Book Commodity

Wie Bastian unter der Decke, auf der Matte im staubigen Schulspeicher, schlage ich dieses Buch auf. Ich schließe die Augen und reite auf Artax durch das Gräsernde Meer. Grün und frisch steigt mir dieser Duft in die Nase, die Freiheit von Phantásien. Kurz danach ist aber auch etwas Düsteres auf dem Weg. Langsam rieche ich auch den Steinbeißer und das Moos auf der uralten Morla. Als der Duft sich setzt, stehe ich in Konrad Korianders Antiquariat. Ich kann die alten Bücher riechen, doch immer auch ein bisschen Feuchtigkeit und altes Holz. Hin und wieder taucht der Geruch des Gräsernden Meeres wieder auf und weht durch die Buchreihen. Oder stehe ich doch am Ende in dem Schrank, kurz vor Narnia?
Der Duft entführt mich in die Welt meiner Lieblingsbücher. Ich bin im Wald mit Ronja und Birk, verbringe den Sommer in einer Höhle, schlafe auf einem Bett aus Moos und verliere die Zeit wie Momo.
Je länger ich mich in dieses Buch vertiefe, umso mehr mag ich es.

Ich trug „Book“ gestern zu einer Lesung. „Unlearn Patriarchy“ am Internationalen Kampftag der Frauen. Doch das war viel zu modern und radikal für diesen Duft, der mich eher in die Zeit der Suffragetten trägt, zu Frauen, die Männerräume erobern, Anzug tragen und weltklug in Buchclubs Pläne schmieden.

Heute hab ich den Duft noch einmal mit zur Arbeit genommen. Dort angekommen hab ich ihn kaum noch wahrgenommen. Als hätte ich das Buch zugeschlagen und zur Seite gelegt. Jetzt zu Hause, nehme ich ihn wieder etwas wahr. Er ist nun dunkler und satter geworden. Der Mond steht hell und voll über dem Gräsernden Meer.