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Grandios
Das Zeug hat mich schon auf dem Pappstreifen begeistert. Dabei waren die Vorraussetzungen dafür nicht gut, weil das winzige Sharing-Fläschlein in einer nahezu hochsommerlich anmutenden Phase ankam, als ich grad‘ in fruchtig-aquatischem Synthi-Zeug schwelgte. Sprich, mich durch eine kleine Salum-Box roch…
Aber, gut. Zurück zum Pappstreifen. Bin leider wie immer unfähig, diesen allerersten Eindruck anders als mit einem abstrakten Bild zu umreißen: Gelblich-kupfernes Glühen in bläulich-bunt schillernder, ganz tiefer Schwärze -
Wow, dachte ich. Gleich beim ersten Probetragen wusste ich, das wird ein Kaufkandidat. - Trotz des Patchouli.
Beim zweiten Probetragen erinnerte es mich während des Kopfnotenverlaufes dann aber erstmal an keinen anderen als meinen wundervollen Santal Royal.
Verwirrt verglich ich - und blieb dabei. Oud Cadenza riecht erstmal fast wie Santal Royal. Also, für m e i ne Nase. - Schnell wurde es aber statt dessen zum zwölf Jahre älteren Bruder (also, der dickere, ihr wisst schon, der, der sich nie kämmt, der mit dem Blaumann; wie hab ich die nur erst verwechseln können?). - Und d a nach dann - zu etwas ganz anderem.
Des französisch-orientalischen Prinzleins älterer Bruder verschwindet, und j e t z t riech‘ ich - KA. Leider hab ich die Beschreibung des Herstellers gelesen und bin jetzt befangen: Auch ich sehe plötzlich Party im Dschungelressort mit in der Ferne glosendem Lagerfeuer.
Schade. Kein Raum mehr für eigene Bilder. Übrigens, da ist gar kein Feuer. (Das überrascht jetzt wahrscheinlich nur die, die das Zeug noch nicht selber gerochen haben ^^.) Und erst recht kein Rauch. Vielleicht Buntfeuer, ok. Aber ganz ohne Pulvergeruch. - Statt irgendwelchen Rauches riech ich jede, jede, j e d e Menge Röstaromen. Echt jetzt, ganz ehrlich. Wie kann man das denn verwechseln ^^ ?
Dieser Geruch… Eine Aachener Printe, die ein bisschen zu lange im Ofen war? Und der Bäcker, ja, der trägt von mir aus irgend ein Oud-Parfüm?
Wie ich schon sagte, KA.
Ja! Was mich zum Sharing verführt hat, war ja die Dattel… Und tatsächlich, die steckt sogar für meine alte Laiengurke da drin ^^. (Wow)
Für mich ergänzt sie das Oud ungleich harmonischer als es der Exotic-Frucht-Touch beim verwandten Parfüm Oud Maracuja tut. Den ich, sorry sorry sorry, als Oud Stallion-Entusiast:in leider - trotz mehrerer Versuche - immer noch „einfach nur überaus entbehrlich“ finde.
Sorry…!! Na, jedenfalls: Die Dattelnuance im Oud Cadenza find‘ ich alles andere als entbehrlich, sie macht das Parfüm sogar aus. Zu riechen ist eine süße, getrocknete, keinesfalls eine dieser harten, glasfleischigen frischen. Deren Duft ist seltsam spröde, und - er würde eine gewisse Säure einbringen.
Oud Cadenza kommt aber ganz ohne säuerliche Nuancenaus.
Und, Nein, das stört n i c h t - wahrscheinlich erwirkt sogar gerade das Fehlen der Säuerlichkeit, dass ich die Dattel „perfekt passend“ finde, statt „entbehrlich“ wie die Maracuja in Oud Maracuja.
Schnell taucht dann etwas auf, was ich beim ersten Testen für einen „gelungenen Thymian“ hielt. Vielleicht die Kombi Safran-Patchouli? Oder die Myrre? Hm, KA. Als junge Erwachsene hatte ich lange Jahre einen Myrren-Bonsai, ich denke, den Duft würd’ ich erkennen.
Naja. Da der Safran kurz drauf etwas alt-schulmeisterlich wird (genau dadurch zutage tritt, und sich damit als Teilnehmer an der Party outet), nehm ich mal an, die Kombi Safran-Patchouli ist es eher n i c h t ^^. (Ein Spuk-Thymian. Ist ja witzig.)
Die Party geht weiter. Ausgelassenes Treiben, obwohl also mit dem Safran mindestens ein Erwachsener da ist. Futtert da einer ein Vegemite-Brot? Hat da jemand ne Tüte Lakritz aufgemacht? Ist ja auch egal. Der abgehobene, ernst-erwachsene Partygast Safran wird fröhlich mit integriert. - War gar kein prob. Sitzt jetzt da unten in der Ecke. Staubt nahezu kaum. Unterhält sich gedämpft mit der Davana und dem Kakao -
Ein recht trockenes Gespräch, für eine Party. Aber so kenn ich ihn ja, den Kakao.(Lustigerweise durch Byzantium, das ungleich viel billiger, aber nicht weniger liebenswert ist, auch bei dem kommt plötzlich diese trockene Kakaonote „dazwischen“)
Oud Cadenza ist auf seine Art düster-glosend, natürlich auf eine partymäßige Weise, statt auf eine grüblerische, und dabei bunt. Rainbows in the Dark, ein schwarzes Einhorn frisst Printen. Die Dattel ist kein bisschen saftig, und niemand stürzt in den See, denn noch vor Mitternacht wird die Party tiefsinnig-staubig -
Also, im guten Sinn. Nicht staubsaugerbeutelstaubig. Sondern Sugar Leather-staubig ^^ Weiß jemand, was ich meine? Ja, ja. - Oud Cadenza.
Was heißt das eigentlich?
Würzig ist er; zumindest gesetzt den Fall, wenn man einem Meisterwerk dieses im Deutschen putzig bis lächerlich klingende Wort zumuten will. Na gut:
Mir persönlich fehlen letzten Endes die edle Konsequenz eines Santal Royal, die brachiale, herbe Wucht eines Oud Stallion. Aber, trotzdem. Wäre das Leder deutlicher, anhaltender und härter, wär auch der für mich eine Zehn.
Ganz anders als etwa Dates Delight, das für mich 1fach nur todernst und streng rüber kommt, ist dieses Werk durchdringend und süß, feurig (was das Temperament angeht, und nicht den Akkord), aufrüttelnd - üppig maskulin, wie eine dicke, männliche Diva im schillernden Kleid - unterhaltend, und: Grandios.
Richtig, grandios ist ein gutes Wort; fast schon eine Anmutung des Sternenhimmels in der Neunten Sinfonie. Kennt ihr die? Bzw.,den? Den Teil? Kommt gleich nach Schillers Ode … wie heißt dieser Teil nochmal? Für mich heißt er immer schon „Sternenhimmel“. Jedenfalls, man hört einige Töne davon - und isst dabei eine Printe -
Ach Leute, you know what: Ich wünschte, ich hätte Beethoven dieses Parfömm schenken können.
Aber der, für seine Zeit alt, seit Langem ausgegrenzt, frustriert vom grausigen Irrsinn seines einstigen Idols Napoleon und schon taub, hätte mich wahrscheinlich mitsamt dem undezenten Zeug und solchen Ausrufen wie „Zumutung!“ aus dem Hause gejagt.
Oder auch nicht.
KA.
Aber, gut. Zurück zum Pappstreifen. Bin leider wie immer unfähig, diesen allerersten Eindruck anders als mit einem abstrakten Bild zu umreißen: Gelblich-kupfernes Glühen in bläulich-bunt schillernder, ganz tiefer Schwärze -
Wow, dachte ich. Gleich beim ersten Probetragen wusste ich, das wird ein Kaufkandidat. - Trotz des Patchouli.
Beim zweiten Probetragen erinnerte es mich während des Kopfnotenverlaufes dann aber erstmal an keinen anderen als meinen wundervollen Santal Royal.
Verwirrt verglich ich - und blieb dabei. Oud Cadenza riecht erstmal fast wie Santal Royal. Also, für m e i ne Nase. - Schnell wurde es aber statt dessen zum zwölf Jahre älteren Bruder (also, der dickere, ihr wisst schon, der, der sich nie kämmt, der mit dem Blaumann; wie hab ich die nur erst verwechseln können?). - Und d a nach dann - zu etwas ganz anderem.
Des französisch-orientalischen Prinzleins älterer Bruder verschwindet, und j e t z t riech‘ ich - KA. Leider hab ich die Beschreibung des Herstellers gelesen und bin jetzt befangen: Auch ich sehe plötzlich Party im Dschungelressort mit in der Ferne glosendem Lagerfeuer.
Schade. Kein Raum mehr für eigene Bilder. Übrigens, da ist gar kein Feuer. (Das überrascht jetzt wahrscheinlich nur die, die das Zeug noch nicht selber gerochen haben ^^.) Und erst recht kein Rauch. Vielleicht Buntfeuer, ok. Aber ganz ohne Pulvergeruch. - Statt irgendwelchen Rauches riech ich jede, jede, j e d e Menge Röstaromen. Echt jetzt, ganz ehrlich. Wie kann man das denn verwechseln ^^ ?
Dieser Geruch… Eine Aachener Printe, die ein bisschen zu lange im Ofen war? Und der Bäcker, ja, der trägt von mir aus irgend ein Oud-Parfüm?
Wie ich schon sagte, KA.
Ja! Was mich zum Sharing verführt hat, war ja die Dattel… Und tatsächlich, die steckt sogar für meine alte Laiengurke da drin ^^. (Wow)
Für mich ergänzt sie das Oud ungleich harmonischer als es der Exotic-Frucht-Touch beim verwandten Parfüm Oud Maracuja tut. Den ich, sorry sorry sorry, als Oud Stallion-Entusiast:in leider - trotz mehrerer Versuche - immer noch „einfach nur überaus entbehrlich“ finde.
Sorry…!! Na, jedenfalls: Die Dattelnuance im Oud Cadenza find‘ ich alles andere als entbehrlich, sie macht das Parfüm sogar aus. Zu riechen ist eine süße, getrocknete, keinesfalls eine dieser harten, glasfleischigen frischen. Deren Duft ist seltsam spröde, und - er würde eine gewisse Säure einbringen.
Oud Cadenza kommt aber ganz ohne säuerliche Nuancenaus.
Und, Nein, das stört n i c h t - wahrscheinlich erwirkt sogar gerade das Fehlen der Säuerlichkeit, dass ich die Dattel „perfekt passend“ finde, statt „entbehrlich“ wie die Maracuja in Oud Maracuja.
Schnell taucht dann etwas auf, was ich beim ersten Testen für einen „gelungenen Thymian“ hielt. Vielleicht die Kombi Safran-Patchouli? Oder die Myrre? Hm, KA. Als junge Erwachsene hatte ich lange Jahre einen Myrren-Bonsai, ich denke, den Duft würd’ ich erkennen.
Naja. Da der Safran kurz drauf etwas alt-schulmeisterlich wird (genau dadurch zutage tritt, und sich damit als Teilnehmer an der Party outet), nehm ich mal an, die Kombi Safran-Patchouli ist es eher n i c h t ^^. (Ein Spuk-Thymian. Ist ja witzig.)
Die Party geht weiter. Ausgelassenes Treiben, obwohl also mit dem Safran mindestens ein Erwachsener da ist. Futtert da einer ein Vegemite-Brot? Hat da jemand ne Tüte Lakritz aufgemacht? Ist ja auch egal. Der abgehobene, ernst-erwachsene Partygast Safran wird fröhlich mit integriert. - War gar kein prob. Sitzt jetzt da unten in der Ecke. Staubt nahezu kaum. Unterhält sich gedämpft mit der Davana und dem Kakao -
Ein recht trockenes Gespräch, für eine Party. Aber so kenn ich ihn ja, den Kakao.(Lustigerweise durch Byzantium, das ungleich viel billiger, aber nicht weniger liebenswert ist, auch bei dem kommt plötzlich diese trockene Kakaonote „dazwischen“)
Oud Cadenza ist auf seine Art düster-glosend, natürlich auf eine partymäßige Weise, statt auf eine grüblerische, und dabei bunt. Rainbows in the Dark, ein schwarzes Einhorn frisst Printen. Die Dattel ist kein bisschen saftig, und niemand stürzt in den See, denn noch vor Mitternacht wird die Party tiefsinnig-staubig -
Also, im guten Sinn. Nicht staubsaugerbeutelstaubig. Sondern Sugar Leather-staubig ^^ Weiß jemand, was ich meine? Ja, ja. - Oud Cadenza.
Was heißt das eigentlich?
Würzig ist er; zumindest gesetzt den Fall, wenn man einem Meisterwerk dieses im Deutschen putzig bis lächerlich klingende Wort zumuten will. Na gut:
Mir persönlich fehlen letzten Endes die edle Konsequenz eines Santal Royal, die brachiale, herbe Wucht eines Oud Stallion. Aber, trotzdem. Wäre das Leder deutlicher, anhaltender und härter, wär auch der für mich eine Zehn.
Ganz anders als etwa Dates Delight, das für mich 1fach nur todernst und streng rüber kommt, ist dieses Werk durchdringend und süß, feurig (was das Temperament angeht, und nicht den Akkord), aufrüttelnd - üppig maskulin, wie eine dicke, männliche Diva im schillernden Kleid - unterhaltend, und: Grandios.
Richtig, grandios ist ein gutes Wort; fast schon eine Anmutung des Sternenhimmels in der Neunten Sinfonie. Kennt ihr die? Bzw.,den? Den Teil? Kommt gleich nach Schillers Ode … wie heißt dieser Teil nochmal? Für mich heißt er immer schon „Sternenhimmel“. Jedenfalls, man hört einige Töne davon - und isst dabei eine Printe -
Ach Leute, you know what: Ich wünschte, ich hätte Beethoven dieses Parfömm schenken können.
Aber der, für seine Zeit alt, seit Langem ausgegrenzt, frustriert vom grausigen Irrsinn seines einstigen Idols Napoleon und schon taub, hätte mich wahrscheinlich mitsamt dem undezenten Zeug und solchen Ausrufen wie „Zumutung!“ aus dem Hause gejagt.
Oder auch nicht.
KA.
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