Shamrock
Shamrocks Blog
vor 3 Jahren - 08.12.2020
22 30

Die hohe Kunst des Seins

Wir Männer haben, was Düfte angeht, einen Vorteil gegenüber Frauen, wir müssen uns rasieren und können abseits, von unseren Lieblingsdüften, Dufttechnisch auch mal andere Wege gehen. Ich habe Männer getroffen, die nutzten als Eau de Toilette etwas edles gutriechendes, und nach der Rasur Nivea, Pitralon, Hattrick, oder Sir Irish Moos. Ich bin auch einer dieser Vertreter, obwohl früher, da habe ich meinen Lieblingsduft meist als After Shave zusätzlich gekauft, und da ich im Laufe der Jahre viele Lieblingsdüfte hatte und habe, dementsprechend geringen Platz. Signaturdüfte wie Drakkar Noir, oder Lanvin pour Homme gibt es nur noch als Eau de Toilette. Eine lange Zeit habe ich das Aftershave Balm von L‘occitane benutzt, ganz einfach weil ich den Duft sehr mag und weil ich empfindliche Haut habe. Trotzdem gibt es für mich neben den Düften eine Sache, die ich mit Leidenschaft betreibe, obwohl ich in der bedauernswerten Lage bin, keinen starken Bartwuchs zu besitzen.

Ich rasiere mich alle zwei Tage und zelebriere es seit meinem ersten Flaum. Ich kann mich noch erinnern dass ich den Rasierer meines Vaters benutzte, einen ausgedienten Wilkinson Safety Razor mit offenem Kamm. Völlig unbedarft sah ich aus, als wäre ich einem Massaker zu Opfer gefallen, was meinen Vater zu der Aussage veranlasste, „sieht Du, deswegen nutze ich Systemrasierer.“ Ich kaufte mir also einen Gillette GII und kurz danach einen Contour, der mich all die Jahre begleitete.

Vor ein paar Jahren allerdings machte ich den Fehler, und kaufte mir einen Gillette Fusion, 5 Klingen, 5 mal gründlicher. Mit dem Teil wuchsen die Probleme. Eingewachsene Bartstoppeln, Ersatzklingen zum Preis einer Eigentumswohnung. Ich war es ehrlich gesagt leid soviel Geld zu bezahlen und sah mich nach Alternativen um.

Das war der Moment der Nostalgie, denn all die Jahre fand man kein Safety Razor, oder wie es auf Deutsch heißt, „Rasierhobel,“ aber plötzlich waren sie da, die Merkurs und Mühles, die Parker, die Edwin Jaggers und natürlich die Feather.

Auf YouTube verfolgte ich stundenlang Videos von Kernsurfs, GeoFatboy, Shave Emporium und Executive Shaving. Allerdings das Problem war, ich muss Blutverdünner nehmen und jeder sagte ich solle keinen Rasierhobel kaufen. Also habe ich den sanftesten Rasierer gesucht und einen Merkur 34c gekauft. Erste Rasur war holprig, aber keine Schnitte. Leider war in dem Probepäckchen, das ich mit dazu gekauft hatte, um die für mich beste Klinge zu finden, eine von V-Max aus Indien. Ich nehme an, diese Rasierklinge war nur für mich, denn es war, als würde ich mich mit einem rostigen Messer, oder einer Glasscherbe rasieren. Ich habe mich von da an nie mehr über den Support in Bangalore lustig gemacht, denn VMware, die Firma für die ich tätig war, hatte den In-House Support dort.

Nach drei Wochen war es abgeheilt und ich hatte genug von Systemrasierern, Rasierhobeln und wollte mir einen Bart wachsen lassen, nach Indien pilgern, und dort Buße tun, quasi der Gang nach Bangalore. Die Klinge von Lord machte dem einen Strich durch die Rechnung, denn die war so mild und angenehm, also blieb ich dran.

Mittlerweile nutze ich die Klingen von Wilkinson, zusammen mit Gillette, aber mir taugen die Wilkinson mehr. Vor einiger Zeit kam dann ein Wilkinson Classic dazu, der mir aber nicht ganz geheuer ist, und am besten mit einer Gillette 7 o‘Clock funktioniert. Also ist der Merkur mein Standar Rasierer und ich habe keinen Moment bereut.

Für mich ist die Rasur mit ihm die hohe Kunst des Seins, und das auf jeder Ebene. Ich liebe das Ritual des Anrühren der Rasierseife, die Vorbereitung mit Heißwasser, das einseifen der Bartstoppeln mit dem Plisson Bartpinsel aus Synthetik und dann das sanfte Gleiten des Merkur, nachdem man ihn unter dem Wasser aufgewärmt hat. Ich kann jedes Mal verstehen warum Gentlemen in einen Barbershop zur Rasur gingen und soviel wirklich ausgezeichnete Colognes und After Shaves da draußen existieren. Der ganze Stress verschwindet, man kann relaxen, da man sich nur auf eine Sache konzentriert....nämlich den Vorgang an sich. Die Welt existiert nicht mehr und alles verschwimmt.

Dann das Ritual danach, wenn man sich mit kalten Wasser das Gesicht wäscht, der Alaunstein über die Haut gleitet und man nach der Prozedur das After Shave aufträgt. Ich versuche den Ausdruck „Rasierwasser“ zu vermeiden, klingt es für mich nach Aldi oder Lidl, obwohl ich im Moment Rasierwasser von Lidl nutze. Naja, es erfüllt seinen Zweck. Danach noch Creme von Bulldog und ich fühle mich wie ein neuer Mensch.

Ich denke für viele Männer ist es lästige Pflicht, besonders wenn man sich täglich rasieren muss, für mich ist es ein sinnliches Vergnügen auf das ich nicht verzichten möchte.

Was ich für die Rasur nehme:

Zur Vorbereitung Stubble Moisturizer von Bulldog.

Für die Rasur:

Pinsel von Plisson, Standart Pinsel von Wilkinson

Klinge von Wilkinson

Merkur 34c

Rasiercreme von RS (Real Shaving), riecht angenehm und gibt einen guten Schaum.

Nach der Rasur:

Alaun Block von Osma

After Shave Lidl, aber ich habe mir Heute wieder mal Brut besorgt. Meine Frau mag Tabac nicht, sie sagt der riecht nach Altersheim.

Bulldog Creme für empfindliche Gesichtshaut.

Vielleicht teilt der Eine oder Andere Parfumo die gleiche Ansicht, oder Vorliebe, vielleicht empfindet man es hier als lästige Pflicht die man schnell erledigt, am Besten mit einem Trockenrasierer.

22 Antworten