LiTA 2020

Shenkin57
06.01.2021 - 02:12 Uhr
25
Top Rezension
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

„Love In The Afternoon“

Nach nur wenigen Wochen der Anmeldung auf dieser großartigen Plattform, versuche ich mich nun an meinem ersten Kommentar. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell gehen würde, da es ja doch zu sehr vielen Düften schon tolle Kommentare gibt und ich auch nicht das Bedürfnis habe, etwas zu wiederholen oder einfach nur ein zu langes Statement abzugeben. Daher war ich sehr gespannt, welcher Duft denn einen zusätzlichen Kommentar verdienen/benötigen würde. Dieser hier hat mich vor etwa einer Woche erreicht (mit Dank an Weihrauch und seiner Freundin, die diesen Duft nicht ausstehen konnte) und tatsächlich so sehr fasziniert, dass ich nicht umhin kam, mich an den Tisch zu setzen und loszuschreiben!
Während ich seit einigen Tagen am Text feile, hat mein Vorredner schon einen tollen Kommentar verfasst und ich bitte um Nachsicht, wenn sich die ein oder andere Information wiederholen sollte. Würde ich alles weglassen, was schon gesagt wurde, wäre der Text nicht mehr rund und es schadet ja nicht, manches zweimal zu lesen.

‚LiTA‘ entstand für das Debütalbum ‚DUO’ des gleichnamigen Duos und Musikerehepaars Luke Pritchard, Leadsänger von „The Kooks“ und Ellie Rose, Singer- und Songwriterin, in Zusammenarbeit mit Antonio Gardoni.
Das Album selbst besteht aus elf Songs, von denen der neunte 'Love In The Afternoon' der Namensgeber für das Akronym ‚LiTA‘ ist (wobei mir nicht ganz klar ist, warum das ‚i‘ klein ist), das auch gleichzeitig der Name des Labels des Duos ist.
Das Album selbst handelt von Liebe, Verbindung, Schicksal, Lust und Sinnlichkeit, dessen Musik unter anderem vom französischen Pop der 60er, 70er inspiriert ist, dessen Vorbilder für die Beiden vor allem Künstler wie Serge Gainsbourg waren und ist als eher angenehm sanft, verträumt und atmosphärisch einzuordnen.

Der Duft dagegen eröffnet mit einer komplexen, kühnen, derben, scheinbar etwas chaotischen Kombination aus dunkelstem Patchouli, feuchtem Tabak, verkohltem Räucherwerk. Leicht ledrig, gummiartig. Entfernt könnte man sich auch an Abgase, Asphalt erinnert fühlen. Dazu gesellen sich von Anfang an florale Elemente und weit im Hintergrund vernimmt man schon eine dezente Süße. Sobald der Anfang sich beruhigt, wird der Duft sanfter und die dezente, leicht karamellartige Süße in Form von Vanille, Tonkabohne und Benzoe kommt immer mehr durch und besänftigt die Nase. Dennoch wird nicht vom verbrannten, verkohlten abgelassen und so bleibt trotz des sich beruhigenden Feuerwerks vom Anfang eine wechselhafte Mischung aus Rauch, Holz, Harzen und blumigen Elementen.
Der Flakon, mit einer schönen Kappe aus Holz, ist im Gegensatz zu den anderen Flakons von Bogue rund und soll sicherlich an eine Schallplatte erinnern. Die Aufschrift ist im selben Stile der 70er wie die Platte des Duos. Wer sich zu den glücklichen Besitzern einer limitierten Auflage der Vinyl-Kopien zählen darf, wird zusätzlich in den Genuss des Dufts kommen, der auf die Hülle gesprüht wird.

Hört man nun die Musik, die Klänge, hört die Texte und riecht gleichzeitig den Duft, wird die Verbindung von Klang und Duft zunächst nicht wirklich klar. Wie schon eingangs beschrieben, ist die Musik eher sanft, die Klänge zart, leicht. Zwar nicht verweichlicht, aber stellenweise lieblich, verträumt.
Der Duft dagegen ist klar dunkel und verraucht, stellt eine ungeübte Nase vor Herausforderungen und ist scheinbar völlig gegensätzlich zur Musik.
Es stellt sich die Frage: wie lässt sich das Ganze verbinden?

Wäre der Duft genauso wie die Musik selbst, wären die verschiedenen Sinneseindrücke eine eintönige Sache und darin sehe ich das Besondere an dieser Kreation. Nur so besteht die Möglichkeit verschiedene Ebenen der Wahrnehmung und Sinne anzusprechen: die Musik, die zarten, süßen Klänge lassen träumen; die intimen Texte erinnern uns an die Liebe und Sinnlichkeit, lassen uns erinnern und schwelgen. Und der Duft; der Duft lässt uns in der Gegenwart. Zwar vermag auch er die Sinne zu vernebeln, lässt uns dennoch durch seine unverkennbare aufregende, abenteuerliche Aura im Hier und Jetzt sein. Holt uns immer wieder zurück und lässt uns auch wieder abdriften. Jede Ebene kommt nur zur Geltung, weil sie von keiner in ihrer Ähnlichkeit gestört wird und so wird die Symbiose aus all dem, dem visuellen, auditiven und olfaktorischen ein gesamtkünstlerisches Erlebnis einer übergeordneten Idee.
Vielleicht wird uns das Konzept dahinter auch nochmals klarer, wenn man sich das Video zum Start der Platte ansieht:
Das Paar sitzt in einem „intimen, chaotischen Restaurant, in dem alles schief geht. Von einer Frau, die ihren betrügerischen Ehemann auf frischer Tat ertappt, über Kämpfe, jemanden, der erstickt, bis hin zu der Polizei, die einem Bankräuber auf den Fersen ist. Während alles passiert, sind Luke und Ellie völlig in die Gesellschaft des anderen vertieft, ohne sich des Chaos bewusst zu sein, das sich hinter ihnen abspielt. In einer Gegenüberstellung zu dem Gemetzel, das verursacht wird, wird die gesamte Erfahrung von süßen und zarten Klängen des Albums begleitet.“
Ohne vielleicht von dem Video gewusst zu haben, ist Gardonis Duft genau das: chaotisch, herausfordernd, aber im Zentrum, im Kern steht das Liebevolle, Versöhnliche, egal was um einen herum geschieht.

Passend zum Titel und um vielleicht mit den Worten eines lieben Freunds zu schließen:
„At the end, it’s all about love!”
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