Stefanu155
Stefanu155s Blog
vor 3 Jahren - 18.01.2021
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Lexikon der wundersamen Duftstoffe Teil 1

Dieser und etliche wahrscheinlich folgende Artikel sind weitestgehend überflüssig und haben über den möglichen Unterhaltungswert hinaus keine wesentliche Funktion. Es handelt sich um eine spielerische Auseinandersetzung mit seltsamen Duftbezeichnungen, auf die ich im Laufe meiner Anwesenheit auf diesen Seiten gestoßen bin. Ähnlich wie in einem Gesellschaftsspiel, bei dem die Beteiligten zu einem möglichst abwegigen, unbekannten oder lustigen Begriff aus dem Lexikon, dem Fremdwörterbuch oder sonstigen okkulten Verzeichnissen eine Pseudoerklärung abliefern, erzähle ich euch hier Geschichten um magische, seltene, schwierige, absurde und fremdartige Duftkomponenten. Ich selber habe mir manchmal eine Notiz gemacht wenn ich auf solche gestoßen bin und werde möglicherweise diesen Steinbruch dazu benutzen, um das wichtigste Werk zu verfassen, welches Parfumo je gesehen hat, nämlich das

LEXIKON DER WUNDERSAMEN DUFTSTOFFE

Ab Blatt 20 werde ich eine Sammelmappe editieren, in die ihr dann eure ausgedruckten und kreativ gestalteten Blätter einkleben könnt, um somit in den Genuß einer kostengünstigen, exklusiv für Parfumo-Mitglieder veröffentlichen Special-Edition zu kommen, bevor ich das hochpreisige Werk im Luxusschuber in einer in Ziegenleder gebundenen Dünndruckausgabe auf den Buchmarkt bringen werde.

Teil 1

Backpflaume

(siehe → Dörrzwetschge; --> Prünelle; → Gletzn; → Zwetschgenmännla;) Bei der Backpflaume ist zu bedenken, dass ihre wesentliche gesundheitsfördernde Wirkung, die einerseits auf diverse Ballaststoffe, andrerseits auf wertvolle Vitamine und Spurenelemente wie Carotin, Vitamin B2, Kupfer, Zink, Kalium, Natrium, Kalzium, Phosphor zurückzuführen ist, bei Parfüms NICHT zum Tragen kommt! Versuche, auch in Düften Vitalstoffe einzubinden, wie das zum Teil bei Süßwaren, Obstsäften, Tierfutter und Dauerkonserven schon lange Usus ist, stecken noch in den Kinderschuhen. Das liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil an einer rückwärts gewandten Firmenpolitik, sodass nicht selten das jeweilige Konzernmanagement selbst der Förderung der Volksgesundheit im Wege steht. Ein kürzlich gemachter Vorschlag eines leitenden Chemikers in einem führenden Haus der Schönheitsindustrie endete mit einer → Backpfeife, nur weil hier die durchaus zukunftsorientierte Idee erläutert wurde, Düfte mit Zitrusnoten z.B. generell mit Vitamin C zu versetzen, um durch Parfüms nicht nur die Abwehrkräfte zu stärken, sondern auch üblichen und weit verbreiteten Alterungserscheinungen vorzubeugen. Es kam dabei auch zur Sprache, dass ein solches Konzept, würde man es konsequent weiterdenken und verfolgen, zu im Augenblick nicht abschätzbaren und vielleicht auch kontraproduktiven Effekten führen könne (siehe auch → Gourmand; → Crowdpleaser; --> Pantydropper)

Trockenpflaumen dürfen laut EU-Verordnung höchstens 23 % Feuchtigkeit enthalten. Unterschieden werden dabei noch „halbtrockene Trockenpflaumen“ mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 30–35 %. (Quelle: Wikipedia)

Als Grundlage für Duftstoffe in der Parfümindustrie werden vorzugsweise letztere verwendet, da sich ihre aromatischen Bestandteile industriell leichter isolieren lassen. Als Mindestanforderungen wird darin gefordert, dass Trockenpflaumen vor dem Trocknen gesund und von einwandfreier Qualität sein müssen. Außerdem müssen sie frei von tierischen und pflanzlichen Schädlingen sowie die zu trocknenden Pflaumen frei von Rissen sein. Trockenpflaumen müssen frei von Schimmelbildung sein. Industriell hergestellte Trockenpflaumen werden in verdünnte Natronlauge oder 0,7 % Kaliumcarbonatlösung getaucht und anschließend für kurze Zeit bei 60–70 °C gedämpft, um ein besseres Aussehen mit glatter dunkler Schale zu erhalten. Die damit einhergehende Färbekraft verleiht vielen Parfüms ein appetliches Aussehen, mit der typischen, zwischen Rostbraun und einem sattem Violett variierenden Färbung.

Granit

Parfümistisch gesehen stellt die Gewinnung von Duftstoffen aus in nahezu allen Medien unlöslichen Substanzen wie Granit und anderen Gesteinsarten (siehe auch → Schiefer) eine große Herausforderung dar und Erfolge in dieser Richtung zeichnen sich erst in den letzten Jahren ab. Erdgeschichtlich hingegen gehört Granit zu den ältesten Gesteinsarten überhaupt. Auch wenn Adalbert Stifter in seiner Erzählung „Granit“ eine Verbindung zu durchaus stark riechenden Substanzen herstellt, namentlich Pech und Wagenschmiere, so assoziiert man bei ihm den Titel wahrscheinlich eher mit dem an diesem Gestein reichen Gegenden des bayrisch-böhmischen Grenzlandes. Eine Gin-Sorte gleichen Namens aus der dortigen Gegend greift wohl auch diese Beziehungskette auf.

Dem britischen Duftforscher Peter Rock-Stonecraft gelang es, aufbauend auf seine Erkenntnis, dass Steine aufgrund z.B. ihrer Porösität die Gerüche ihrer Umgebung aufnehmen können und wir in der Lage sind, organische Substanzen an und auf ihnen durchaus riechen zu können, für bestimmte Gesteinssorten eine jeweils typische Geruchsaura einzufangen. In jahrelanger analytischer Detailarbeit identifizierte er die dort vorherrschenden Moleküle in der Umgebungsluft und isolierte sie. Dabei bemühte er sich, die unterschiedlichen Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Erdreich, Flora- und Fauna, Alkoholkonsum, Musikgeschmack und sexuelle Orientierung in seine Forschungen miteinzubeziehen. Man kann also sagen, dass der Einsatz von Duftkomplexen wie u.v.a. Granit, Schiefer, Sandstein, Quarz (auch in den Unterarten Rauch- und Rosenquarz), Pyrit, Kalkstein und sogar Meteoritengestein letztlich seiner Mischung aus analytisch-chemischer Präzision und wissenschaftlicher Fantasie zu verdanken sind. Die von ihm in Datenbanken gesammelten Luftanalysen → Luftakkord als auch der Versuch, die Proben olfaktorisch zu kategorisieren, dürften wohl die Basis für alle Duftschaffenden der Zukunft darstellen, die sich dem Gestein in der Parfümwelt zuwenden wollen.

Styrax

Der deutsche Alchemist Anselmus Livelius (* um 1230 in Herne, + 14. 9. 1294 in Cambrai) spricht in der an seine Adepten gerichteten Geheimschrift „De Homunculis“ von seiner Überzeugung, dass gewissen ätherischen Ölen eine lebensspendende ( ... dans animam) Wirkung innewohne. Er ermuntert die Eingeweihten in kryptischen Sätzen, ihre Bemühungen auf diesem Forschungsfeld fortzusetzen und erwähnt mehrmals die Substanz „Stirax“ (abweichend "Stirac"), mit Hilfe derer es ihm angeblich gelungen sei, einem toten und bereits in teilweiser Verwesung sich befindlichem Frosch unter einem Glassturz durch starke Zufuhr von Styrax-Dämpfen über mehrere Tage hinweg nicht nur von den Anzeichen der Verwesung zu befreien, sondern ihn sogar ins Leben zurückzuholen. Dieser führte schließlich „gar lebhafte Bewegungen“ aus (satis animorum motus) und veranlasste durch Quaken den Alchemisten dazu, ihn aus seinem gläsernen Gefängnis zu befreien. Der Frosch suchte schnell das Weite und floh durch den Keller (so erzählt es Livelius selbst) in die Feuchtwiesen, die das Anwesen des Gelehrten umgaben und wohl auch der ursprüngliche Herkunftsort des Tieres gewesen waren (→ Froschkönig) . Ob der Name der Substanz schon vorher existierte oder eine Prägung des Livelius war, ist nach heutigem Wissensstand unklar. Des weiteren ist unwahrscheinlich, ob es sich dabei überhaupt um die aus meist tropischen Hölzern gewonnene Gruppe von Substanzen handelte, die wir heute mit diesem Namen bezeichnen. Für weitere Einzelheiten → Flügelstyraxbaum; → Styracus.

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