SlyFox1985
SlyFox1985s Blog
vor 8 Jahren - 21.11.2015
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Vom "Exit-Parfum" und der Hilfsbereitschaft von Menschen in Kölner U-Bahnen

Parfumo und Bewertungsskalen - das ist ein Thema für sich. Es gibt soviele unterschiedliche Ansichten und soviele Arten von Mitgliedern, Parfums zu bewerten, dass ich auch gerne meine Position beziehen möchte. Ein wenig dazu sagen möchte, wie und warum ich zu einer Bewertung komme, aber auch Stellung zu Dingen, die ich nicht nachvollziehen kann. Und was war eigentlich mit dem persönlichen "Exit-Parfum"? Aber dazu gleich noch mehr. Gekommen bin ich auf das Thema, weil ich an diesem schönen Samstag vormittag mal wieder Zeit für einen Test-Tag genommen habe (und inzwischen zufrieden und mit der Beute im Sack heimgekehrt bin). Zuerst war da aber noch die Fahrt mit der Straßenbahn, daher ein kleiner Einschub.

Die Geschehnisse der letzten Tage lassen so manchen Menschen aufhorchen, und die alarmierenden Aktivitäten von zweifellos geistesgestörten UND bewaffneten Menschen (die schlimmste Kombination überhaupt) lässt Grundsatzdiskussionen aufkommen. Und dann auch nicht nur über terroristische Akte, sondern auch über den möglichen Verfall von Moral, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit in der Gesellschaft im Allgemeinen. Und tatsächlich empfinde ich, rein oberflächlich betrachtet, die egoistischen Tendenzen in unserer Gesellschaft als deutlicher, hervorgehobener als noch vor fünf oder zehn Jahren. Trotzdem erlebe ich auch immer wieder das Gegenteil, so wie heute.

Wer in Köln ab und an Straßenbahn fährt, der kennt den sportlichen Fahrstil mancher Lokführer bestens. Da wird, gerade in den parallel zum Straßenverkehr befindlichen Linien, mit Vollgas beschleunigt und ebenso gebremst was das Zeug hält. Manchmal hat man fast den Eindruck, der ein oder andere Fahrer verwechselt den Zug mit dem nagelneuen Ferrari, den er sich ab und zu am Wochenende mietet. Für ältere Leute ist das nicht immer hilfreich, und so passierte es dann auch heute, dass prompt in meiner Nähe ein älterer Herr mit Rauschebart der Länge nach hingeschlagen ist. Ich hatte in dem Moment die Augen geschlossen, aber als ich sie geöffnet habe, war von mangelnder Hilfsbereitschaft nichts zu sehen. Mindestens 5 Leute standen um den Herrn, zwei Männer haben ihn sofort aufgehoben und zum Sitz geführt. Eine weitere Dame bemächtigte sich der verlorenen Brille und reichte sie freundlich wieder an, in Begleitung der Frage, ob auch alles wieder in Ordnung sei. Der Herr war unverletzt - er hatte sich schlicht erschrocken, und eine dicke Beule hat er bestimmt auch, aber was mir dadurch bewusst geworden ist: nein, es ist beileibe nicht alles schlecht bei uns. Es gibt genügend hilfsbereite Menschen, und wer selbst mit einer freundlichen Einstellung durchs Leben geht, bekommt selbige Freundlichkeit oft auch im Gegenzug zurück. Wer pauschal behauptet, moralische Werte seien verfallen, verfehlt denke ich das Thema. Auf einem anderen Blatt steht die heute noch sehr junge Generation, aber damit könnte man jetzt Seiten füllen...

Zurück zum Thema Parfum, und damit zum Bewertungsmaßstab. Ich stelle an mir selbst die Eigenart fest, dass ich hier oftmals nur Parfums bewerte, die mir sehr gut gefallen und vielleicht zu Kaufkandidaten werden. Demletzt bin ich bewusst aus diesem Schema ausgebrochen und habe ein paar Verrisse verfasst, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Schönen, was mir gefällt. Und für mich persönlich liegen solche Düfte fast immer bei 80 oder 90%, 70% bezeichnen schon eher einen Grenzgänger, 60% etwas, was ich in Ordnung finde, aber nicht unbedingt haben muss. 80% bezeichnen einen Kaufkandidaten, und 90% einen überdurchschnittlichen Must-Have. Dabei versuche ich, persönlichen und subjektiven Geschmack sowie objektive Qualität des Duftes in angemessenen Maße zu berücksichtigen, wobei ich Düfte, die ich als qualitativ sehr hochwertig ansehe, subjektiv auch oft gerne mag. Nur die 100%, die sind noch nie gefallen. Es gab einige, die waren verdammt nahe dran. Memoir Man. Antaeus. Aber 100%, das ist für mich ein Oberhammer, ein "Exit-Duft", der kaum noch zu toppen ist. Ich werde mir diesen Schatz schön aufbewahren und gut überlegen, wann und an wen ich ihn letztlich einmal vergeben möchte...

Abschließend noch zu ein paar Verhaltensweisen, die ich weder schätze, noch nachvollziehen kann. Dazu zählt vor allem so manche Bewertung von 0%, immer wieder gerne gesehen auch bei Düften, die allein handwerklich schon so gut konstruiert sind, dass diese Bewertung faktisch unmöglich ist. Ich kenne bisher keinen einzigen Duft, dem 0% wirklich gerecht werden. Was sich hier spiegelt ist zum einen reine Subjektivität, zum anderen mangelnde Erfahrung. Manchmal werden die 0% auch zusammen mit einem oft inhaltsleeren Kurzkommentar vergeben, in dem der Duft mit negativ assoziierten Objekten in Verbindung gebracht wird (Beispiele dazu sind etwa Seife, Kaugummi, Haushaltsreiniger ö.ä.). Das macht eine solche Bewertung aber weder realistischer, noch nachvollziehbarer, wenn es sich nicht gerade um einen Demeter-Duft oder etwas ähnliches handelt. An solche Mitglieder die Bitte, die eigene Bewertung doch bitte etwas stärker zu reflektieren. Ebenso wenig nachvollziehen kann ich Bewertungen von Düften nach Hitliste, also die systematische Abwertung von Düften um den eigenen Liebling zu hypen. Warum? Wo liegt der Nutzen oder der Sinn für andere Mitglieder?

So, jetzt aber genug gemotzt. Zurück zum Schönen! Hier ein Bild des Kleinodes, was seit eben mein Badezimmer zieren darf. Ein Kommentar dazu folgt. Werden übrigens 80%. Euch lieben Dank fürs Lesen und ein schönes und entspanntes Wochenende.

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