17.11.2020 - 06:23 Uhr
SchatzSucher
107 Rezensionen
SchatzSucher
Top Rezension
57
Warmwürzige feste Größe ohne Tralala
Es gibt Duftrichtungen, die für manche von uns anstrengend sein können, fordernd und mitunter auch überfordernd. Zu laut, zu wirr, kaum tragbar im Alltag.
Es gibt aber auch Duftrichtungen, die das genaue Gegenteil vom dem sind und einfach nur wohltuend wirken, weil sie angenehm und harmonisch zusammengesetzt sind und niemals unangenehm auffallen.
Es gab mal Zeiten, in denen man schnörkellose Düfte nach klassischem Strickmuster geschaffen hat.
Dazu gehören auch so manche Düfte aus dem Traditionshaus Hermès.
Hermès wurde 1837 als Geschäft für Sättel, Zaumzeug und sonstiges Geschirr für Pferde gegründet. Später kamen noch andere Lederwaren wie Koffer und Handtaschen hinzu. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Hermès zu einem Luxusgüterunternehmen mit Prèt-à-porter, Uhren, Schmuck, Porzellan und seit 1951 auch Parfums.
An den Ursprung erinnert das seit Anfang der 50er Jahre verwendete Firmenlogo mit der Firmenkutsche.
Nach einigen wechselvollen Jahren mit Höhen und Tiefen ging man 1993 an die Börse. 2014 konnte man einen Umsatz von 4,11 Mrd Euro erzielen.
Einen bitteren Beigeschmack erzeugt bei mir die Information, daß der große Luxusgüterkonzern LVMH (unter dessen Fuchtel u.a. Dior und Guerlain stehen) sozusagen hintenrum durch große Aktienkäufe eine feindliche Übernahme versuchte, die aber durch einige Schachzüge von der Familie Hermès verhindert werden konnte. Der Konkurrenzkampf und der Erfolgsdruck auf dem Markt müssen immens sein.
Aber das ist für mich Anlaß, einmal ein wenig über die riesigen Konzerne nachzudenken. Und Gier und der ständige Drang nach immer mehr sind keine guten Eigenschaften.
Der Duft Equipage kam 1970 auf den Markt und ist für mich der Inbegriff eines Herrenduftes nach klassischem Vorbild.
Zitrusnoten zur Eröffnung, florale und würzige Noten begleiten, holzige und moosige Akkorde bilden die stützende Basis
Hier zeigt sich einmal mehr, wie sehr ich Düften mit Chyprecharakter zugeneigt bin. Das eher ernsthafte Wesen der Chypres ist auch bei Equipage vorhanden, doch allzu heiter müssen Chypres auch nicht sein.
Und Equipage hat durch seine Würznoten ein sehr warmes Herz.
Wenn ich mir noch den Parfümeur dazu vor Augen führe, dann bin ich nicht sonderlich überrascht, daß der Duft für große Begeisterung bei mir sorgt. Guy Robert, dessen Duftportfolio zwar nicht sonderlich umfangreich, dafür aber bemerkenswert ist. Schuf er nicht nur Calèche für Hermès, ein weiterer großartiger Chypre, sondern auch Dioressence, den für mich vollkommensten und schönsten Chypre überhaupt.
So ist auch der Auftakt bei Equipage bereits klassisch, mit leichten Zitrusnoten, einem gewissem Hauch Seifigkeit und einer Portion Würze. Im Laufe machen sich florale Noten bemerkbar, die aber nicht wirklich herausstechen, sondern lediglich für eine gewisse Leichtigkeit sorgen. Allenfalls ist die Nelke etwas deutlicher wahrzunehmen.
Später wird es noch ein wenig holzig-moosig, die Grundstruktur eines Chypreduftes ist klar erkennbar. Über alles wurde eine gute Prise Zimt drübergestäubt, der den warmen Charakter noch unterstreicht.
Zwar wirkt der Duft auf mich einerseits eher ernsthaft, aber das ist gepaart mit einer Leichtigkeit, die kaum zu beschreiben ist.
Equipage ist kein Duft, der laut herumbrüllt und mit überbordendem Duftschleier vordergründig Aufmerksamkeit erhaschen will. Das sind für mich auch keine echten Qualitätsmerkmale. Die leisen Töne, die hier angeschlagen werden, die unaufdringliche Präsenz und die Zurückhaltung passen viel besser zum Duft und auch zu mir.
Und der Duft ist nicht anstrengend, wird zu keiner Zeit aufdringlich oder schwer, ist nie zu viel und strahlt eine wunderbare gereifte Eleganz aus. Ein schöner Ruhepol, der gerade in so unangenehmen und wirren Zeiten wie den jetzigen so gut tut.
Nachdem ich vor einiger Zeit eine Probe des schönen Duftes in die Hände bekam und ich nach langer Zeit diesen Duft mal wieder schnuppern konnte, erwog ich, mir Equipage als Vintage anzuschaffen. Denn in der unreformulierten Version ist der Duft eben doch die entscheidende Note schöner, vollmundiger und runder. Die Überarbeitung ist gut, aber es fehlen nun mal entscheidende Eigenschaften und Bestandteile, die Vintageversionen so besonders machen. Echtes Eichenmoos und andere Essenzen, die heut entweder verpönt oder nicht mehr lieferbar sind.
Wer sich gern mal abseits der lauten und manchmal anstrengenden modernen Kreationen ein wenig Ruhe und Beständigkeit gönnen will, dem sei Equipage wärmstens empfohlen. Dieser Duft kommt ohne viel Gedöns aus und muß niemandem mehr etwas beweisen und benötigt keine Hypes. Weil er es nicht nötig hat.
Ich danke im Nachhinein Pollita sehr für die Probe und dafür, daß ich eine alte Bekanntschaft wieder auffrischen und vertiefen konnte.
Es gibt aber auch Duftrichtungen, die das genaue Gegenteil vom dem sind und einfach nur wohltuend wirken, weil sie angenehm und harmonisch zusammengesetzt sind und niemals unangenehm auffallen.
Es gab mal Zeiten, in denen man schnörkellose Düfte nach klassischem Strickmuster geschaffen hat.
Dazu gehören auch so manche Düfte aus dem Traditionshaus Hermès.
Hermès wurde 1837 als Geschäft für Sättel, Zaumzeug und sonstiges Geschirr für Pferde gegründet. Später kamen noch andere Lederwaren wie Koffer und Handtaschen hinzu. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Hermès zu einem Luxusgüterunternehmen mit Prèt-à-porter, Uhren, Schmuck, Porzellan und seit 1951 auch Parfums.
An den Ursprung erinnert das seit Anfang der 50er Jahre verwendete Firmenlogo mit der Firmenkutsche.
Nach einigen wechselvollen Jahren mit Höhen und Tiefen ging man 1993 an die Börse. 2014 konnte man einen Umsatz von 4,11 Mrd Euro erzielen.
Einen bitteren Beigeschmack erzeugt bei mir die Information, daß der große Luxusgüterkonzern LVMH (unter dessen Fuchtel u.a. Dior und Guerlain stehen) sozusagen hintenrum durch große Aktienkäufe eine feindliche Übernahme versuchte, die aber durch einige Schachzüge von der Familie Hermès verhindert werden konnte. Der Konkurrenzkampf und der Erfolgsdruck auf dem Markt müssen immens sein.
Aber das ist für mich Anlaß, einmal ein wenig über die riesigen Konzerne nachzudenken. Und Gier und der ständige Drang nach immer mehr sind keine guten Eigenschaften.
Der Duft Equipage kam 1970 auf den Markt und ist für mich der Inbegriff eines Herrenduftes nach klassischem Vorbild.
Zitrusnoten zur Eröffnung, florale und würzige Noten begleiten, holzige und moosige Akkorde bilden die stützende Basis
Hier zeigt sich einmal mehr, wie sehr ich Düften mit Chyprecharakter zugeneigt bin. Das eher ernsthafte Wesen der Chypres ist auch bei Equipage vorhanden, doch allzu heiter müssen Chypres auch nicht sein.
Und Equipage hat durch seine Würznoten ein sehr warmes Herz.
Wenn ich mir noch den Parfümeur dazu vor Augen führe, dann bin ich nicht sonderlich überrascht, daß der Duft für große Begeisterung bei mir sorgt. Guy Robert, dessen Duftportfolio zwar nicht sonderlich umfangreich, dafür aber bemerkenswert ist. Schuf er nicht nur Calèche für Hermès, ein weiterer großartiger Chypre, sondern auch Dioressence, den für mich vollkommensten und schönsten Chypre überhaupt.
So ist auch der Auftakt bei Equipage bereits klassisch, mit leichten Zitrusnoten, einem gewissem Hauch Seifigkeit und einer Portion Würze. Im Laufe machen sich florale Noten bemerkbar, die aber nicht wirklich herausstechen, sondern lediglich für eine gewisse Leichtigkeit sorgen. Allenfalls ist die Nelke etwas deutlicher wahrzunehmen.
Später wird es noch ein wenig holzig-moosig, die Grundstruktur eines Chypreduftes ist klar erkennbar. Über alles wurde eine gute Prise Zimt drübergestäubt, der den warmen Charakter noch unterstreicht.
Zwar wirkt der Duft auf mich einerseits eher ernsthaft, aber das ist gepaart mit einer Leichtigkeit, die kaum zu beschreiben ist.
Equipage ist kein Duft, der laut herumbrüllt und mit überbordendem Duftschleier vordergründig Aufmerksamkeit erhaschen will. Das sind für mich auch keine echten Qualitätsmerkmale. Die leisen Töne, die hier angeschlagen werden, die unaufdringliche Präsenz und die Zurückhaltung passen viel besser zum Duft und auch zu mir.
Und der Duft ist nicht anstrengend, wird zu keiner Zeit aufdringlich oder schwer, ist nie zu viel und strahlt eine wunderbare gereifte Eleganz aus. Ein schöner Ruhepol, der gerade in so unangenehmen und wirren Zeiten wie den jetzigen so gut tut.
Nachdem ich vor einiger Zeit eine Probe des schönen Duftes in die Hände bekam und ich nach langer Zeit diesen Duft mal wieder schnuppern konnte, erwog ich, mir Equipage als Vintage anzuschaffen. Denn in der unreformulierten Version ist der Duft eben doch die entscheidende Note schöner, vollmundiger und runder. Die Überarbeitung ist gut, aber es fehlen nun mal entscheidende Eigenschaften und Bestandteile, die Vintageversionen so besonders machen. Echtes Eichenmoos und andere Essenzen, die heut entweder verpönt oder nicht mehr lieferbar sind.
Wer sich gern mal abseits der lauten und manchmal anstrengenden modernen Kreationen ein wenig Ruhe und Beständigkeit gönnen will, dem sei Equipage wärmstens empfohlen. Dieser Duft kommt ohne viel Gedöns aus und muß niemandem mehr etwas beweisen und benötigt keine Hypes. Weil er es nicht nötig hat.
Ich danke im Nachhinein Pollita sehr für die Probe und dafür, daß ich eine alte Bekanntschaft wieder auffrischen und vertiefen konnte.
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