Encre Noire Sport 2013

Garion
25.01.2016 - 12:01 Uhr
10
Sehr hilfreiche Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Dunkle Klarheit

Für mich als „Neuling“ in der „wirklichen“ Duftwelt stellt diese Seite geradezu ein Schlaraffenland mit Schätzen an jeder Ecke dar, wo man hinschaut, es gibt wunderbare Flakons, Marken, Kommentare und Beratungen von den durch die Bank freundliche Community hier.

Bei einem meiner alles in sich auf saugenden Streifzüge durch diese Schatzgrube, bin ich dann an einem Kommentar von Apicius zu Encre Noir Sport hängen geblieben, welcher mich sofort angesprochen und begeistert hat.
Die Begeisterung ging jedoch mit einer gewissen Skepsis einher, da ich feststellen musste, da die Duftwahrnehmung der „Profis“ stark von meiner abwich.
Beschreibungen zu „Düften“, die ich bereits besaß wichen total von meiner Einschätzung ab, so wurden manche z.B. als knallend süß bezeichnet, welche ich als frisch und weit entfernt von süß wahrnahm.
Da auch keine wirklichen Parfümerien in meiner Nähe sind und der Weg in die Stadt nicht unbedingt gerne gegangen wird, habe ich mich sofort für den Souk-Forenteil erwärmt und mir für kleines Geld und wenig Risiko eine Abfüllung bestellt, um dann wie ein kleines Kind an Weihnachten aufgeregt auf den Postboten zu warten.
Als dann endlich Bescherung war, musste dann natürlich gleich getestet werden.

Was meine Nase dabei dann erschnupperte ist ihr so bisher noch nie untergekommen, man kann es irgendwie wohl damit vergleichen, wenn man sein Leben lang Fastfood gegessen hat und dann zum ersten Mal fein essen geht.
Zu Beginn muss ich allerdings zugeben, dass mich der Duft mit seinem etwas bitteren Auftakt überwältigt hat und ich erst mal nach den bisherigen Mexx, Esprits usw. damit zurechtkommen musste.
Da zwei Nasen besser riechen als eine, habe ich mein Handgelenk natürlich gleich meiner Frau „ins Gesicht gedrückt“ und um ihre Meinung gebeten, welche durchaus positiv ausfiel, sodass ich mit neuem Mut über den Tag hinweg weiterschnupperte.
Es war dann wie, wenn sich von Minute zu Minute ein Schleier von der Nase heben würde und ich bin eingetaucht in die tiefe und dunkle Klarheit des ENS.
Meiner Empfindung nach wandelt sich der Duft über die Zeit allerdings nicht sehr stark, es war vielmehr meine Nase, die sich anpasste.
Die anfängliche zitrische Frische geht über die Zeit zwar zurück und auch die leichte Bitterkeit lässt etwas nach, sodass der Duft insgesamt etwas geschmeidiger wird, aber die Grundstimmung des Auftakts bleibt für mich über den gesamten Duftverlauf hinweg erhalten, was ich bei diesem Duft als positiven Punkt herausheben möchte (bei anderen ist das evtl. negativ zu sehen).
Inzwischen ist der etwas dunklere Auftakt zu meinem Highlight geworden und die durgehende Vetiver-Note, die ihm Tiefe verleiht, habe ich liebend gelernt, sodass ich inzwischen auch eine Abfüllung von „Le Vetiver – Itasca“ mein Eigen nenne (welcher eine weitaus hellere und wenig intensivere Variante des Vetiver darstellt) und auch weiterhin nach neuen Düften aus dieser Richtung Ausschau halte.

Vom Gefühl her schwebt der Duft für mich zwischen einer leichten, schattendurchzogenen Melancholie/Ernsthaftigkeit und einer herben Frische.
Generell strahlt das Ganze Duftkonstrukt eine dunkle Klarheit aus, die mir einerseits einen gewissen Fokus verleiht und andererseits aber auch Geborgenheit bzw. einen Schild bietet.

Beim Schreiben dieses Kommentars wurde mir auch erst klar, dass dieser Duft quasi der fehlende Baustein zu meiner Persönlichkeit ist und mich einerseits widerspiegelt und andererseits ergänzt und ich erst dadurch dann die Bedeutung eines Signaturdufts erkannt habe.

Generell ist es ja oft so, dass man Lieder, Bilder oder auch Düfte mit bestimmten Ereignissen bzw. den dort vorhandenen Gefühlen koppelt und sie dadurch eine besondere Bedeutung für einen erhalten.
Bei ENS ist es für allerdings anders, da ist der Duft selbst für mich ein bedeutendes Ereignis, welcher Gefühle erzeugt und mich schwelgen lässt.

Auch wenn meine Meinung bzgl. Haltbarkeit und Sillage nur sehr wenig Aussagekraft hat, da ich ganz andere Maßstäbe habe, als der Durchschnitt (ich nutze i.d.R. nur ein Sprühstoß ;) ), möchte ich die Haltbarkeit als sehr gut Einstufen, da mich der Duft auch bei nur einem Sprühstoß den ganzen Tag bis in den Abend begleitet.
Die Sillage würde ich als gut bezeichnen, sie ist nicht so stark, wie z.B. bei Aventus oder Kenzo Homme, aber garantiert nicht zu schwach. (die Beispiele gehen bei anderen sicher als schwach durch :) )

Abschließend kann ich nur nochmal Danke an Apicius für seinen Kommentar und auch an die gesamte Community sagen, da ich dank euch meine olfaktorische Ergänzung gefunden habe.
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