10.09.2017 - 02:39 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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64
Born to be wild
Ein Twilly ist ein schmales, langes Band oder Tuch (86 cm lang und 5 cm breit) aus Hermès-typisch mehr oder weniger bunter Seide. Mit augenblicklich 145 Euro ist es einer der preiswertesten Artikel, die man in den Geschäften mit den orangefarbenen Tüten kaufen kann - die Krawatten kosten ungerechterweise mehr, ist ja aber auch etwas mehr Stoff - und damit sozusagen der naheliegendste Einsteiger in die Produktwelt von Hermès. Es gibt - ähnlich wie bei den größeren und bekannteren Carrés - verschiedene Möglichkeiten, ein Twilly zu tragen - die wohl populärste ist, es einfach im Kragenausschnitt einer Bluse zur Schleife zu binden.
Ein Twilly sieht immer ein bisschen weniger formell aus als ein klassisches Carré, das - besonders, wenn ungeschickt oder allzu fantasielos kombiniert - einfach nur konservativ aussieht, im schlimmsten Fall ein bisschen seidenstrumpfig-tantenhaft. Das Twilly hingegen ist - im Rahmen hermèsscher Arriviertheit natürlich - immer ein bisschen unkonventioneller, zarter, vielleicht jünger. Ein Twilly zitiert augenzwinkernd seinen konservativen großen Bruder - und selbst mit verschlungenen Bootsseilen oder Hundeköpfen (die man wegen seiner schmalen Form sowieso nur kaum erkennen kann) sieht es ein bisschen frecher aus als ein Carré.
Ich sehe eine zierliche Frau - nicht mehr ganz jung, doch lange noch nicht alt - deren blitzende Augen noch immer siebzehn sind. Die schmale, dunkelblaue Hosenanzüge zu hellblauen Blusen trägt und mit einem Twilly ganz souverän verhindert, wie eine Flugbegleiterin damit auszusehen. Die dasselbe Twilly zur kleinen Strickjacke und Jeans und Wildledermokassins kombiniert, wenn sie die Hunde nach draußen bringt oder im Gartencenter Kletterrosen aussucht. Deren Stil unaufgeregt und konservativ ist, aber weder langweilig noch konventionell. Die von zwangloser Selbstsicherheit und stiller Heiterkeit ist. Die einfach gut und gerne lebt.
Einer wie Twilly d'Hermès - jetzt ist vom Duft die Rede, dessen um den Hals seines Flakons geschlungenes Seidenbändchen quasi das namengebende Tuch im Miniaturformat darstellt, was ich eine sehr charmante Idee finde; der hier mit einem Hut assoziierte schwarze Deckel ist eigentlich ja lediglich der leicht abgewandelte ganz klassische Flakondeckel, den Hermès oft verwendet - hat bisher gefehlt im Duftportfolio von Hermès. Schön, dass er das jetzt nicht mehr tut. Ähnlich wie das eingangs beschriebene schmale Tuch, dessen Namen er entlieh, ist Twilly ein Parfum, das ein kleines bisschen frecher ist und heiterer als die meisten anderen Düfte aus dem Haus Hermès. Der Ingwer verschafft ihm ein wundervoll lebhaftes und kapriziöses Intro, ehe ihm eine tändelnd weiche Tuberose und warmgoldenes Holz nachfolgen und eben genug Arriviertheit verschaffen, um ihn doch zu keinem wirklichen Aufreger zu machen. Aber das Augenzwinkern, das erhält er sich.
Fazit: ein Duft ein kleines bisschen so, als ob die Dame im grauen Kaschmirjäckchen mit dem gemusterten Seidenband um den Hals zwanzig Sekunden lang spontan ganz heftigst abrockt, als im Radio im Gartencenter 'Born to be wild' im Hintergrund gespielt wird, ehe sie bemerkt, dass sie ja gar nicht allein ist. Die der etwas verstört schauenden anderen Dame nebenan nur ganz kurz zuzwinkert, die Schleife richtet und dann weiter gelbe Kletterrosen aussucht - als sei gar nichts gewesen.
Ein Twilly sieht immer ein bisschen weniger formell aus als ein klassisches Carré, das - besonders, wenn ungeschickt oder allzu fantasielos kombiniert - einfach nur konservativ aussieht, im schlimmsten Fall ein bisschen seidenstrumpfig-tantenhaft. Das Twilly hingegen ist - im Rahmen hermèsscher Arriviertheit natürlich - immer ein bisschen unkonventioneller, zarter, vielleicht jünger. Ein Twilly zitiert augenzwinkernd seinen konservativen großen Bruder - und selbst mit verschlungenen Bootsseilen oder Hundeköpfen (die man wegen seiner schmalen Form sowieso nur kaum erkennen kann) sieht es ein bisschen frecher aus als ein Carré.
Ich sehe eine zierliche Frau - nicht mehr ganz jung, doch lange noch nicht alt - deren blitzende Augen noch immer siebzehn sind. Die schmale, dunkelblaue Hosenanzüge zu hellblauen Blusen trägt und mit einem Twilly ganz souverän verhindert, wie eine Flugbegleiterin damit auszusehen. Die dasselbe Twilly zur kleinen Strickjacke und Jeans und Wildledermokassins kombiniert, wenn sie die Hunde nach draußen bringt oder im Gartencenter Kletterrosen aussucht. Deren Stil unaufgeregt und konservativ ist, aber weder langweilig noch konventionell. Die von zwangloser Selbstsicherheit und stiller Heiterkeit ist. Die einfach gut und gerne lebt.
Einer wie Twilly d'Hermès - jetzt ist vom Duft die Rede, dessen um den Hals seines Flakons geschlungenes Seidenbändchen quasi das namengebende Tuch im Miniaturformat darstellt, was ich eine sehr charmante Idee finde; der hier mit einem Hut assoziierte schwarze Deckel ist eigentlich ja lediglich der leicht abgewandelte ganz klassische Flakondeckel, den Hermès oft verwendet - hat bisher gefehlt im Duftportfolio von Hermès. Schön, dass er das jetzt nicht mehr tut. Ähnlich wie das eingangs beschriebene schmale Tuch, dessen Namen er entlieh, ist Twilly ein Parfum, das ein kleines bisschen frecher ist und heiterer als die meisten anderen Düfte aus dem Haus Hermès. Der Ingwer verschafft ihm ein wundervoll lebhaftes und kapriziöses Intro, ehe ihm eine tändelnd weiche Tuberose und warmgoldenes Holz nachfolgen und eben genug Arriviertheit verschaffen, um ihn doch zu keinem wirklichen Aufreger zu machen. Aber das Augenzwinkern, das erhält er sich.
Fazit: ein Duft ein kleines bisschen so, als ob die Dame im grauen Kaschmirjäckchen mit dem gemusterten Seidenband um den Hals zwanzig Sekunden lang spontan ganz heftigst abrockt, als im Radio im Gartencenter 'Born to be wild' im Hintergrund gespielt wird, ehe sie bemerkt, dass sie ja gar nicht allein ist. Die der etwas verstört schauenden anderen Dame nebenan nur ganz kurz zuzwinkert, die Schleife richtet und dann weiter gelbe Kletterrosen aussucht - als sei gar nichts gewesen.
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