PatWest
PatWests Blog
vor 5 Jahren - 09.12.2020
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Wie viel darf’s denn heute sein? Wenn Parfümerie und Homöopathie Hand in Hand gehen

Auslöser für diesen Blogeintrag ist ein Kommentar aus dem Liveticker von gestern Abend in dem erwähnt wurde, dass Aaron Terence Hughes (im folgenden: ATH) eine Petition bezüglich der Deklaration von Oudh-Konzentrationen in Parfums starten möchte. Genauer sollen Parfümhäuser in Großbritannien den prozentualen Anteil an enthaltenem Oudh auf die Flakonverpackungen ausweisen.

Um die Hintergründe dieser Idee etwas zu erläutern: ATH hat auf seinem YouTube Kanal des Öfteren den Oudh-Gehalt bekannter Kreationen infrage gestellt, unter anderem Initios "Oud for Greatness", Tom Fords "Oud Wood (Eau de Parfum)" oder auch "London Oud" von Fragrance du Bois. Letzteres endete schlussendlich in einer Unterlassungserklärung seitens der Marke „Fragrance Du Bois“, ATH musste das Video über London Oud offline nehmen und sich von seinen getätigten Aussagen distanzieren.

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+++Vorweg: Ob und wie weit man den Aussagen von ATH glauben schenken möchte sei hier jedem selbst überlassen. Ich meinerseits halte ihn mit seiner Lebensgeschichte für authentisch und sehe den Ursprung der Aussagen nicht als ein willkürliches Niedermachen der "Konkurrenz" +++

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Wenn es um die Suche nach neuen interessanten Düften geht, wird in der Regel ein Blick auf die sogenannte Duftpyramide geworfen. Die Tatsache, dass Duftpyramiden nichts mit den echten Inhaltsstoffen eines Parfums zu tun hat, soll hier nur ein kleiner Trost sein. Ich gehe soweit und behaupte es ist eine Verbrauchertäuschung, wenn selbst im offiziellen Namen Wörter wie „Oud“ verwendet werden und der Benutzer am Ende nur ein Fläschchen mit verflüssigten Globuli erhält.

Die Frage, ob und wie viel der Inhaltsstoffe wirklich von den Herstellern verwendet werden, beschäftigt mich seit dieser Erkenntnis schon etwas länger. Zumal die große Mehrheit der Konsumenten sich durch die mangelnde Zugänglichkeit nie ein Bild von einem „echten“ Oudh-Geruch machen kann/möchte. So bin ich immer wieder verwundert, wenn ich hier bei Parfumo Kommentare über die sogenannte „Oudh“-Düfte lese, in denen der besagte Inhaltsstoff vermeintlich nicht einmal vorhanden sein soll.

+++Disclaimer - Die Folgenden Zitate wurden beispielhaft entnommen und sollen keinesfalls die Autoren in jeglicher Form in ein negatives Licht rücken oder direkt angreifen+++

  • „60% Safran, 40% Oud - genau so riecht es“
  • „Oud+Safran stehen unverbrüchlich auf Patsch-Moschus Basis“
  • „Mein Einstieg in die Parfumleidenschaft. Oud, holzig, nasse Erde.“
  • „Mit diesem Duft musste ich leider feststellen, dass Oud nichts für mich ist.“
  • „Perfekter Einstieg in die Oud Welt. Guter Misch zwischen Mainstream- und Nischennase“

In den beispielhaften Statements wurde zum Teil von "Anfängen in die Nischenwelt" berichtet. Während hier in den Foren auch Nutzer unterwegs sind, die sich tief mit der Materie befassen und die teuren Oudh-Öle für Vergleichszwecke kaufen, bezweifle ich dieses Vorgehen bei „Neulingen“ in der Welt der Parfüme doch sehr. Hier wird durch bekannte Marken ein falscher erster Eindruck von Rohstoffen wie authentischem Oudh vermittelt. Doch stellt sich hier auch die Frage: Möchte ich wirklich nach authentischem Oudh riechen? Der Konsument sagt offensichtlich: Nein.

„Oudh ist auch so ein Thema und wir warten ja alle gespannt auf den nächsten Oudhduft, der mit Oudh so gar nichts zu tun hat. Weder geruchlich, noch inhaltlich.“ Das der Verbraucher sich mit mehr Schein als Sein zufrieden gibt, sollte mit diesem Zitat von Parfümeuer Andy Tauer aus dem Jahr 2014 deutlich werden.

Zum Ende dieses Artikels würde mich interessieren, wie Eure Erfahrungen bzw. Reisen mit dem Thema Oudh aussehen und ob eine Regelung bezüglich der Namensgebung im Zusammenhang mit den tatsächlichen Inhaltsstoffen eines Produktes sinnvoll wäre.

2 Antworten
Whadelse89Whadelse89 vor 5 Jahren
Ich halte da ehrlich gesagt gar nichts von und kann auf diesen "exquisiten" Rohstoff gerne verzichten. Diesem weine ich auch keine Träne nach. Es gibt so viele tolle (mMn bessere) Alternativen.
CravacheCravache vor 5 Jahren
Aoud ist längst zu einer Duftrichtung geworden und bezieht sich nicht nur bloss auf den Inhaltsstoff Aoud im engeren Sinn. Daher machen Regelungen in dieser Hinsicht m.E. wenig Sinn. Auch vor dem Hintergrund, dass Aoud im Arabischen allgemein Holz bedeutet und nicht spezifisch Adlerholz meint.