So New York von Bond No. 9

So New York 2003

Vea91
15.09.2025 - 07:57 Uhr
5
Preis
6
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft

Ein ganz (un)gewöhnlicher Tag im herbstlichen New York

Es klingelte. Sie machte ein Auge auf und sah widerwillig rüber zu dem Nachttisch - verdammt schon so spät. Müde rollte sie runter vom Bett, es war schwer die Augen aufzubekommen draußen war es dunkel, der Wind pfiff und hinterließ ein Gefühl der Kälte - na toll - dachte sie - schon wieder so ein mieser Tag.

Sie musste sich sputen, sonst würde sie wieder zu spät kommen. Andererseits... ach egal, hier ist doch eh immer was los in New York, ihr wird schon eine Ausrede einfallen. Um die Stimmung aufzuhellen, machte sie sich heissen Kakao. Doch wie immer vor lauter Hektik war der Kühlschrank leer, keine Milch. Was solls - dachte sie und trank ihn einfach mit heissem Wasser. Es schmeckte dunkel, herb und leicht trocken, wärmte sie aber schön auf. Sie brauchte was stärkeres, also machte sie sich einen Kaffee zum mitnehmen in ihrem Lieblingsthermobecher mit dem kitschigen Starbucks Logo. Natürlich war der Zucker auch leer, Mist - fluchte sie genervt - fängt ja gut an der Tag.

Es war immer das gleiche: aufstehen, sich fertig machen, los rennen zur Arbeit. Jeden Tag die gleiche Hektik. Aber heutiger Tag hatte etwas mehr Trost als sonst. Die Kombi aus Kakao und Kaffee versüßte ihr den Morgen, schade das Milch und Zucker leer waren, das hätte sie gebraucht. Egal - dachte sie - und schob sich eine Aprikosenpraline in den Mund. Schon witzig - dachte sie - irgendwie passt es zu New York, Kakao ohne Milch, Kaffee ohne Zucker und alte Praline mit Aprikosenkern, die doch noch den Tag rettet.

Noch ein wenig Moschusparfüm aufsprühen und los gehts in das verregnete dunkle Morgen ihrer Stadt, wieder ein Tag voller Hektik, Stress, Kaffee und kleiner süßer Augenblicke, weil man immer das Beste macht aus dem Haufen Probleme, die hier einem begegnen. Sie lächelte und knallte schwungvoll die Tür ihres Appartements zu.

Eine ganz langweilige Flasche mit doch ganz besonderem Inhalt. So könnte man diesen Duft beschreiben. Was als herber trockener Kakao startet, entwickelt sich ganz schön zu einen saftigen getrockneten Pfaume oder Aprikose getunkt in die feinste Dunkle Schokolade. Trotz der gelisteten Milchnoten ist hier nichts laktonisches, aber der Duft strahlt durchaus milchig aus. Mit der Zeit entfaltet sich eine süchtigmachende Moschusbasis, der Endruck ist aber alles andere als gourmandig - die Komposition ist ein Parfüm von Anfang bis zum Ende, das ist kein essbarer Gourmand, sondern ein Parfüm durch und durch. Im Hintergrund schwingt die herbe Note wie bei einem Rasierwasser, das sind die bitteren Kaffeebohnen die dem Duft mehr Würzigkeit verleihen. Durch diese Entwicklung lehnt der Duft leicht ins maskuline und könnte ebenso von Herren getragen werden.

Alles in einem wundervoller Duft, startet gewöhnlich und wird zu einer ungewöhnlichen Entdeckung, die mir leider nicht aus dem Kopf gehen will. Passt zu Herbst und Winter und sehr gut zu einer Stadt wie New York.
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