Equipage 1970 Eau de Toilette

TristanN
26.02.2017 - 14:14 Uhr
14
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

Ein Duft der Beachtung verdient

Mit Düften ist es so eine Sache und mit diesem Hermes Klassiker liegt die Sache noch ein bissen vielschichtiger. Als ich Equipage zum ersten Mal bei Harrods auf meinem Handrücken getestet hatte, fand ich ihn zwar interessant aber nicht überwältigend; vielleicht zu würzig, etwas stechend in der Nase, vielleicht etwas zu altmodisch. Das änderte sich auch nicht unter dem Eindruck der sommerlichen Augustschwüle, mit der sich der Duft später im Hyde Park vermengte. Als ich ihn an einem sonnigen Tag im Herbst desselben Jahres wieder testete, gefiel er mir in der trockenen Oktoberluft auf einmal viel besser als ich ihn in Erinnerung hatte, und schliesslich legte ich ihn mir nach mehreren Anläufen zu.

Ich kam nicht mehr von ihm los und begann Equipages schwerwürzigen Charakter zu schätzen. Er begleitete mich fast täglich den letzten Winter über. Er umhüllte mich wohlig in der Kälte mit seiner herben Wärme, die auch abends noch präsent war. Jeden Morgen freute ich mich über den starken Auftakt von Muskat und Nelke, mit einem bisschen Maiglöckchen und der angenehmen Grundierung durch das Eichenmoos, Vetiver und etwas Kiefer. Der Duft passt gut zu schweren Winterkleidern, einem dicken Tweed Mantel, einem Filzhut, einem frisch gebügelten weissen Hemd und einem Stück Lebkuchen. Er erinnert mich an die Atmosphäre eines alten Barber Shops mit bequemen aber abgenutzten Sesseln, wo der Barbier das Messer am Lederriemen wetzt, an eine frische Rasur und das erquickende Gefühl auf den Wangen, wenn man hinaus in die winterlichen Strassen tritt.

In der Zwischenzeit trage ich Equipage zwar immer noch ab und zu, meine Begeisterung hat allerdings nachgelassen. Manche Düfte schätzt man von Anfang an, manche lernt man schätzen und manche vermögen es nicht, ihre Spannung über mehrere Monate oder gar Jahre durchzuhalten. Düfte, die ich mag, sind wie gute Kunstwerke; man entdeckt sie, sie begeistern einem und erschliessen sich doch nie vollständig, so dass die Sinne immer wieder aufs Neue herausgefordert werden. Leider ist bei Equipage und mir nicht der Fall. Ich glaube ich habe ihn gerochen und weiss, was in ihm steckt, wie er sich entwickelt, wie er sich anfühlt. Equipage wird mich so bald wohl nicht mehr überraschen. Vielleicht brauche ich einfach eine Pause von ihm. Und in diesen warmen Februartagen, in denen sich der Frühling schon früh ankündigt, macht die kommende Jahreszeit Lust auf einen anderen Duft. Aber dennoch ein guter Duft der es verdient, beachtet zu werden.
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