Acqua di Gioia Giorgio Armani 2010 Eau de Parfum

Es ist 10:30. Gioia gähnt und streckt sich ausgiebig. Ein neuer Tag hat soeben begonnen. Langsam schwebt sie durch die Gänge. Es sind nicht viele Leute unterwegs, und diejenigen, auf welche Gioia trifft, bemerken sie gar nicht. Ja, Gioia fällt nicht auf. Hörsaal HAE-E3, ein Massenstudiengang. Sachte öffnet sie die Türe, steckt das feine Näschen in den sehr gut gefüllten Raum. Es riecht nach Red Bull, Schweiss, rauchenden Köpfen und einem Käsesandwich. Perfekt. Gioia lächelt. Wie eine sanfte Brise gleitet sie durch die hinteren Reihen und lässt sich irgendwo inmitten der Studenten nieder. Niemand nimmt ernsthaft Notiz von ihr. Doch Gioia merkt genau, dass, wo immer sie ist, ein Aufatmen durch die Reihen geht. Ein Weilchen bleibt Gioia noch. Doch kurz bevor sich der Zeiger der grossen Uhr der vollen Stunde nähert, verlässt sie den Raum wieder. Ihre Arbeit hier ist getan. Der nächste Hörsaal wartet bereits.

Acqua di Gioia startet bei mir sehr süss. Böse Zungen könnten behaupten, die gute Gioia rieche erst mal nach purem Zuckerwasser. Von mir aus auch nach braunem Zuckerwasser mit einem Schuss Zitrone. Glücklicherweise hält dieses nur ein Gähnen und sich Strecken lang. Danach wird es wirklich frisch. Leider bin ich nicht sonderlich gut im Erriechen von einzelnen Duftnoten (ich weiss nicht mal, was Labdanum ist), aber ich kann mir Minze sehr gut vorstellen. Desweiteren ist für mich ein leicht holziger Unterton erkennbar, welcher mit der Zeit immer mehr in den Vordergrund rückt, bis er schlussendlich das einzig noch Bemerkbare ist.

Das Wasser der Freude ist bestimmt nicht das grösste Kunstwerk der Duftgeschichte. Aber es ist fähig, einem hin und wieder eine kleine, unscheinbare Freude im Alltag zu bereiten. Und manchmal kann das ja auch schon reichen.