Crystal d'Afrique Eau de Toilette

Trollo
09.12.2023 - 10:47 Uhr
9
Sehr hilfreiche Rezension
9
Preis
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Die kleine Schwester des afrikanischen Kristalls - EdT vs. EdP

Madegassischer Ingwer beginnt beim Eau de Toilette wie bei Eau de Parfum fulminant und bleibt bis zum tiefen Drydown deutlich wahrnehmbar. Anfänglich begleitet durch zitrische Elemente, wird dann die Herznote mit unglaublicher Blütenfülle sehr präsent. Wo Jasmin bei diesem Duft als Randfigur auftritt, kann die Mimose deutlich Süße dazugeben und das Neroli frischt das Ensemble auf. Dabei dringt bereits die Basis durch, und während die Herznote nachlässt, wird die Basis immer deutlicher. Die Bourbon-Vanille ist natürlichen Ursprungs und sehr hochwertig, nicht süß, sondern edel, aber sehr präsent. Dies mag der Effekt der „grünen“ Vanille sein, die ich in dieser Form niemals bei einem anderen Duft wahrgenommen habe. Eine balsamische Süße wird durch die rauchige Myrrhe aufgebaut. Zeder und Weihrauch ergänzen zur nicht zu süßen und harzig-würzigen Holzigkeit der Vanillebasis. Dieser wunderbare und exquisite Drydown begleitet den Tag über.

Der Flakon besteht wie der der großen Schwester, des EdP, aus schwerem Kristall und wurde ebenfalls in Handarbeit hergestellt. Er fühlt sich trotz seines Gewichts und der Größe sehr gravitätisch und angenehm an. Auch die Form des Eau de Toilette-Flakons soll an die Sanddünen afrikanischer Wüsten erinnern. Der runde Verschluss besteht aus handgeschnitztem und -poliertem Padoukholz.

Wie auch das EdP, wurde das EdT von dem französischen Designer mit nordafrikanischen Wurzeln, David Thibaud-Bourahla, zusammen mit Clémentine Humeau geschaffen. Es werden ausschließlich nachhaltig verarbeitete, natürliche Ingredenzien genutzt, soweit möglich aus Afrika selbst. Diese Qualität der Zutaten spürt und riecht man auch. Dennoch ist er von französischer Raffinesse und die Zutaten sind nicht nur hochwertig, sondern auch sehr gut miteinander verwoben.

Die Noten an sich unterscheiden sich in Eau de Toilette und dem bereits zuvor von mir beschriebenen Eau de Parfum kaum voneinander. Das Eau de Toilette entspricht in Qualität und Verlauf vollständig dem Eau de Parfum. Der Unterschied im Duft selbst liegt durch die Konzentration vor allem in der Silage und in der Abfolge der Noten: Das EdP ist hochkonzentriert und eher ein Extrait denn ein Eau de Parfum. Selbst ein einzelner Sprühstoß ist für mich schon zu viel und für den Alltag das Eau de Parfum somit kaum tragbar. Das Eau de Toilette kann besser dosiert werden. Die Abfolge der Kopf- zur Herz- und Basisnote erfolgt beim Eau de Toilette etwas zügiger und die traumhafte Basisnote hält dennoch den ganzen Tag über, jedoch nicht bis fast zum nächsten Tag wie beim Eau de Parfum.

Der Flakon des Eau de Toilette unterscheidet sich durch das Material des Deckels: Wo das Eau de Parfum kühlen und schweren Marmor mit Goldplatte als Kappe zu bieten hat, findet man beim Eau de Toilette eine schlichte Holzkappe. Einen Holzrahmen zum Einstellen/Ausstellen wie beim Eau de Parfum bringt das Eau de Toilette nicht mit. Es hat natürlich schon das gewisse „Etwas“, eine schwere und kühle Marmorkugel in der Hand zu halten. Jedoch ist es zugleich recht aufwendig, den zusätzlichen Holzrahmen des Eau de Parfum für seine vollständige, sehr ästhetische Präsentation zu nutzen, denn der Flakon muss im richtigen Winkel in den fast schon zu gut passenden Rahmen eingesetzt werden.

Wer den Duft also nicht nur ausstellt, sondern auch regelmäßig benutzt, auf Marmor als Kappe verzichten kann und eine sehr gute, aber nicht raumfüllende Silage zu schätzen weiß, vielleicht sogar mehr die würzige Vanillebasis als die Kopf- und Herzbote schätzt, die sich schneller aufbaut, der ist sicherlich mit dem im Vergleich zum Eau de Parfum erheblich günstigeren Eau de Toilette sehr gut beraten.
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