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vor 11 Jahren - 25.10.2013
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Papier...nein, Parfumhaus !

Achtung, Spoiler ! Für diejenigen, die noch das Buch von Carlos Maria Dominguez ( "La casa de papel" )
lesen wollen, und keine einzige Detail von den Buch vorher wissen wollen.
Andere, weiterlesen, da es eher um meine Gedanken bezüglich das Buch und die Story Richtung Parfum und Parfum-Mania geht.

Also, das Buch fängt an, wenn Bluma Lennon an die Strasse spaziert, beinah buchstäblich Ihre Nase in einem Buch, dem Sie gerade gekauft hat, und von Auto überfahren wird - und stirbt.
Danach folgt andere, zum Teil komisch, zum Teil tragische Schickschale von Menschen, die zu sehr Bücher lieben.

Ich könnte nicht anders, als viele Parallele zu uns Parfümverrückte zu sehen, sowie einige ( für mich ) inspirierende Gedanken zu kriegen, die ich jetzt teilen möchte.

Eine von den Figuren in den Buch, zusammen mit seinem guten, genau so Buch-Verrückten Freund,
entscheidet irgendwann z.B. die Bücher, die vor 1900 geschrieben sind, nur in Kerzenlicht zu lesen,
weil authentischer. Das finde ich auch eine intressante Idee, sowie malen beim Kerzenlicht - es wird da auch empfohlen vor allem die Ölbilder von alten Meistern wie z.B. Rembrandt in Kerzenlicht zu schauen, da die Bilder dann anders "leben" und mehr mit dem Zuschauer und das Raum und die Schatten schmelzen...schön !!!
Durchaus inspirierend, finde ich. :)

Tja, und was hat das denn mit Parfüm zu tun ???

Vieles, wie ich finde.

Zum einem, sind die Parfums wie Bücher, erzählen Gesichte, lassen Eindrücke hinter sich, leben weiter in unseren Bewusst- und Unbewusstsein, und genau wie Bücher - das wird auch in das Buch erwähnt, aber über Bücher ! - sind öfters viel mehr schwieriger ( mindestens für den Literatur - bsw. Parfumverrückte ) loszuwerden als sie in den Sammlung hinzukriegen.
Wegzuschmeissen - nee !
Geben - auch nicht so einfach...was, wenn der/die Empfänger/in es nicht schätzt und lässt einfach an den Boden liegen, womöglich sogar an nassen Boden ???
Verkaufen - ja, vielleicht, aber am liebstens nur für diejenigen, die es auch schätzen wissen.

Wie schwierig das ist, sieht man, wenn man z.B. hier im Forum immer wieder liest, wie wir uns gegenseitig fragen, wie man seine Sammlung verkleinern kann, wie kann man es in Grenzen zu halten und so weiter
und so fort.
Und ja, ich bin genauso betroffen, ich versuche mich hier nicht freizusprechen, nein, nein, ganz in Gegenteil !!!

Zum zweiten, ist Parfum auch eine Art von Kunst, sowie Literatur, für mich ist Parfum als Kunstform viel näher zu Literatur als zu z.B. Malerei oder Musik.
Manche Parfums sind wie grosse Epoche, manche kurze Mitteilungen, manche eher wie eine Dokumentation, manche schöne Poesie, manche kurze Comics. Sicher ist die bildliche Komponente dabei, man sagt nicht um sonst "Kopfkino", aber so ist es auch mit Literatur. Manchmal, wenn wir hier Kommentare lesen, kriegen wir auch sogar "Nasenkino" ! :D

Zum dritten, versuchen wir denn auch manchmal nicht die perfekte Umgebung für das Parfüm zu schaffen, anstatt vice versa ?
Allerdings, hier kann man auch sofort an Andrea Maack denken, da Sie Ihre Kunstwerke parfumiert, die Kunstwerke sind Teil des Parfums und andersum.

Wir wollen das Parfum zu den richtigen Situation, richtigen Outfit, richtigen Moment und richtigen Person wählen. Ist es dann ein bisschen wie Bücher, die vor 1900 geschrieben sind, in Kerzenlicht zu lesen ? Wir wollen das Parfumgenuss noch besser, noch schöner, noch authentischer schaffen.
Sicherlich nicht immer, nicht jedes mal, auch nicht jeden Tag, aber mehr oder weniger. Für mich ist das keine Sünde, aber ich muss zugeben, dass viele andere ( in Parfumo unangemeldete ) viel weniger Gedanken machen was und unter welchen Umständen Parfums zu tragen oder testen.

In den Buch geht die Liebe zu Bücher beim einem Charakter dann tatsächlich "out of hand", er wird obsessiv und nervös, zieht sich zurück von den Welt und lässt seine Bücher zementieren, einem Haus von den Bücher zu bauen. Die Bücher sind in den Zement sogar gut geschützt, "für immer und ewig" aufbewahrt, aber lesen kann er die nicht.
Eines tages will er aber ein Buch rauszuholen, für eine andere Person, hackt Löcher in die Wände um es zu finden, und danach, langsam aber sicher, kollabiert das Haus.
Kollabiert mehr oder weniger wie eine Papierhaus aus Spielkarten. Seine Sammlung ist gestört, seine Lebenswerk in Regen und Wind und Sturm ruiniert.

Was hat das wieder mit Parfum zu tun ? Wo ist das Parallel ?

Nun ja, viele von uns horten auch, benutzen Parfums die wir benutzten wollen, nicht, weil wir Angst haben eines tages das Parfum nicht mehr zu haben und auch nirgendwo mehr zu kriegen. Zu gleich haben wir auch Angst von "kippen", und MÜSSEN es irgendwie nutzen, vor es zu spät ist. So ein gestörter Haus aus Bücher ist ein bisschen wie ein gekipptes Parfum, nun haben wir immerhin unseren Dach über den Kopf nicht verloren, wenn ein - oder sogar mehrere - Parfums kippen. Natürlich ist das Schickschal nicht so tragisch wie in den Buch über dieser eine Büchensammler.
Vielleicht ist das ein bisschen zu weit geholt, aber mich hat das Buch sehr nachdenklich gemacht bezüglich Parfum und, vor allem, das horten.

Neulich habe ich auch bemerkt, dass ein paar sehr geliebte Proben völlig ausgedünstet waren, weil ich zu lange gewartet habe, um die zu tragen, da "viel zu seltene".

Ich gebe zu, ich bin manchmal "parfüm-manisch", und so lange es Genuss bleibt, ist es auch harmlos. :)
Ich möchte jetzt auch keinem Angst jagen, nur betonen, dass lass uns das Parfüm geniessen wenn es da ist, auch mit Kerzenlicht, Musik, Bilder, wie auch immer, hier und jetzt, und weniger Sorgen machen ob wir zu viel oder zu wenige Dufte haben und was mit unsere Dufte passiert.

Parfum ist toll, und ja, wir können es sogar MEHR geniessen, aber bitte nicht unter Autos laufen weil zu intensiv auf die Strasse das neue Duft schnuppern. ;)
Viel lieber gegenseitige Tipps geben, welche Musik passt zu welchen Parfum, welchen Buch man mit dem oder dem lesen könnte, an welchen Film man denken muss, wenn man das oder das Parfum trägt....Das machen wir ja auch. Leben ist schön. :)

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