Vanille Monoï Les Senteurs Gourmandes

Man könnte mich dufttechnisch auch Frau Anti-Vanille nennen - bis, ja, bis die EDP von Les Senteurs Gourmandes meinen Weg kreuzten. Ob günstig oder teuer, synthetisch oder natürlich, Vanille darf an meinen Körper nur, wenn es sich ganz massiv unterordnet und integriert, statt, wie so oft, aufmerksamkeitsgeil im Mittelpunkt stehen zu wollen. Und das bekommt kaum jemand gebacken, dass MIR die Vanille nicht frontal ins feine Näschen klatscht. Dabei hab ich nichtmal pauschal etwas gegen Vanille - die echte Bourbonvanille darf gerne und oft ins Selbstgebackene krümeln. ;-)

Zurück zum Körperdufttünchen:
Mein erstes Highlight war Vanille Violette - floral, weich, einlullend und, ja, vanillig, aber gutstens eingebettet und keineswegs dominant. Die ebenfalls als Proben bestellten Ouds von LSG hingegen verloren auf ganzer Linie - beim Schnuppern und von vo bis hi beim Tragen schlicht belanglos, fad.

In puncto Natürlichkeit, womit hier ja explizit geworben wird, beschleicht mich der blöde Verdacht, dass das einzig Natürliche an den LSG-EDP der Alkohol ist: 85% natürlichen Ursprungs, ein EDP hat ca. 10-14% Duftanteil. Mh, tja ... für den Tarif von unter 30€/100ml erwarte ich kein was weiß ich wie pralles Parfum mit von Hand totgekuschelten Natur-Ingredenzien, das wäre naiv, um nicht zu sagen dumm. Ich erwarte aber mehr als reines Marketing-Bla, Greenwashing, weil "alle Welt" grad auf natürlich steil geht.

Angefixt bestellte ich mir die 100ml Violette und ergatterte div. weitere LSG-Samples:
- Cafe Tonka (*gähn*)
- Figue Sauvage (üppig süße Feige & dezent floral)
- Amande Fleurie (Jil Sanders Sun lässt - nett - grüßen ;-))
- Vanille Noire (zwiegespalten ...)
- Thé Absolue (*gääähn*)
- Encre de Vigne (*hust* 0815-Oppaduft)
- Figue Sauvage (beißend grün 'ne Feige gestreift)

..: und eben das VANILLE MONOÏ(iiih).

Ich liebe den Duft von Tiaré, ja wirklich! ... jetzt nicht unbedingt die weit verbreiteten Monoï Tiaré-Öle *urgh*, aber Tea Natura z.B. hat im Naturkosmetikbereich ein wunderbar minimalistisches Pflegeprodukt geschaffen: schlicht Kokosöl plus Gardenia Tahitensis = Tiaré. Da ich glücklicherweise keine Hautpflege benötige (und Kokosöl für mich wenn eh nicht das Optimum ist), hab ich dooferweise keine Verwendung für das Öl ...

... da kam das Vanille Monoï gerade recht, wo ich grad mal wieder in nem Duftrausch bin. Duftrausch exkludiert bei mir handelsübliche Parfums (Unverträglichkeit von BHT und einigen synth. Duftkomponenten) - ergo hüppe ich durch die große weite Welt der Nischen- und natürlichen Düfte. Dabei muss ein Duft für mein Näschen nicht zwingend wie Natur pur riechen - er muss mich überzeugen.

Hätte ich mich vom Schnuppern am Sample leiten lassen, ich hätts Vanille Monoï direkt dem Abfall zugeführt: da bin ich vor Jahren aus dem konventionellen Kosmetikmarkt ausgestiegen und in mein duftsensibles Näschen kroch nun ein billiger synthetischer kokosvanilleirgendwasblumiger sonnencremeresker 0815-Duft, dem wohl irgendwie die Flucht aus der Belanglosigkeit der ewiggleichen Limited Editions der Drogerie-Sommersaison in die Welt der Parfums gelingen konnte ...! -_-

Da Düfte in getragen aber mitunter arg andere Wege als pur gerochen gehen, sprühte ich es beherzt auf - und hätte mich in den Hintern beißen können: original das gleiche Gemiefe. Ok, abwarten, wie er sich entwickelt ... Pustekuchen. Die einzige Entwicklung, die Vanille Monoï über mehrere Stunden getragen hinlegt ist die hin zu vanillekokosirgendwasblumigem - die Vanille drängelte sich im Laufe der Stunden halt noch etwas mehr in den Vordergrund.

Und wem ich bis hierhin noch net das Hirn weggequasselt habe, der erinnert sich vielleicht noch: ich LIEBE synthetischen Vanilleduft über alle Maßen. Nicht. -_-

Ein Duft muss für mich im Laufe des Tragens keine was weiß ich wie markante Wandlung hinlegen - wirklich nicht. Er muss mir schlicht zusagen, mich mitnehmen, einlullen. Sonst würden mir Vanille Violette und Amande Fleurie nicht zusagen, denn wenn LSG eines perfektioniert hat, dann, über Stunden einen recht konstanten Duft statt einer sich peu a peu entwickelnden Komposition zu kreiiren. Wo da Kopf, Herz uns Basis bleiben? Tja ...

Rosenholz? Zitrische Nuancen? Mein heißgeliebter Jasminduft? Mehr als im Vorbeifahren gestreift haben kann der LKW mit den Kunstvanille- und "Was Blumiges, das knallt"-Fässern diese Komponenten nicht.

Wer darauf steht, über Stunden in einer cheapy synthetischen Sommer Sonne Sonnencreme-Duftwolke eingehüllt zu sein: zugreifen.

Alle anderen: Finger weg, dringendst.