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Sinnliche Aufforderung
Ich hatte nur eine Probe, muss ich direkt dazusagen. So eine kleine, feine Abfüllung, die man fast ehrfürchtig behandelt – weil ganz ehrlich: Ich kann mir den Duft nicht leisten. Aber ich wollte wissen, ob er hält, was er verspricht. Und ich sag’s mal so: Ich hab vorsichtig angefangen. Zwei Sprühstöße. Und dann erstmal geguckt, was passiert. Was passiert ist?
Der Duft hat sich Zeit genommen. Er kam nicht gleich auf mich zu – er ist eher mit mir mitgelaufen. Er hat gewartet, bis ich bereit war, ihn zu riechen. Und dann hat er mich an der Schulter berührt – so fühlte sich das an. Nicht kitschig, nicht laut. Eher so: „Ich bin da. Merkst du’s?“ Das ist kein Duft, der sich linear verhält. Der wandert.
Man denkt, jetzt ist er weg – und dann taucht er wieder auf. Nach drei Stunden plötzlich eine Note, die ich schon kannte, aber irgendwie neu. Als wär sie einmal um den Block gegangen und mit einer Geschichte zurückgekommen. Meine Freundin hat irgendwann gefragt: „Sag mal, was trägst du da? Das riecht ja unglaublich.“ Und die Nachbarin meinte, ich hätte im Hausflur einen kleinen Duftkranz hinterlassen. Ich wusste gar nicht, dass ich noch zu riechen bin – war da schon zwei Stunden weg.
Auch meine Kleidung – zwei Tage später hab ich an meinem Schal geschnuppert und gedacht: „Ach, da bist du ja noch.“ Er ist warm, er ist golden, ein bisschen wie ein Sonnenuntergang in Samt. Nicht süß, nicht klebrig – eher so, als würde man in einem Raum aus Goldstaub sitzen und sich denken: Ich sag nichts. Ich genieß einfach. Ein Duft, der bleibt. Und das nicht nur auf der Haut.
Anmerkung zum Schluss: Diese Rezension wurde bereits einmal in anderer Form veröffentlicht – mit einer Sprache, die so bildhaft und getragen war, dass sie von einigen für künstlich gehalten wurde. Das hat mich nachdenklich gemacht. Denn ich sitze hier, als Mensch – mit echter Haut, echter Nase und einer großen Liebe zur Sprache. Ich bin kein junges Mädchen mehr. Ich habe gelesen, viel und tief: Flaubert, Zola, Goethe – Erzähler, deren Worte nicht nur beschrieben, sondern Bilder schufen, Räume öffneten, Atmosphäre atmen ließen. Diese Art des Erzählens hat mich geprägt. Und wenn ich heute über Parfum schreibe, dann tue ich das mit derselben Sorgfalt, derselben Hingabe.
Für mich ist Duft ein sinnliches Ereignis – und er verdient eine Sprache, die ihm gerecht wird. Vielleicht wirkt das ungewohnt. Vielleicht fremd. Aber es ist nichts Künstliches daran. Es ist meine Art, etwas Schönes weiterzutragen. Meine Rezensionen sind selten, weil sie nicht aus dem Handgelenk kommen. Sie kommen aus dem Innersten. Und wenn meine Sprache dabei manchmal an etwas erinnert, das man nicht mehr oft liest, dann ist das kein Zufall. Es ist ein Versuch, etwas wieder lebendig zu machen, das wir nicht verlieren sollten: Gefühl. Tiefe. Bildkraft. Und die Liebe zum Ausdruck.
Der Duft hat sich Zeit genommen. Er kam nicht gleich auf mich zu – er ist eher mit mir mitgelaufen. Er hat gewartet, bis ich bereit war, ihn zu riechen. Und dann hat er mich an der Schulter berührt – so fühlte sich das an. Nicht kitschig, nicht laut. Eher so: „Ich bin da. Merkst du’s?“ Das ist kein Duft, der sich linear verhält. Der wandert.
Man denkt, jetzt ist er weg – und dann taucht er wieder auf. Nach drei Stunden plötzlich eine Note, die ich schon kannte, aber irgendwie neu. Als wär sie einmal um den Block gegangen und mit einer Geschichte zurückgekommen. Meine Freundin hat irgendwann gefragt: „Sag mal, was trägst du da? Das riecht ja unglaublich.“ Und die Nachbarin meinte, ich hätte im Hausflur einen kleinen Duftkranz hinterlassen. Ich wusste gar nicht, dass ich noch zu riechen bin – war da schon zwei Stunden weg.
Auch meine Kleidung – zwei Tage später hab ich an meinem Schal geschnuppert und gedacht: „Ach, da bist du ja noch.“ Er ist warm, er ist golden, ein bisschen wie ein Sonnenuntergang in Samt. Nicht süß, nicht klebrig – eher so, als würde man in einem Raum aus Goldstaub sitzen und sich denken: Ich sag nichts. Ich genieß einfach. Ein Duft, der bleibt. Und das nicht nur auf der Haut.
Anmerkung zum Schluss: Diese Rezension wurde bereits einmal in anderer Form veröffentlicht – mit einer Sprache, die so bildhaft und getragen war, dass sie von einigen für künstlich gehalten wurde. Das hat mich nachdenklich gemacht. Denn ich sitze hier, als Mensch – mit echter Haut, echter Nase und einer großen Liebe zur Sprache. Ich bin kein junges Mädchen mehr. Ich habe gelesen, viel und tief: Flaubert, Zola, Goethe – Erzähler, deren Worte nicht nur beschrieben, sondern Bilder schufen, Räume öffneten, Atmosphäre atmen ließen. Diese Art des Erzählens hat mich geprägt. Und wenn ich heute über Parfum schreibe, dann tue ich das mit derselben Sorgfalt, derselben Hingabe.
Für mich ist Duft ein sinnliches Ereignis – und er verdient eine Sprache, die ihm gerecht wird. Vielleicht wirkt das ungewohnt. Vielleicht fremd. Aber es ist nichts Künstliches daran. Es ist meine Art, etwas Schönes weiterzutragen. Meine Rezensionen sind selten, weil sie nicht aus dem Handgelenk kommen. Sie kommen aus dem Innersten. Und wenn meine Sprache dabei manchmal an etwas erinnert, das man nicht mehr oft liest, dann ist das kein Zufall. Es ist ein Versuch, etwas wieder lebendig zu machen, das wir nicht verlieren sollten: Gefühl. Tiefe. Bildkraft. Und die Liebe zum Ausdruck.
2 Antworten

Tolle Rezension. Schreib bitte frei, wie du einen Duft empfindest. Ist ja berechtigt. Viele Grüße.

Du hast vollkommen Recht, Dankeschön!