verstärkten Pleonasmus registriert.

*Kaffee schlürf*
vor 10 Jahren
Blumenblut:
Aber wenn ich einfach nur in der Parfümerie stehe und den Duft rieche und haben will, weiß ich ja in der Regel nicht einmal, wer der Parfümeur ist.

Genau, ich hab letztes Jahr angefangen eine persönliche Sammlung von Düften aufzubauen, die mir außergewöhnlich gut gefallen. Somit habe ich mit der Zeit Proben von allen Amouage-Herrendüften, fast allen Tom Fords, allen Kurkdjians, den meisten Malles und eben allen Nasomattos bestellt. Von paar anderen Herstellern auch noch. Die Proben sind fast alle wieder weg und Flakons wurden von dem gekauft, was gefiel. "Black Afgano" stand dabei an vorderster Front. Ich sehe da keinen großen Zusammenhang zu irgendwelcher Werbung...höchstens bißchen zu den parfumo-Charts, wenn man die als Werbung bezeichnen möchte.
vor 10 Jahren
Ronin:
So verkürzt stimmt Deine Aussage nicht

Verkürzte Aussagen gelten immer oder nie. Für Zwischendinge enthalten sie zu wenig Anhaltspunkte - logisch.

Dann muss ich die Aussage nochmal anreichern. Ich habe den Eindruck, eine landläufige Auffassung ist, Parfüms könnten "sprechen". Als Beispiel sei Humięcki&Graef genannt. Die Firma stellt einen direkten Zusammenhang zwischen Gefühlen und Gerüchen her.

"... emotionally evocative motifs ... translated into select scent ... express emotional complexity ..."

Dergleichen findet man auch in fast allen anderen Erklärungsversuchen dafür, dass ein spezielles Parfüm Gefühle ausdrückt/erzeugt - der Unterschied scheint nicht so wichtig zu sein ?!? Terre d'Hermes - Erde als "Element", Luft als "Element" ?!?!

Der wahre Kern des Mythos vom direkten Gefühlszugriff durch Gerüche ist die Nervenverschaltung im Gehirn. Dagegen kann man nichts sagen. Der angegebene link

http://www.parfumo.de/Benutzer/Louce/Blog/Eint rag/Literaturschnipsel_und_fachfremdes_Reinles en__Geruchwahrnehmungspsychologie

bestätigt das, vorbehaltlich einer genaueren Analyse in gewisser Weise. Die oft behauptete Verführungskraft eines Parfüms soll auf der un-bewussten Auswertung eines Gerucheindrucks beruhen. Wenn ich etwas rieche, bin ich den dadurch hervorgerufenen Gefühlen - ja geradezu hilflos ausgesetzt. Reiz-Reaktions-Schema, mechanisch automatisch.

Ronin, zielt Dein Einwand darauf, dass dieses Prinzip nicht die Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit ist? Oder glaubst Du, dass die Parfümindustrie nicht darauf abzielt, dieses Prinzip als allgemeingültig zu verkaufen?

Oder stimmst Du mir zu? Ich behaupte, dass jedes hinreichend komplexe Parfüm dem Wahrmehmungsapparat zu viele Reize bietet, um sofort und un-bewusst Gefühle zu erzeugen. Noch weniger wird ein Parfüm bei allen Menschen auch nur ähnliche Gefühle erzeugen können. Der Mythos Parfüm <=> Gefühl ist ein Mythos.

Demzufolge müsste ein Parfüm, damit es Gefühle erzeugen kann, erst mit Ansatzpunkten für eben diese Gefühle aufgeladen werden. Und eben das geschieht durch die story lines, die Namen, die Geschichten, prominente Repräsentanten, mitlerweile auch durch eindrucksvolle videoclips. Ein Parfüm wäre dann ein Gesamtkonzept, das die Werbung untrennbar mit dem eigentlichen Geruch verbindet.

Verkauft wird uns: "Wir haben ein Parfüm gemacht, das das Gefühl/den Eindruck von ... vermittelt, deshalb verkaufen wir es mit den entsprechenden Bildern."

Tatsächlich aber bekommen wir ein an sich belangoses Geruchserlebnis, das erst durch die Bilder einen "Sinn" erhält.

Belanglos soll nicht wertlos heissen. Ein Parfüm kann und meiner Meinung nach soll auch ganz abstrakt, ohne Bilder gut sein. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
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