Pour Homme - Cèdre Vétiver

Santalum
31.07.2015 - 03:35 Uhr

Bienchen & Blümchen

Struppiger Lavendel? Küchenkräuter? Zitrus?

Blindenase war verwirrt, hielt man ihm doch ein unbekanntes Wässerchen unklarer Herkunft unter.
Erstes Schnuppern: Lavendel! Sonnenklar.
Nicht so ein blumiger, sondern mehr ein ätherischer, ungekämmter. Fast wie im Lavanda Cologne aus Portugal.
Zweites Schnuppern: Wirklich Lavendel?
Könnte doch auch irgendein delikates Kraut aus der Küche sein. Oder nicht?
Oder doch?
Ratlose Seitenblicke.
Die hilfreiche Duftpyramide entfällt bei Blindtests. Das routinierte Herunterbeten und Aufsagen kenntnisreich erschnupperter Inhaltsstoffe gestaltet sich, nun ja, schwieriger.
Doch. Lavendel!
Da legte er sich jetzt fest und den Duft ab.
Dabei entging ihm die Zitrone, die kichernd durch den Hintergrund kullerte.
Er mochte den ersten Eindruck, die mehrstimmige Ouvertüre, die ihn ratlos ließ, aber dabei sehr köstlich roch. Würzig, natürlich und eher maskulin.
Er würde das Pröbchen mitnehmen zur Lieblingsnäsin, die viel präziser riechen kann und dabei mit einem größeren Duftschatz versehen ist.
Ein letztes Schnuppern noch und dann ein Innehalten: Vetiver!
Jawohl, definitiv. Das kannte er. Das mochte er. Würziggrün holziges Erdenbraun.

Lieblingsnäsin bestätigte seinen Verdacht.
Lavendel, ja. Zitrone auch.
Und irgendwas dabei. Kraut? Gewürz?
Und Holz?
Mmm, so kann Mann riechen. Très elegant.
Außerdem noch. Sie schnupperte: Leder?
Blindenase zweifelte: Leder?
Brachte stattdessen Vetiver ins Spiel.
Was wiederum sie zweifeln ließ: Vetiver?

Sie kamen überein, daß dies einfach ein feiner Herrenduft sei.
Präsent, ohne dabei zu erschlagen, und testweise in ein Glas gesprüht sogar sehr ausdauernd.
Fein komponiert und von solider Qualität.
Blindenase setzte ihn auf seine mentale Merkliste. Diese Art von Duft gefiel ihm und er besaß noch keinen vergleichbaren.
Allein - was war das für ein Duft?

Herr I. - der freigiebige Spender -, enttarnte schließlich den geheimnisvollen Mister X.
Melvita?!
Nie gehört, nie gelesen. Klingt nach Reformhaus.
Und dann so ein köstlicher Duft?
Immerhin ließ sich anhand der Inhaltsstoffe der erste Eindruck nachvollziehen.
Lavendel: jawohl
Zitrone: auch
Basilikum: aha, das Küchenkraut
Sternanis: der kleine Geruchsverwirrer im Auftakt. Jetzt, da man es weiß - klar.
Pfeffer: ähm, wo?
Zeder: ja, das Holz. Nachträglich auch eindeutig als Zeder zu identifizieren.
Vetiver: ätsch, hab ich doch gesagt.

Und wer verbarg sich nun hinter Melvita?
Schnell getippt: melvita.com

Geladen, geschaut, gelächelt.
Kleine Bienchen überall.
Ein gelernter Imker und Biologe, der in Naturkosmetik macht.
Im Zeichen der Wabe, des Honigs, der Biene.

Ich muss gestehen, mit Bienen rennt man bei mir offene Türen ein.
Selbst einen Imker in der Verwandtschaft, als Kind schon mit Bienenschleier die Waben betrachtet; so freue ich mich stets über summenden Besuch im Balkonkasten und verfolge seit Jahren das besorgniserregende Bienensterben.
Melvita unterhält eine Stiftung, um diese Bedrohung zu erforschen und die Bienen zu schützen?

Gesucht, geklickt, gekauft.
So funktioniert Marketing bei mir, das hoffentlich kein bloßes Marketing ist.
Obendrein duftet es nach Blümchen an Holz und Süßgras; nicht so ganz lange zwar, denn am Körper liegt die Haltbarkeit bei mir nur so bei vier bis fünf Stunden, aber dafür ist der Duft auch nicht gerade hochpreisig.
Das Beste aber: Bienchen und Hummeln fliegen seither mit erhobenem Daumen grüßend an mir vorbei, da sie in mir einen Verbündeten riechen, und mein täglicher Löffel Honig schmeckt auch viel süßer.
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