Classic

Lamar 2020

Tomo87
01.05.2021 - 03:44 Uhr
16
9
Preis
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Powerhouse 2.0

Ich komme aus den Tiefen des Ruhrgebiets, wo Parfumkultur traditionell noch klein geschrieben wurde. Man könnte meinen, dass die überladenen Powerhouse-Düfte der 80er hier noch die Hoch-Zeit gebildet haben. Da, wo nicht gearbeitet, sondern „malocht“ und nicht Fußball gespielt, sondern „gebolzt“ wurde und ein klassisch-animalischer Männertypus herrschte, hat allein das Wort „Parfum“ (in korrekter französischer Aussprache) Augenbrauen hochgezogen. Die einzige Chance einen Duft zu tragen und homophoben Witzeleien zu entgehen war der Griff in die Kategorie: Moschus, Stahlträger und die hintere Reihe des Gewürzregals.

Was ein Glück, dass sich die Zeiten geändert haben. Heute können alle alles tragen, ungeachtet der Vermarktungsrichtung. Und das ist gut so!

Lamar ist für mich die moderne Definition eines Powerhouses. Die Eröffnung ist eine fruchtige Explosion, die seinesgleichen sucht. Sie lässt sofort ein paar Sonnenstrahlen durch unseren so geliebten, durch Kohlestaub verdunkelten Himmel scheinen und projiziert mit Power den Zwiebelgeruch aus der Zechensiedlung. Im Drydown bilde ich mir ein, echte Rose (deutlich dunkler und „schmutziger“, als die Stereotype Vorstellung von Rosenduft) zu riechen, die perfekt mit dem Safran harmoniert. Diese wollen einen einfach nicht verlassen und schweben eine Ewigkeit über dem edlen Parkett der Basis.

So, ich werde mir jetzt mein Powerhouse 2.0 gönnen und mit Unterhemd an die Langhantel im ehemaligen Kohlekeller. Früher war irgendwie vieles schlechter…
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