Goldmund

Dreckig bleiben wird über das Elternhaus im Hamburger Karoviertel vertrieben und exakt dort ist auch seine Wiege. Die Mitschöpferin dieses Duftes, Stefanie Mayr, war Mitbewohnerin des Wagenplatzes der dort am 4.November 2002 geräumt wurde, Hamburg war zu dieser Zeit im Ausnahmezustand und das zurecht. Stefanie Mayr: "Die zentrale Note sollte Rauch sein. So wie die vielen offenen Feuer der „Bambule“ riechen"

Und das hatte ich auch erwartet, es ist eine speckige Note dabei, wenn der Ofen schon etwas länger nicht mehr sauber gemacht wurde und anfangs munter vor sich hinqualmt. Man riecht nach Räucherkammer - ich liebe es.

Umso mehr enttäuschte mich anfangs der Duft. Das ist kein Ofenduft, erst Recht kein Lagerfeuer. Gar kein Feuer ist darin, nicht ein Funken. Ich musste lange lange grübeln an was es mich erinnert .. es hat auch etwas mit Bauwagen zu tun, kommt aber aus einer gänzlich anderen Ecke: Es ist der äusserste Winkel des Wagens, vollgerummelt mit Zeugs, vornehmlich Klamotten, selten gelüftet, länger nicht angerührt. Ein muffig-kühler hinterer-Winkel-im-Wagen Geruch, ein wenig modderig, etwas nach Keller. Auch ein Teil des Wagenlebens, ein recht intimer fast. Will ich den raus in die Welt tragen? Dann diese süsse Klebrigkeit, will sie etwa versuchen mir den Deckmantel einer altersmilden Stimmung über das einst geschehene auszubreiten? Der alternde Bambule, bierseelig in süssen Erinnerungen schwelgend. Die gesetzte Wagenbewohnerin, jetzt Ladeninhaberin. "Ist ja doch noch was aus ihr geworden, sieh an". Geht so "dreckig bleiben"?

https://youtu.be/LHHSdvdQQeg?t=34s

Dieses Lied war es im übrigen, was mich auf die Spur brachte .. jeden Herbst lasse ich die Bambule kurz Revue passieren .. 14 Jahre ist es nun her.

Dreckig bleiben ist der Duft zum 4. November jeden Jahres. Danke dafür.