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Hilfreiche Rezension
integratio amoris
Es gibt Tage, da geht es mir wie den Black Eyed Peas im fernen Jahr 2003. „Where is the love?“, tönt es aus dem Autoradio. „Ja, wo ist sie denn?“, frage ich mich im Stillen und ducke mich etwas resigniert hinter das Lenkrad, weil mir die Antwort partout nicht einfallen mag.
Dieser Duft ist geschmiedet aus der existenziellen Melancholie solcher Tage, und doch hat er nichts Wehleidiges, nichts Rückwärtsgerichtetes. Er ist nur ein paar Jahre jünger, zumindest in der DNA, als der angesprochene Song, und er ist mindestens genauso gut gealtert wie jener.
Reflection Man ist nicht bloß elegant, wie es ein Prada L'Homme ist. Nein, er ist auch frisch, er ist kühn, er ist luftig. Er klebt nicht an seinem Träger, er verabschiedet sich nicht direkt ins Hautnahe wie der Prada, sondern er schwebt, er löst sich und entwickelt in einer himmlischen Iris-Wolke mit Orangen- und Pfeffernoten ein sagenhaftes Eigenleben. Strahlend, gleißend, engelsgleich, zumindest für die ersten zwei, drei Stunden nach dem Auftragen.
Ob ich mir jemals erträumt hätte, dass ich das, was ich für gewöhnlich eher versteckt halte, meine zaghafte, klassischerweise feminine Seite, mal in einer so traumhaft schönen Art vorgeführt bekomme? Niemals.
Sehe ich hier mich selbst wie im Spiegel, photorealistisch? Definitiv nicht. Bei mir ist es eher ein Gefühl, ein In-Sich-Gehen, eine nachdenkliche Besinnung, die sich in dem Duft widerspiegelt, aber wenn ich es metaphorisch beschreiben wollte, dann wäre es wohl ein Mosaik meiner selbst, was ich da sehe, wenn ich die Augen schließe. Kein realistisches, sondern ein künstlerisches, verträumtes, zerbrechliches Porträt, das Raum für Interpretation und Grund zur Hoffnung bietet.
Unterm Strich denke ich, ich interpretiere in die vielen schallenden Lobeshymnen hier nicht zu viel hinein, wenn ich allgemein behaupte: Der macht was mit dir. Reflection Man ist in diesem Sinne ein fast metaphysischer Duft für mich. Wäre er ein Mensch, wäre er sicherlich ein Philosoph.
„Die Qualen der Liebenden sind die Erneuerung der Liebe.“ So steht es bei Terenz, frei übersetzt aus dem Lateinischen, und wahrer könnte diese Zeile nicht sein. Letzteres, der Liebe Erneuerung (integratio amoris), ist schwer zu finden an manchen Tagen, im Vordergrund steht oft genug die Qual. Doch dieser Duft gibt mir das Rüstzeug, um weiter zu suchen und immer weiter nach vorn zu gehen. Das muss man erstmal schaffen als Parfum.
Ein objektives Fazit zum Schluss: Wenn ihr einen Signature sucht, mit dem ihr euch immer und überall gut fühlt und kein Problem damit habt, dass er sehr schnell hautnah wird und von Grund auf synthetisch ist, dann kauft euch L'Homme. Wenn ihr eine bessere Haltbarkeit, eine filigranere, natürlich dahinschwebende Komposition wollt und für zwei bis drei Stunden nach dem Auftragen im Licht der absoluten Götterdämmerung baden möchtet, dann kauft euch diesen hier.
Neujahrsgrüße,
-zh
Dieser Duft ist geschmiedet aus der existenziellen Melancholie solcher Tage, und doch hat er nichts Wehleidiges, nichts Rückwärtsgerichtetes. Er ist nur ein paar Jahre jünger, zumindest in der DNA, als der angesprochene Song, und er ist mindestens genauso gut gealtert wie jener.
Reflection Man ist nicht bloß elegant, wie es ein Prada L'Homme ist. Nein, er ist auch frisch, er ist kühn, er ist luftig. Er klebt nicht an seinem Träger, er verabschiedet sich nicht direkt ins Hautnahe wie der Prada, sondern er schwebt, er löst sich und entwickelt in einer himmlischen Iris-Wolke mit Orangen- und Pfeffernoten ein sagenhaftes Eigenleben. Strahlend, gleißend, engelsgleich, zumindest für die ersten zwei, drei Stunden nach dem Auftragen.
Ob ich mir jemals erträumt hätte, dass ich das, was ich für gewöhnlich eher versteckt halte, meine zaghafte, klassischerweise feminine Seite, mal in einer so traumhaft schönen Art vorgeführt bekomme? Niemals.
Sehe ich hier mich selbst wie im Spiegel, photorealistisch? Definitiv nicht. Bei mir ist es eher ein Gefühl, ein In-Sich-Gehen, eine nachdenkliche Besinnung, die sich in dem Duft widerspiegelt, aber wenn ich es metaphorisch beschreiben wollte, dann wäre es wohl ein Mosaik meiner selbst, was ich da sehe, wenn ich die Augen schließe. Kein realistisches, sondern ein künstlerisches, verträumtes, zerbrechliches Porträt, das Raum für Interpretation und Grund zur Hoffnung bietet.
Unterm Strich denke ich, ich interpretiere in die vielen schallenden Lobeshymnen hier nicht zu viel hinein, wenn ich allgemein behaupte: Der macht was mit dir. Reflection Man ist in diesem Sinne ein fast metaphysischer Duft für mich. Wäre er ein Mensch, wäre er sicherlich ein Philosoph.
„Die Qualen der Liebenden sind die Erneuerung der Liebe.“ So steht es bei Terenz, frei übersetzt aus dem Lateinischen, und wahrer könnte diese Zeile nicht sein. Letzteres, der Liebe Erneuerung (integratio amoris), ist schwer zu finden an manchen Tagen, im Vordergrund steht oft genug die Qual. Doch dieser Duft gibt mir das Rüstzeug, um weiter zu suchen und immer weiter nach vorn zu gehen. Das muss man erstmal schaffen als Parfum.
Ein objektives Fazit zum Schluss: Wenn ihr einen Signature sucht, mit dem ihr euch immer und überall gut fühlt und kein Problem damit habt, dass er sehr schnell hautnah wird und von Grund auf synthetisch ist, dann kauft euch L'Homme. Wenn ihr eine bessere Haltbarkeit, eine filigranere, natürlich dahinschwebende Komposition wollt und für zwei bis drei Stunden nach dem Auftragen im Licht der absoluten Götterdämmerung baden möchtet, dann kauft euch diesen hier.
Neujahrsgrüße,
-zh
1 Antwort

Der ist toll! Leider roch mein Flakon damals ganz anders als die erste Probe, die ich hatte, weshalb ich ihn nicht behalten habe. Ich werde ihn demnächst meinem Mann nochmals zum Testen geben, der zwischenzeitlich mit pudrigen Düften ganz gut klarkommt.