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RapunzelRs Blog
vor 10 Jahren - 01.05.2014
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Übersättigt oder doch die Suche nach Lebensqualtiät?

Ermuntert durch Yatagans Duftkommentar zu Wood Haven von Kerosene als auch durch meine Erfahrungen was das "Suchteln" auf diesem Portal angeht, habe ich meine ganz eigene Theorie entwickelt. Fangen wir bei "Adam und Eva" an. Wir kommen als zutiefst sinnliche Wesen auf diese Welt, werden von unseren Mütter geboren und sind sicherlich im ersten Augenblick überfordert, mit dem was uns erwartet. Entweder es geht sofort an Mamas Brust oder auf ihren nackten Körper. Schon mit dem ersten Atemzug erkunden wir unsere neue Welt mit unseren Sinnen. Wir riechen die Haut unserer Mütter, wir spüren ihre Wärme, ihre Haut, hören den uns so vertrauten Herzschlag und schmecken die warme Milch. Vorausgesetzt alles läuft gut. Auch mit weiterem Wachstum sind wir vorerst auf unsere Sinne angewiesen. Alles andere müssen wir Schritt für Schritt lernen. Und dieses in einem rasanten Tempo, vor allem im ersten Jahr. Nie mehr wieder entwickeln wir uns in unserem Leben so schnell. Aber auch dieses benötigt die Zuwendung unsere Eltern. Ist diese nicht gegeben, spricht keiner mit uns, liebkost uns niemand, hält uns keiner in seinen Armen, sprich werden unsere Sinne nicht stimuliert, entwickeln wir uns nur schlecht oder schlimmstenfalls gar nicht. Leider haben wir heute, in unserer hochtechnisierten Welt voller wissenschaftlichem und technischem Fortschritt kaum mehr Gelegenheit unsere Sinne zu nutzen als auch zu stimmulieren. Auch sitzen wir nicht mehr in einer Höhle, müssen uns unser Essen selbst erlegen und uns gegen Gefahren schützen, wie das noch unserer Urururahnen gewöhnt waren. Der Kaffee läuft durch die Maschine, das Essen muss von vielen nur noch erhitzt werden und wir können in Ruhe in unseren Betten schlafen, ohne den wilden und hungrigen Tiger zu fürchten. Was hat das jetzt alles mit Düften zu tun? Gemach, gemach-ich erkläre es jetzt. Duft ist für mich ein zutiefst sinnliches Erleben. Ich rieche nicht nur mal kurz etwas, um es dann in meinem Gedächtnis abzuspeichern, sondern ich nehme mir Zeit dafür. Düfte testet man nicht mal eben so, wie durch den Mc Drive fahren. Ein Duft ist eine so komplexe Angelegenheit, wie die Empfindungen in meinem Gedächtnis. Zumindest sollte es so sein und ich behaupte jetzt einfach mal, dass einige das hier erkannt haben. Ich finde es immer wieder spannend zu lesen, dass der eine Düfte mit Liedern interpretiert, der andere mit Farben und wieder ein anderer mit Tänzen. Schon lange habe ich mir auf die Fahne geschrieben, auch in meinem Alltag, in der Routine, genauer hinzuriechen, hinzuspüren, hinzuhorchen. Sei es beim zehnten Händewaschen am Tag mir die Frage ganz bewusst zu stellen: Wie riecht diese Seife, wie fühlt sie sich auf meiner Haut an. Oder nehmen wir ein anderes Beispiel. Wir alle meinen zu wissen, wie Spinat schmeckt. Gut, gibt es einige kleine Unterschiede zwischen frischem Spinat, oder dem vom Kapitän oder auch dem vom Discounter. Trotzdem machen wir uns nicht mehr die Mühe, genau zu schmecken. Warum auch, wir haben ihn doch meistens schon im Babyalter zu uns genommen. Und trotzdem glaube ich, ist es wichtig, noch einmal bewusst zu schmecken. Es gibt noch unzählige andere Beispiele, für diejenigen die keinen Spinat mögen. Eine liebe Parfumo Schwester und Soukpartnerin hat mir mal geschrieben: Duft ist für mich Lebensqualität, so wie ein gutes Essen oder eine schöne Landschaft. So oder so ähnlich. Ein gutes Essen oder eine schöne Landschaft nehmen wir ebenso über unsere Sinne wahr. Und jedesmal ist es ein anderes Empfinden. Hängt es doch sehr von den unterschiedlichen Komponenten des Essens als auch von der Form der Landschaft ab. Aber nicht nur-auch die Empfindungen, die Erlebnisse, die in unserem Hirn abgespeichert sind, spielen eine große Rolle für das, was wir fühlen. Ich glaube auch, dass ein schnelles oder neues Auto im Grundsatz nicht befriedigt, sondern eher das Gefühl von Freiheit, welches es uns vermittelt.

Mein Fazit: Wir sind oder ich bin nicht jeden Tag aufs Neue auf der Suche nach Konsum, wenn auch eine große Befriedung darin steckt. Ich glaube so oberflächlich bin ich nicht. Düfte bieten mir ein Lebensgefühl, eine Lebensqualtiät, die ich in meinem Alltag schwer zu finden vermag. Hänge ich doch gedanklich schon, wenn ich gerade eine Arbeit verrichte, schon bei den nächsten fünf Aufgaben, die sich mir stellen. Immer auf der Überholspur, immer beschleunigt. Selbst wenn ich die Pflaume in einem Duft kenne oder auch den Geruch von Schokolade, Himbeeren, Amber oder, oder, oder -so empfinde ich sie jedesmal anders aufgrund der einzigartigen Zusammenstellung als auch aufgrund meiner eigenen Verknüpfungen und das macht mich glücklich. Es ist ein Gefühl von "hier möchte ich bleiben", ein Stück Himmel, ein Stück "Back to the roots". Ich muss mit all meinen Sinnen leben, weil ich sonst aus tiefster Seele verkümmern würde. Und einen Teil davon gibt mir die Leidenschaft zu Düften. Das ist der Grund, warum ich hier ständig suchteln muss, bedeutet es doch Entwicklung und Zufriedenheit. Und eigentlich bin ich auch nicht wirklich süchtig, zumindest kenn ich gut meine Grenze und Haus und Hof existieren auch noch.

Durch eine berechtigte kritische Anmerkung von Siebter möchte ich hier noch einen kleinen Nachtrag verfassen:

Ich bin mir darüber bewusst, dass ich hier lediglich meine eigenen subjektiven Empfindungen wiedergebe, die sicherlich nur einen begrenzte Sicht des Themas zeigen. Einem Thema, welches genügend Potenzial hat, aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet zu werden. In diesem Zusammenhang bin ich mit dem Wort "Suchteln" etwas arglos umgegangen und möchte das an dieser Stelle gern revidieren.

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