12.03.2017 - 16:05 Uhr
loewenherz
881 Rezensionen
loewenherz
Sehr hilfreiche Rezension
14
Ein Singvogel mit gebrochenem Flügel
Das legendäre Iso-E-Super gilt ja unter Parfumaficionados als ähnlich mythisch und geheimnisumwittert wie Antimaterie oder Heiliges Blut. Was im Grunde höchst eigenartig ist, denn tatsächlich handelt es sich um wenig anderes als eine synthetische Duftsubstanz - in ihrem Wesen gemeinhin beschrieben als zedern- oder sandelholzartig, manche erkennen noch einen Moschuston darin - die sich von Poivre Samarcande und Terre d'Hermès bis zu Fierce und Aventus in vielen zeitgenössischen (vorwiegend Herren-)Düften findet. (Quelle: englischsprachige Wikipedia) Höchstwahrscheinlich kostet Iso-E-Super einfach nicht sehr viel. Commoditys Paper listet ihn ganz ohne jede Scham als einzige Kopfnote.
Den Duft von Papier imitieren zu wollen mutet etwas seltsam an, denn Papier riecht ja bei weitem nicht immer gleich. Als Kind liebte ich den chemischen Geruch der blaubedruckten Matrizen, die in der Grundschule noch manchmal vergeteilt wurden. Das war wohl aber eher die Druckfarbe als tatsächlich das Papier. Ich liebe den Duft von Zeitungen und Büchern, aber altes Papier kann auch ganz furchtbar riechen. Tatsächlich riecht auch oft nicht das Papier selbst, sondern wir nehmen nur denjenigen Geruch war, den das Papier angenommen hat - Druckfarbe etwa oder manchmal etwas Staubiges - oder der Duft der Holzregale, in den denen es lagert - und was wir dann als Bibliotheksgeruch verehren.
Durch die Verwendung von Iso-E-Super ist anzunehmen, dass die hölzerne Komponente des Papiers hier zumindest mitthematisiert werden sollte. Paper ist ein blasser, feiner, verletzlicher Duft. Wie eine Ahnung von Sonnenlicht auf einer geschlossenen Schneedecke - ein Augenblick der Wärme und dann fort. Wie ein eng beschriebenes Blatt im Wind verweht, feucht geworden und schon ausgeblichen, so dass man nicht mehr sehen kann, ob es ein Liebesbrief war oder die Gebrauchsanweisung einer Brotschneidemaschine. Oder wie ein Singvogel mit gebrochenem Flügel reglos auf einer Mauer sitzt - die Bewegung des Köpfchens verrät, dass er noch lebt - und still auf das Ende wartet.
Fazit: in den USA gibt es die Düfte von Commodity bei Sephora, also: überall. Weil ich die reduzierte Ästhetik ihrer Namen und der kleinen Flaschen eigentlich ansprechend finde, habe ich schon bisweilen mal einen von ihnen ausprobiert. Paper muss einer der ersten gewesen sein - und einer, dessen Assoziationen ich sehr mochte. Auf einen, der mich so begeisterte, dass ich ihn hätte haben müssen, warte ich aber noch.
Den Duft von Papier imitieren zu wollen mutet etwas seltsam an, denn Papier riecht ja bei weitem nicht immer gleich. Als Kind liebte ich den chemischen Geruch der blaubedruckten Matrizen, die in der Grundschule noch manchmal vergeteilt wurden. Das war wohl aber eher die Druckfarbe als tatsächlich das Papier. Ich liebe den Duft von Zeitungen und Büchern, aber altes Papier kann auch ganz furchtbar riechen. Tatsächlich riecht auch oft nicht das Papier selbst, sondern wir nehmen nur denjenigen Geruch war, den das Papier angenommen hat - Druckfarbe etwa oder manchmal etwas Staubiges - oder der Duft der Holzregale, in den denen es lagert - und was wir dann als Bibliotheksgeruch verehren.
Durch die Verwendung von Iso-E-Super ist anzunehmen, dass die hölzerne Komponente des Papiers hier zumindest mitthematisiert werden sollte. Paper ist ein blasser, feiner, verletzlicher Duft. Wie eine Ahnung von Sonnenlicht auf einer geschlossenen Schneedecke - ein Augenblick der Wärme und dann fort. Wie ein eng beschriebenes Blatt im Wind verweht, feucht geworden und schon ausgeblichen, so dass man nicht mehr sehen kann, ob es ein Liebesbrief war oder die Gebrauchsanweisung einer Brotschneidemaschine. Oder wie ein Singvogel mit gebrochenem Flügel reglos auf einer Mauer sitzt - die Bewegung des Köpfchens verrät, dass er noch lebt - und still auf das Ende wartet.
Fazit: in den USA gibt es die Düfte von Commodity bei Sephora, also: überall. Weil ich die reduzierte Ästhetik ihrer Namen und der kleinen Flaschen eigentlich ansprechend finde, habe ich schon bisweilen mal einen von ihnen ausprobiert. Paper muss einer der ersten gewesen sein - und einer, dessen Assoziationen ich sehr mochte. Auf einen, der mich so begeisterte, dass ich ihn hätte haben müssen, warte ich aber noch.