19.11.2016 - 04:06 Uhr
loewenherz
881 Rezensionen
loewenherz
Top Rezension
13
Autosuggestives Riechen
Meine übliche Herangehensweise an ein Parfum ist eigentlich nicht 'nüchtern, sachlich, dekonstruierend-deskriptiv'. Ich mag Parfums als kleine Traumfänger in hübschen Flaschen - wie sie tatsächlich chemisch funktionieren, ist mir im Grunde ganz egal - solange sie denn in meiner Nase und in meinem Herzen funktionieren. Dennoch will ich es hier ganz ausnahmsweise mal mit 'nüchtern, sachlich, dekonstruierend-deskriptiv' versuchen.
Die Kopfnote: Zedern- und Rosenholz sind rotblonde Hölzer; ihr Aroma ist lieblich und lässt sich als balsamisch-süß beschreiben. Eukalyptus ist ein Baum, der zu den Myrten gehört und in Australien und Indonesien zuhause ist; sein Aroma ist kampferartig-aromatisch mit einer beinahe pharmazeutisch anmutenden Komponente. Die Bergamotte schließlich ist eine Zitrusfrucht, deren liebliches ätherisches Öl nicht zuletzt durch Earl Grey berühmt wurde. Hier wahrnehmbar ist ein Akkord, der als 'hellgrau' bezeichnen werden kann, aber nicht pudrig - und weder Holz noch wirklich Eukalpytus ist; auch die Bergamotte fungiert kaum mehr als nur als Korrektiv.
Die Herznote: die Zypresse ist ein Nadelbaum , dessen herber Duft mit rauen Wäldern und harziger Wildheit assoziiert wird; sein Aroma kann gleichermaßen als spröde wie ernst empfunden werden. Amyris wird aus dem Holz von Zitrusgewächsen destilliert und hat hell zitrische wie fenchelartige Aromen. Ambra schließlich wurde ursprünglich aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen gewonnen; ihr Aroma ist trocken-aromatisch mit hölzernen Anklängen. Die Harze halten und variieren das feine Grau, intensivieren es aber nicht. Und es tritt ein trocken-staubiger Akkord hinzu, aus dem sich eine hintergründige und feine Fenchelnote erahnen lässt.
Die Basisnote: Moschus entstammt der Drüse des Moschustieres, einer zierlichen, kleinen Hirschart und ist berühmt für sein hitzig-animalisches Aroma. Sandelholz entstammt tropischen Bäumen und hat einen unverwechselbar rötlich-balsamischen Charakter, der Düften ein helles Vibrieren zu verleihen in der Lage ist, dem ruhigen Schwingen eines Bassinstrumentes ähnlich. Dem hellen Grau wird schließlich - während der Duft schon fast wieder verfliegt - etwas Bleiches beigestellt, das man dieser hölzernen Schwingung zurechnen kann - und das die diffuse Wärme des Moschus sachte ausbalanciert, ohne selber in den Vordergrund zu drängen.
Keine der vorgenannten Duftingredienzen riecht wirklich nach Büchern, nach Papier, nach Staub, nach Tinte oder Druckerschwärze. Und doch: wenn ich die Augen schließe und an Commoditys Book rieche, dann rieche all das - dann rieche ich ein Buch, rieche, was ich - haptisch wie olfaktorisch - so an Büchern liebe (und weswegen ich noch immer keinen Kindle habe, wenngleich das Einknicken sehr nahe ist). Ich bin sicher - hieße Book nicht 'Book', röche ich hier kein Papier und keine Druckerschwärze, dann röche ich vielleicht Hölzer, Harze, möglicherweise Eukalyptus und einen fernen Moschusanklang. Aber ein Produkt - ein Parfum nicht weniger oder mehr als jedes andere - besteht aus vielem: aus seinem physischen Sein und aus dem, was diesem Sein zur Seite steht - der Name ist nur ein Teil davon. Und ja: es funktioniert.
Fazit: hier ist der bleiche, kontemplativ-warme Duft von abgegriffenem Papier. Wenn man ihn denn riechen - und als Parfum auf der Haut tragen mag.
Die Kopfnote: Zedern- und Rosenholz sind rotblonde Hölzer; ihr Aroma ist lieblich und lässt sich als balsamisch-süß beschreiben. Eukalyptus ist ein Baum, der zu den Myrten gehört und in Australien und Indonesien zuhause ist; sein Aroma ist kampferartig-aromatisch mit einer beinahe pharmazeutisch anmutenden Komponente. Die Bergamotte schließlich ist eine Zitrusfrucht, deren liebliches ätherisches Öl nicht zuletzt durch Earl Grey berühmt wurde. Hier wahrnehmbar ist ein Akkord, der als 'hellgrau' bezeichnen werden kann, aber nicht pudrig - und weder Holz noch wirklich Eukalpytus ist; auch die Bergamotte fungiert kaum mehr als nur als Korrektiv.
Die Herznote: die Zypresse ist ein Nadelbaum , dessen herber Duft mit rauen Wäldern und harziger Wildheit assoziiert wird; sein Aroma kann gleichermaßen als spröde wie ernst empfunden werden. Amyris wird aus dem Holz von Zitrusgewächsen destilliert und hat hell zitrische wie fenchelartige Aromen. Ambra schließlich wurde ursprünglich aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen gewonnen; ihr Aroma ist trocken-aromatisch mit hölzernen Anklängen. Die Harze halten und variieren das feine Grau, intensivieren es aber nicht. Und es tritt ein trocken-staubiger Akkord hinzu, aus dem sich eine hintergründige und feine Fenchelnote erahnen lässt.
Die Basisnote: Moschus entstammt der Drüse des Moschustieres, einer zierlichen, kleinen Hirschart und ist berühmt für sein hitzig-animalisches Aroma. Sandelholz entstammt tropischen Bäumen und hat einen unverwechselbar rötlich-balsamischen Charakter, der Düften ein helles Vibrieren zu verleihen in der Lage ist, dem ruhigen Schwingen eines Bassinstrumentes ähnlich. Dem hellen Grau wird schließlich - während der Duft schon fast wieder verfliegt - etwas Bleiches beigestellt, das man dieser hölzernen Schwingung zurechnen kann - und das die diffuse Wärme des Moschus sachte ausbalanciert, ohne selber in den Vordergrund zu drängen.
Keine der vorgenannten Duftingredienzen riecht wirklich nach Büchern, nach Papier, nach Staub, nach Tinte oder Druckerschwärze. Und doch: wenn ich die Augen schließe und an Commoditys Book rieche, dann rieche all das - dann rieche ich ein Buch, rieche, was ich - haptisch wie olfaktorisch - so an Büchern liebe (und weswegen ich noch immer keinen Kindle habe, wenngleich das Einknicken sehr nahe ist). Ich bin sicher - hieße Book nicht 'Book', röche ich hier kein Papier und keine Druckerschwärze, dann röche ich vielleicht Hölzer, Harze, möglicherweise Eukalyptus und einen fernen Moschusanklang. Aber ein Produkt - ein Parfum nicht weniger oder mehr als jedes andere - besteht aus vielem: aus seinem physischen Sein und aus dem, was diesem Sein zur Seite steht - der Name ist nur ein Teil davon. Und ja: es funktioniert.
Fazit: hier ist der bleiche, kontemplativ-warme Duft von abgegriffenem Papier. Wenn man ihn denn riechen - und als Parfum auf der Haut tragen mag.
3 Antworten