Le Mâle Le Parfum 2020

Zielperson
10.12.2021 - 03:34 Uhr
9
Sehr hilfreiche Rezension
7
Preis
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Earl Grey Schwarztee und der Le Mâle

Morgens ist meine erste Amtshandlung auf Arbeit: erstmal Tee kochen. Es ist seit Jahren der Earl Grey Schwarztee aus dem Rossmann. Der Becher steht immer griffbereit auf meinem Schreibtisch neben der Computermaus und alle kennen das schon.

Wie immer morgens geht die Tür auf, die Kollegen kommen herein und wir machen eine kurze Frühbesprechung bei mir im Büro. Heute guckt die Kollegin auf meine Tasse und sagt: "Der Tee riecht aber gut, was ist das für eine Sorte?". Ich zeige ihr die Packung und erläutere, daß der Rossmann Earl Grey im Vergleich zu dem Lipton früher, den es leider nicht mehr zu kaufen gibt, praktisch fast kein Bergamotte Aroma dabei hat. Es ist eher ein fast normaler Schwarztee für meinen Geschmack. Welten entfernt vom grünen Lipton, den ich sehr vermisse und das letzte mal vor vielen Jahren in Norwegen getrunken habe. Sie meint, daß sie Earl Grey überhaupt nicht mag, aber dieser riecht gut! Ich bemerke, daß sie sich selbst wundert, was sie da gerade erzählt. Sie geht raus.
Da sie eine dieser gräßlichen FFP2-Duftkillermasken auf hatte, staune ich wortlos vor mich hin, wie die geschätzte Kollegin denn jetzt bitte Schwarztee gerochen haben will. Ist ja voll Jean-Baptiste Grenouille mäßig. Dann fällt der Groschen: Gemeint war wohl das Le Mâle Le Parfum , welches ich morgens stabil mit 6 Sprühern aufgetragen hatte...

Ja und diese 6 Sprüher verträgt der Duft auch. Der schwarze Le Mâle ist wohlgemerkt mitnichten ein seichter Duft. Nein, nein, der kann was - aber er schmiegt sich an. Man kennt diese Empfindung von hochwertigen Pflegecremes. Er umfasst seinen Träger balsamisch. Passgenau. Wie bei einem Maßanzug. Und doch strahlt er gleichzeitig auch ab, so dass er besonders bei Frauen sehr gut ankommt, die dann denken, man hätte einen Wundertee gebraut ;-)) . Wie das funktionieren kann, ist mir ein Rätsel. Hier jedenfalls ist es auf magische Weise gelungen. Das ist der Zauber dieses Parfums.

Vom reinen Verlauf her gibt es jetzt nicht viel zu berichten. Der Start ist Kardamom (Dufteindruck: lecker karamelisierter Jahrmarktzucker) vor einem Hintergrund, der die ganze Zeit so bleibt, wie er beim ersten Aufsprühen schon war. Man erlebt eine dunklere Vanille, die nach 2,5 Stunden anfängt, sich minimal ein Stück weiter nach vorne zu schieben. Aber nur minimal. Dazu weich würziges Holz, was nicht harzig ist, sondern ganz dezent rauchig anmutet. Iris sorgt im Herzen für quastrige Pudrigkeit. Lavendel gibt einen Kick, eine gewisse Wendung im Geschehen, ohne den Lavendel wäre der Duft langweilig. Und das war es auch schon. Hört sich nicht doll an - ist es aber, siehe oben!!

Die Haltbarkeit ist hervorragend, 6 Sprüher und der Arbeitstag ist gerettet. Noch Abends kommt man in den Genuss der schön ausklingenden Vanille.
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