Kleine Parfüm-Anekdoten No.1

Bei einem Spaziergang mit meinem Freund kamen wir an Manufactum vorbei.

Nicht direkt zufällig, man kann Spaziergänge ja schon an entsprechenden Duftmöglichkeiten vorbeilenken.

Die Auswahl dort ist klein aber fein, und ich wollte mir einfach neugierig die Düfte ansehen, als ein Vater mit seiner Tochter zum Parfüm dazukam. Die Kleine war ungefähr 6 Jahre alt und wollte gern mal schauen, was da für Glasfläschchen standen, mit den verlockenden duftigen Wässerchen darin.
Der Vater fragte sie, ob sie denn gerne etwas aufsprühen wolle, und sie nickte gespannt aber auch andächtig. Die Flakons standen für sie auch nicht in Griffhöhe, und fragend blickte sie die Flakons an.
"Ich glaube, das hier könnte ihr gefallen", sagte ich und tippte auf "Artemisia".
Wäre Manufactum ein Douglas gewesen, hätte sich mehr angeboten das ein junges neugieriges Mädchen zum Spiel hätte antesten können, aber bei Manufactum standen klassische und erwachsene Düfte.
Mit Anfang 20 entdeckte ich Artemisia von Penhaligon's, der schlichte und doch gleichzeitig mädchenhafte Flakon gefiel mir, und der pudrige, sanfte Duft verzauberte mich. Neben Farina Cologne, Carthusia und Il Profvmo dachte ich sofort, da kommt nur Artemisia in Frage.
"Oh das probieren wir mal, oder?", fragte der Herr seine Tochter, die gleich nickte und ich reichte ihm einen Papierstreifen dazu. Vorsichtig schnupperte sie an dem Streifen, und als ihr Vater wissen wollte, ob sie es denn auch aufsprühen wolle, nickte sie sogleich.
Er krempelte ihr die Ärmel hoch bis zum Ellenbogen, weil ihre Handgelenke so klein und zart waren, als würde ein leichter Sprühstoß da niemals raufpassen. Pfft, und ich beobachtete und sagte, "tupfe deine Arme ganz vorsichtig aufeinander, wenn du reibst ist der Duft schneller weg", und sie tupfte und roch daran, und ich fragte mich wie sie sich wohl fühlte.
Wenn selbst uns verkopfte Erwachsene ein Duft zum Träumen bringt und unsere Fantasie anregt und die Gedanken herumtollen, wie schön ist dieses Spiel für ein Kind? Ich erinnerte mich daran, wie sehr ich es liebte, an meinen kleine Miniaturen zu riechen, oder an meinem ersten Parfüm "Pretty Peach", oder wenn ich bei Oma etwas aufsprühen durfte. Ich fühlte mich als könnte ich selbst in all den Märchen und Geschichten sein, die ich so gern mochte, als wäre ich so schön und bewundernswert wie meine Mama, meine Oma, meine Tante.

Der Vater bedankte sich für meine Hilfe, "dafür nicht!" antwortete ich, und mit der kleinen lächelnden Person an der Hand ging er aus dem Laden.