Chypienne
27.04.2012 - 12:14 Uhr
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft

Mein Sommer- Wunsch - Duft

Thérèse war nicht nur Edmond Routnitskas Frau, sie war auch seine Mitarbeiterin. Gemeinsam gründeten sie 1946 ihr Labor " Art & Parfum" und man darf annehmen, dass Thérèse dort nicht nur die Probefläschchen ausgespült hat, sondern mitten im kreativen Prozess zu finden war.
So habe ich gelesen, dass die Entwicklung des Männerduftes von Rochas, Moustache, auf einer ihrer Ideen aufbaute.
Le Parfum trug viele Jahrzehnte lang ausschließlich sie ,und ihr Sohn erzählt, dass seine Eltern unentwegt an diesem Duft gefeilt haben, bis er endlich genauso war, wie sie ihn wollte.
Erst 1999, 3 Jahre nach dem Tod ihres Mannes, übergaben sie und ihr Sohn die Formel an Frédéric Malle und somit der Öffentlichkeit, zum Glück für uns.
So eine Geschichte macht mich neugierig und da ich Roudnitskas Parfumkunst immer mehr zu schätzen lerne, mußte ich testen.
Vor lauter Vorfreude habe ich mich direkt hineingestürzt in den ersten Test und - in der Annahme einer leichten Mittelmeerbrise - ordentlich gesprüht.
So eine Distanzlosigkeit hat Madame richtig übel genommen und mir einen ganzen Jasminstrauch samt Blüten und Blättern um die Ohren gehauen. Ich mußte mich erst mal 10 Minuten in den norddeutschen Wind stellen, um meine Sinne wieder zusammen zu bekommen, dann einen großen Schal um den armen Hals zu wickeln und mich ganz ruhig verhalten.
Beim nächsten Mal habe ich mich mit dem gebührenden Respekt genähert und nun war es richtig: Thérèse hat gelächelt und mich auf ihre Pergola überdachte Terrasse eingeladen.
Dicht dabei hielten einige Mandarinenbäumchen ihre Früchte, Blüten und Blätter in die Sonne.
Zu trinken gab es eine große Karaffe mit Wassermelonensaft, in dem Stücke von Netz- Galia- und Cantaloupemelonen schwammen. Der Jasminstrauch stand wieder an seinem gewohnten Platz samt aller noch ganz frischen Blätter und Blüten und die Blumen des Gartens konnte ich zwar nicht erkennen, aber wahrnehmen.
Thérèse hatte vorher Gewürze verpackt und ein wenig lag noch in der Luft, besonders ein Pfefferhauch, aber so sanft, das gar nichts in der Nase zwickte. Vom nicht so weit entfernten Meer kam ab und zu ein ganz kleiner Salzhauch - Sommer ....
Später setzte sich Edmond dazu. Er brachte aus dem Labor eine seiner Basen mit, eine der Kompositionen, die er aus natürlichen und künstlichen Zutaten so gut zusammenrühren kann.
Das ist sehr liebenswürdig von ihm, aber auch ziemlich infam; er weiß genau, dass ich ihnen nie, nie widerstehen kann. Diesmal hatte er mein geliebtes feines Leder mit leichtem Vetiver und Zeder gemixt, denn ich bin ja kein kleines Mädchen mehr. Aber weil Sommer ist, ist noch ein Schuß Pflaume dabei, ganz so straff muß es jetzt ja nicht sein.
Als wir uns nach Stunden trennen müssen, ist völlig klar:
Bei allem Respekt bin ich nicht imstande, irgendeine Art von Distanz zu wahren. Diese Begegnung mit den beiden Großen der Parfumkunst möchte ich wieder und wieder erleben.
Jetzt muß ich Frédéric Malle aufsuchen, der mir das möglich machen muß!

Hilfe, wo soll das alles enden? Wunschliste war gestern, jetzt ist Haben-Wollen dran.....
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