Zedernholz und Vetiver: Terre d'Hermès & Co.
vor 14 Jahren
Eigentlich wollte ich nur einen Kommentar zu Terre d’Hermes schreiben. Doch dann wurde daraus ein großer Vergleichstest mit 6 Vertretern dieser Duftrichtung, der den Rahmen eines Kommentars sprengen würde. Daher will ich an dieser Stelle einen Überblick über die Parfums dieser Art geben.
Vorstellen möchte ich Parfums, die Zedernholz und Vetiver in der Basis aufweisen. Dazu gehören:
- Terre d’Hermès von (Hermès - Herren)
- Eau de Pampelmousse rosé (Hermès - Unisex)
- Red Vetyver (Montale - Unisex)
- English Breakfast (Mark Buxton - Herren)
- Kenzoair Intense (Kenzo - Herren)
- Robinson (Nobile 1942 – Junge Männer)
Gemeinsam ist allen diese seltsame, kräftige Basisnote. Falls ihr bisher keinen dieser Düfte kennt – dann vergesst, was ihr über Vetiver und Zedernholz wisst. In der Kombination ergibt sich eine ganz eigenständige Note von leicht bitterem Charakter. Es ist, als ob beide Komponenten sich gegenseitig verstärken und in etwas Neues verwandeln. Wenn für ein Parfum diese Kombination in der Basis der Duftpyramide ausgewiesen wird, hat es bei mir schon fast gewonnen, denn ich mag diese Note sehr gerne. Sie ist mit nichts anderem wirklich vergleichbar, sondern eine Klasse für sich.
Es ist das Verdienst von Hermès, diese Duftrichtung mit dem stark beworbenen und überall erhältlichen Terre d’Hermès einem breiten Käuferpublikum bekannt gemacht zu haben. Deshalb, und auch weil Terre d’Hermès am puristischsten daherkommt, ist er für mich der Referenzduft.
Terre d’Hermes ist das raubeinigste Mitglied dieser Gruppe. Hier wird die Zedernholz-Vetiver Kombination vollkommen unverstellt in den Vordergrund gerückt. Grapefruit und Orange frischen die Note nur etwas auf, geben ihr aber eine zusätzliche zitrische Schärfe. Der Duft entwickelt sich gerade zu Beginn recht opulent und geht etwas in die Breite. Die üblichen Verantwortlichen für so etwas (Amber, Vanille) sind allerdings nicht zu spüren. Ansonsten entwickelt sich der Duft geradlinig. Der Name ist gut gewählt. Aber wie man an den Kommentaren auf Parfumo sieht, stellt sich nicht bei jedem die Assoziation von Erde ein. Auch das unterstreicht die Eigenständigkeit des Duftes. Mich erinnert er im Charakter an einen Herbstwald mit herunterfallendem Laub, durch den ein Jogger läuft. Das nasse Laub steht dabei für die Duftkombination und der Jogger für die zupackende und sportliche Art, in der sie ausgeführt ist. Terre d’Hermes drückt den Grundgedanken des Sports – körperliche Anstrengung – weitaus besser aus, als die meisten Duftwässerchen, die Sport als Namensbestandteil führen.
Ebenfalls von Hermès kommt Eau de Pampelmousse rosé, das im Nachgang zum sehr erfolgreichen Terre d’Hermes erst 2009 auf den Markt gebracht wurde. Eau de Pampelmousse rosé besitzt im Kopf eine der köstlichsten Grapefruitnoten, die ich kenne. Definitiv ist es rosa Grapefruit, keine gelbe. Aber herbe und frisch, keineswegs so süß wie Supermarktware. Im Duftverlauf tritt mehr der bittere Geruch der Grapefruitschale hervor, bis dann beim Träger irgendwann der Groschen fällt – das ist doch Terre d’Hermès! Tatsächlich gleicht sich mit dem Zurücktreten der Grapefruit Note dieser Duft fast komplett an, bleibt aber doch etwas schlanker und frischer. Grapefruit ist für beide Parfums gelistet. In Terre d’Hermès hat sie die Rolle des zitrischen Begleiters, der durch Schärfe und Säure den Duft pikant macht. In Eau de Pampelmousse rosé spielt sie zumindest zu Beginn die Hauptrolle. Im direkten Vergleich, glaube ich zudem etwas ganz leicht Frisches, Aldehydiges auszumachen. Von der gelisteten Rose kann ich aber nichts spüren. Eau de Pampelmousse rosé ist damit nicht so kräftig erdig wie Terre d’Hermès, es ist frischer, weniger voluminös. Dass es jetzt ein leichter Sommerduft wäre, kann man aber auch nicht sagen, dazu ist die Vetiver-Zedernholz Kombination viel zu prägnant. Aber die Grapefruitnote macht hier wirklich Spaß! Ich finde es eleganter und interessanter und gebe ihm den Vorzug. Im Gegensatz zu Terre d’Hermès ist es als Unisex Parfum anzusehen.
Ebenfalls als Unisex Duft kann man Red Vetyver von Montale einstufen. Mit Eau de Pampelmousse rosé hat es gemeinsam, dass es sich im Duftverlauf immer mehr dem Terre d’Hermès angleicht. Auch hier ist Grapefruit, allerdings spielt sie wie bei Terre d’Hermès nur die Rolle des Begleiters. Red Vetyver ist weniger frisch als die Hermès Düfte. Darüber hinaus ist Komposition strenger, formaler, auch feierlicher. Obwohl Oud nicht gelistet ist, müsste es nach meinem Eindruck minimal vorhanden sein. Mir fällt ein sehr schön alkoholischer Charakter auf, so etwa wie Cognac, Brandy oder auch Rum, und den führe ich darauf zurück. Das gefällt mir sehr gut. Red Vetyver steht Terre d’Hermès etwas näher als Eau de Pampelmousse rosé. Aber es ist viel eleganter, hat nichts sportliches, kerniges oder raubeiniges mehr. Wie Terre d’Hermès eignet es sich für die kalte Jahreszeit, aber es passt besser zum Abend und zu formellen Anlässen.
Bei Kenzoair Intense wird zwar in der Pyramide zum Vetiver kein Zedernholz, sondern die Note „weiße Hölzer“ angegeben, trotzdem reihe ich es hier mit ein, denn die Basisnote ist ähnlich. Ich denke, Zedernholz ist sicher mit im Spiel, möglicherweise aber auch zusätzlich Zypresse, denn ich rieche Ähnlichkeit mit Rush for Men von Gucci. Kenzoair Intense ist eine Klasse für sich und läuft gewissermassen außer Konkurrenz. Das besondere ist die Ouzo Note im Kopf. Der Duft riecht wirklich nach dem griechischen Schnaps. Wer den riechen mag, wird auch Kenzoair Intense mögen. Allerdings schränkt diese Kopfnote die Einsatzmöglichkeit etwas ein. Immerhin verblasst diese nach einiger Zeit ein wenig und eine eher transparente und trockene Zedernholz-Vetiver Kombination meldet sich deutlicher zu Wort. Kenzoair Intense ist außergewöhnlich und schön, aber eine eigenständige Facette innerhalb dieser Duftrichtung.
Mark Buxtons Vertreter dieser Gattung heißt English Breakfast und ist für mich einer der gelungensten Bürodüfte, die man bekommen kann. Es ist ein Eau de Parfum und hält den ganzen Tag, dabei bleibt es von morgens bis abends angenehm dezent. Zunächst beginnt es mit einem undefinierbaren Frische Akkord für den morgen. Am Nachmittag tritt dann die Zedernholz-Vetiver-Kombination in Aktion. Sie meldet sich immer wieder als ganz leiser, aber energetisierender Hauch. Frische spendend am Morgen, Kraft und Energie spendend an Nachmittag und Abend – damit geht Mark Buxton bei diesem Parfum weit über die Funktion eines herkömmlichen Bürodufts hinaus. Besser kann man es nicht machen.
Als letztes möchte ich noch auf Robinson, die Nummer 3 in dem Cédro Atlas Set von Nobile 1942 hinweisen. Den gibt es nur im Dreierpack mit den anderen beiden Düften. Das sind keine Herrenparfums, sondern spezielle Jungensdüfte. Muss man aber nicht so eng sehen. Entsprechend kommt Robinson auch betont jugendlich daher, mit einer schönen, frischen Zitrone im Kopf. Hier wird die nur verhalten eingesetzte strenge Zedernholz-Vetiver Kombination mit etwas Moschus aufgeweicht. Der Moschus ist sehr gelungen. Nicht seifig, aber irgendwie den Geruch weicher, jugendlicher Haut hervorrufend bzw. verstärkend. Sehr körperlich. Das ist wirklich sexy und ganz toll gemacht. Leider lässt die Konzentration zu wünschen übrig, hier darf man sich kräftig eindieseln. Als leichter, zitrischer Duft steht Robinson in dieser Gruppe dem Eau de Pampelmousse rosé am nächsten.
Ein klassischer Ranking soll es hier nicht geben, alle Düfte sind sehr gut. Jedoch gefallen mir Red Vetyver und Eau de Pampelmousse rosé etwas besser als Terre d’Hermes. Sie bringen in ihrer jeweiligen Ausprägung mehr Komplexität ein und sind nicht so knarzig. Kenzoair Intense steht als etwas Besonderes für sich. Weil er so sexy ist, könnte fast Robinson der Sieger sein, wenn er nur etwas haltbarer wäre.
So, ich hoffe, ich konnte mit dieser Überblick dazu anregen, sich einmal näher mit dieser Richtung zu beschäftigen und auch mal was anderes zu probieren als das weit verbreitete Terre d’Hermès.
Vorstellen möchte ich Parfums, die Zedernholz und Vetiver in der Basis aufweisen. Dazu gehören:
- Terre d’Hermès von (Hermès - Herren)
- Eau de Pampelmousse rosé (Hermès - Unisex)
- Red Vetyver (Montale - Unisex)
- English Breakfast (Mark Buxton - Herren)
- Kenzoair Intense (Kenzo - Herren)
- Robinson (Nobile 1942 – Junge Männer)
Gemeinsam ist allen diese seltsame, kräftige Basisnote. Falls ihr bisher keinen dieser Düfte kennt – dann vergesst, was ihr über Vetiver und Zedernholz wisst. In der Kombination ergibt sich eine ganz eigenständige Note von leicht bitterem Charakter. Es ist, als ob beide Komponenten sich gegenseitig verstärken und in etwas Neues verwandeln. Wenn für ein Parfum diese Kombination in der Basis der Duftpyramide ausgewiesen wird, hat es bei mir schon fast gewonnen, denn ich mag diese Note sehr gerne. Sie ist mit nichts anderem wirklich vergleichbar, sondern eine Klasse für sich.
Es ist das Verdienst von Hermès, diese Duftrichtung mit dem stark beworbenen und überall erhältlichen Terre d’Hermès einem breiten Käuferpublikum bekannt gemacht zu haben. Deshalb, und auch weil Terre d’Hermès am puristischsten daherkommt, ist er für mich der Referenzduft.
Terre d’Hermes ist das raubeinigste Mitglied dieser Gruppe. Hier wird die Zedernholz-Vetiver Kombination vollkommen unverstellt in den Vordergrund gerückt. Grapefruit und Orange frischen die Note nur etwas auf, geben ihr aber eine zusätzliche zitrische Schärfe. Der Duft entwickelt sich gerade zu Beginn recht opulent und geht etwas in die Breite. Die üblichen Verantwortlichen für so etwas (Amber, Vanille) sind allerdings nicht zu spüren. Ansonsten entwickelt sich der Duft geradlinig. Der Name ist gut gewählt. Aber wie man an den Kommentaren auf Parfumo sieht, stellt sich nicht bei jedem die Assoziation von Erde ein. Auch das unterstreicht die Eigenständigkeit des Duftes. Mich erinnert er im Charakter an einen Herbstwald mit herunterfallendem Laub, durch den ein Jogger läuft. Das nasse Laub steht dabei für die Duftkombination und der Jogger für die zupackende und sportliche Art, in der sie ausgeführt ist. Terre d’Hermes drückt den Grundgedanken des Sports – körperliche Anstrengung – weitaus besser aus, als die meisten Duftwässerchen, die Sport als Namensbestandteil führen.
Ebenfalls von Hermès kommt Eau de Pampelmousse rosé, das im Nachgang zum sehr erfolgreichen Terre d’Hermes erst 2009 auf den Markt gebracht wurde. Eau de Pampelmousse rosé besitzt im Kopf eine der köstlichsten Grapefruitnoten, die ich kenne. Definitiv ist es rosa Grapefruit, keine gelbe. Aber herbe und frisch, keineswegs so süß wie Supermarktware. Im Duftverlauf tritt mehr der bittere Geruch der Grapefruitschale hervor, bis dann beim Träger irgendwann der Groschen fällt – das ist doch Terre d’Hermès! Tatsächlich gleicht sich mit dem Zurücktreten der Grapefruit Note dieser Duft fast komplett an, bleibt aber doch etwas schlanker und frischer. Grapefruit ist für beide Parfums gelistet. In Terre d’Hermès hat sie die Rolle des zitrischen Begleiters, der durch Schärfe und Säure den Duft pikant macht. In Eau de Pampelmousse rosé spielt sie zumindest zu Beginn die Hauptrolle. Im direkten Vergleich, glaube ich zudem etwas ganz leicht Frisches, Aldehydiges auszumachen. Von der gelisteten Rose kann ich aber nichts spüren. Eau de Pampelmousse rosé ist damit nicht so kräftig erdig wie Terre d’Hermès, es ist frischer, weniger voluminös. Dass es jetzt ein leichter Sommerduft wäre, kann man aber auch nicht sagen, dazu ist die Vetiver-Zedernholz Kombination viel zu prägnant. Aber die Grapefruitnote macht hier wirklich Spaß! Ich finde es eleganter und interessanter und gebe ihm den Vorzug. Im Gegensatz zu Terre d’Hermès ist es als Unisex Parfum anzusehen.
Ebenfalls als Unisex Duft kann man Red Vetyver von Montale einstufen. Mit Eau de Pampelmousse rosé hat es gemeinsam, dass es sich im Duftverlauf immer mehr dem Terre d’Hermès angleicht. Auch hier ist Grapefruit, allerdings spielt sie wie bei Terre d’Hermès nur die Rolle des Begleiters. Red Vetyver ist weniger frisch als die Hermès Düfte. Darüber hinaus ist Komposition strenger, formaler, auch feierlicher. Obwohl Oud nicht gelistet ist, müsste es nach meinem Eindruck minimal vorhanden sein. Mir fällt ein sehr schön alkoholischer Charakter auf, so etwa wie Cognac, Brandy oder auch Rum, und den führe ich darauf zurück. Das gefällt mir sehr gut. Red Vetyver steht Terre d’Hermès etwas näher als Eau de Pampelmousse rosé. Aber es ist viel eleganter, hat nichts sportliches, kerniges oder raubeiniges mehr. Wie Terre d’Hermès eignet es sich für die kalte Jahreszeit, aber es passt besser zum Abend und zu formellen Anlässen.
Bei Kenzoair Intense wird zwar in der Pyramide zum Vetiver kein Zedernholz, sondern die Note „weiße Hölzer“ angegeben, trotzdem reihe ich es hier mit ein, denn die Basisnote ist ähnlich. Ich denke, Zedernholz ist sicher mit im Spiel, möglicherweise aber auch zusätzlich Zypresse, denn ich rieche Ähnlichkeit mit Rush for Men von Gucci. Kenzoair Intense ist eine Klasse für sich und läuft gewissermassen außer Konkurrenz. Das besondere ist die Ouzo Note im Kopf. Der Duft riecht wirklich nach dem griechischen Schnaps. Wer den riechen mag, wird auch Kenzoair Intense mögen. Allerdings schränkt diese Kopfnote die Einsatzmöglichkeit etwas ein. Immerhin verblasst diese nach einiger Zeit ein wenig und eine eher transparente und trockene Zedernholz-Vetiver Kombination meldet sich deutlicher zu Wort. Kenzoair Intense ist außergewöhnlich und schön, aber eine eigenständige Facette innerhalb dieser Duftrichtung.
Mark Buxtons Vertreter dieser Gattung heißt English Breakfast und ist für mich einer der gelungensten Bürodüfte, die man bekommen kann. Es ist ein Eau de Parfum und hält den ganzen Tag, dabei bleibt es von morgens bis abends angenehm dezent. Zunächst beginnt es mit einem undefinierbaren Frische Akkord für den morgen. Am Nachmittag tritt dann die Zedernholz-Vetiver-Kombination in Aktion. Sie meldet sich immer wieder als ganz leiser, aber energetisierender Hauch. Frische spendend am Morgen, Kraft und Energie spendend an Nachmittag und Abend – damit geht Mark Buxton bei diesem Parfum weit über die Funktion eines herkömmlichen Bürodufts hinaus. Besser kann man es nicht machen.
Als letztes möchte ich noch auf Robinson, die Nummer 3 in dem Cédro Atlas Set von Nobile 1942 hinweisen. Den gibt es nur im Dreierpack mit den anderen beiden Düften. Das sind keine Herrenparfums, sondern spezielle Jungensdüfte. Muss man aber nicht so eng sehen. Entsprechend kommt Robinson auch betont jugendlich daher, mit einer schönen, frischen Zitrone im Kopf. Hier wird die nur verhalten eingesetzte strenge Zedernholz-Vetiver Kombination mit etwas Moschus aufgeweicht. Der Moschus ist sehr gelungen. Nicht seifig, aber irgendwie den Geruch weicher, jugendlicher Haut hervorrufend bzw. verstärkend. Sehr körperlich. Das ist wirklich sexy und ganz toll gemacht. Leider lässt die Konzentration zu wünschen übrig, hier darf man sich kräftig eindieseln. Als leichter, zitrischer Duft steht Robinson in dieser Gruppe dem Eau de Pampelmousse rosé am nächsten.
Ein klassischer Ranking soll es hier nicht geben, alle Düfte sind sehr gut. Jedoch gefallen mir Red Vetyver und Eau de Pampelmousse rosé etwas besser als Terre d’Hermes. Sie bringen in ihrer jeweiligen Ausprägung mehr Komplexität ein und sind nicht so knarzig. Kenzoair Intense steht als etwas Besonderes für sich. Weil er so sexy ist, könnte fast Robinson der Sieger sein, wenn er nur etwas haltbarer wäre.
So, ich hoffe, ich konnte mit dieser Überblick dazu anregen, sich einmal näher mit dieser Richtung zu beschäftigen und auch mal was anderes zu probieren als das weit verbreitete Terre d’Hermès.
Zuletzt bearbeitet von Apicius am 21.08.2010, 21:23, insgesamt 4-mal bearbeitet