Agram

Agram

Rezensionen
Agram vor 7 Jahren 7 4
8
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Wenn Leder authentisch sein soll: Cuir d'Arabie
Ich habe Winterurlaub, sitze am späten Morgen mit einer Tasse schwarzen Kaffee, ausgeschlafen am Laptop und rieche Cuir d'Arabie. Immer noch. Seit gestern Mittag.

Heute Nacht habe ich mich dazu entschlossen, meinen ersten Kommentar zu verfassen.
Wenn ein Parfüm es geschafft hat mich dazu zu bringen, dann dieses.

ich hatte es von einer Pröbchen-Bestellung, in meinem Lederwahn, der so ziemlich genau zwei Jahre her ist.
Cuir d'Arabie war damals schon der einzige duft, bei dem ich mir als aller erstes dachte: "Leder"!
Das war es aber noch nicht,. Im nächsten Moment war klar - und ich sagte es aus dem Badezimmer laut zu meiner Frau: "Geil, der riecht nach Kuhscheiße"
Ich meinte damit nicht, dass ich einen Fetisch habe und Lust verspüre, wenn ich mich mit tierischen Ausscheidungen einreibe, sondern viel mehr, dass ich einen Duft gefunden habe, der "dirty" riecht.

Er riecht für mich "natürlich" und ich finde in der Natur gibt es kaum etwas, was zu 100% gut riecht. Es sind immer mehr als min. 50% die gut riechen müssen, wenn etwas gut riecht. Genau das macht es doch aus. Dabei denke ich an Teer, Diesel, Erde. Damit etwas so ziemlich gut riecht, reichen auch 60% nicht aus aber Leder kann keine 100% haben. Auch Sex oder der natürliche Menschenduft fallen unter diesen Aspekt.
Ich hoffe die Parfumo-Anhänger der Pudrigen, Vanille, Zuckerwatte-Fraktion und die frisch, zitrisch, floral-Freaks (nicht alle), müssen sich nicht gleich übergeben.
Cuir d'Arabie ist nach meiner Skala bei 70-80%, was nicht heißt, dass der Duft als Kreation, nich sogar 10 Punkte verdient hat. Genau das hat mich nämlich dazu bewegt, das hier zu schreiben. Obwohl der eigentliche Grund, wie bei so vielen Parfumos, ein anderer war.

Auf dem Schulweg, vor ca. 20 Jahren fing es an. Ich schlenderte nichtsahnend an diesem Wintertag zur Schule, als ich ein Paar Schwarze Handschuhe bemerkte. Sofort hob ich sie auf und zog sie an. Ein Stück zu groß aber schön warm. Ich behielt sie bis zum Klassenzimmer an. Eine Weile später als ich mir mit den Händen durch das Gesicht ging, war er zum aller ersten mal da. Dieser Geruch. Leder! Vermutlich Rindsleder, obwohl ich diesen Duft viel mehr mit Pferden assoziiere. Und ganz klar: Tabakrauch! Der Besitzer dieser handschuhe war auf jeden Fall Raucher. Ob Zigarre, Zigarillo, Zigarette oder was auch immer.
Auf dem Weg nach Hause und in der nächsten Zeit roch ich sehr oft an den Handschuhen. Sie rochen so ca. 80% gut.

Cuir riecht für mich noch etwas mehr nach Heu (vielleicht Birke), Pferdestall (Kuhmist oder eher der Mist der Araber), etwas weniger nach Tabak (eher unverräuchert) als die Handschuhe und authentisch nach gutem Leder. Eine leichte Säuere nehme ich zum Anfang wahr, die dann allmählich verschwindet. Ganz anders als bei manchen eher schlechten Düften, bei denen die Säuere zum Ende hin intensiver wird. Ich empfinde ihn trocken und nicht süß, was ihn neben seiner Echtheit was das Leder betrifft, zu meinem Favoriten macht. Keine Frage, La Yuqawam und Konsorten sind auch gute Düfte, aber durch die Beeren, die Süße... sind sie einfach nichts für Leute die es natürlich und dirty mögen.

Ob Cuir d'Arabie ein Alltagsduft ist, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich muss Mann ausreichend diry sein dafür.
Ich weiß nur, dass ich nach meiner leeren Probe und wegen der guten Haltbarkeit, jetzt erstmal nur 5 - 10ml für besondere Anlässe benötige.
4 Antworten