Joop! Jump 2005 Eau de Toilette

Montgomery
04.03.2011 - 06:16 Uhr
3
Hilfreiche Rezension
10
Haltbarkeit
7
Duft

Domestizierung eines Matrosen

Wer einen blauen Flakon mit der aquatisch anmutenden Aufschrift "Jump" in die Hand nimmt, erwartet seit Cool Water gewohntermaßen einen frischen und kühlen Duft. Nach Angel und Le Mâle scheint aber ein anderer Wind zu wehen, denn plötzlich enthalten aquamarinfarbene Fläschchen den zähesten Sirup. Joop bedient sich ebenfalls dieser List und führt den arglosen Parfumkäufer aufs Glatteis – mich einbegriffen. Dabei ist schon die Douglas-Beschreibung eine demonstrative Warnung: So heißt es doch, mit einer beängstigenden Ähnlichkeit zur Beschreibung Le Mâles, der Jump-Träger habe den Mut, aus Konventionen auszubrechen, sei maskulin und doch sinnlich.

Die Ähnlichkeit zu Le Mâle ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. In Jump treten phasenweise Duftnoten auf, die beachtliche Anklänge an Le Mâle haben. Sie sind jedoch bedeutend leichtgewichtiger und nehmen erst bei höherer Dosierung solch ausartende Maße an. Bei entsprechend hohem Sprühverhalten erreicht Jump so mühelos annähernd nukleare Halbwertszeiten und Abstrahlungsverhältnisse. Bei moderater Dosierung jedoch kann man Jump als entwaffnetes Le Mâles bezeichnen, das sogar an wärmeren Tagen tragbar ist.

Jump beginnt mit einer kühlen und frischen Note. Die Grapefruit lässt sich unter der bereits anbahnenden Süße erkennen. Kümmel und Rosmarin sind zwar angegeben, müssen aber ein Druckfehler in der Duftpyramide sein. Bei Lichte betrachtet kann hier nur Tonkabohne und Vanille stehen. In der Herznote wird Jump durch würzigen Koriander und einer leicht nach Vanille duftenden Heliotrop-Note erweitert. Der hoch angepriesene Wodka-Akkord ist meiner Meinung nach nichts weiter als ein marketingstrategischer Ausdruck für die recht synthetisch und leicht stechend bis kratzend erscheinenden Duftstoffe. Das ist schade. Ohne den Fusel gäbe es mehr Punkte. Zur Basis-Note hin nimmt sowohl die Intensität der Koriander-Note, als auch die des albernen Wodkas ab. Der Ausklang wird durch Moschus und die süße, vanillige Tonkabohne bestimmt, die sich wie ein Leitfaden durch den gesamten Duftverlauf zieht. Vetiver, nur am Rande wahrnehmbar, lockert die Süße ein wenig auf und steuert eine gewisse Trockenheit bei, die verhindert, dass Jump zum Zucker-Orientalen mutiert.

Jump ist für beinahe alle Jahreszeiten geeignet. An heißen Sommertagen sollte sich die Verwendung aber auf den Abend beschränken. Obwohl Jump ein Massenduft ist, und ein günstiger noch dazu, stellt er für all diejenigen, die Le Mâle aus welchen Gründen auch immer aus dem Weg gehen, der süßen und vanilligen Richtung aber nicht gänzlich abgeneigt sind, eine empfehlenswerte Alternative dar. Und diese leidet weder unter einem gewaltigen Imageschaden, noch ist sie in der Lage, eine U-Bahn in sekundenschnelle mit bombastisch-süßer Vanille zu fluten.
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