Santalum

Santalum

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1 - 5 von 13
Santalum vor 8 Jahren 8
7.5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Mann, der
Substantiv, m
[1]erwachsener, männlicher Mensch
[2]verkürzt für: Ehemann
Dude, der
Substantiv, m
[1] Synonym für Dandy
[2] Jeffrey -The Dude- Lebowski. Filmfigur und Religionsstifter (Church of the Latter-Day Dude, vulgär: Dudeism)
[3] Slangausdruck. Ähnlich: bloke, chap, lad, mate.
[4] Dude No.1, Anne McClain, Brooklyn, NY, USA.

Erst nur ein Bartöl, dann ein Parfum.
Ode an, Duft für - ihren Mann.
Alle Männer. Archetyp.
Klassische Komposition.
All Natural.
Das Blenheim Palais als Blockhütte.
Byron und Bunyan.
Sehr ätherisch, ein wenig verschnörkelt.
Rohes Holzaroma. Brennholzschläger und Bleistiftspitzer.
Kitzelnder Pfeffer, leise Säure.
Rose im Hintergrund. Verspielt, aber nicht zu sehr.
Ein Anflug von Wärme.

Anzugsduft, Hipster-Perfume, Naturbursche.
Glatte Wangen, Brusthaar, Bierbauch, Muskeln, Bart.
Mann, der
Duftet nicht, er riecht. Angenehm.
Beiläufig. Ausdauernd. Universal.
Junge, Vater, König, Krieger, Liebhaber.
Und noch viel mehr.
Signaturverdächtig.
8 Antworten
Santalum vor 9 Jahren 5
Kaskadien
Klarer Rauch.
Nicht mehr warm, noch nicht kalt.
Sauber, wie von trockenem Nadelholz.
Eindrücke eines Lagerfeuers im Wald.
In der Nase, in den Kleidern.
Frisches Harz und grüngraue Flechten mischen sich darunter.
Man möchte mythologisieren und von den namenspendenden Nornen erzählen.
Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft.
Möchte über das vergehende Feuer meditieren.
Den lebendigen Wald ringsumher.
Erwachend im ersten Licht eines neugeborenen Tages.
Mit Tautropfen im Moos.
Perlend.
Funkelnd.
Sonnenstrahlen schneiden durch dürre Rauchfähnchen.
Glut zerfällt zu Asche.
Nacht wird Tag.
Ewiger Transit.
Prallrunde Bedeutungsschwangerschaft.
Josh Lobb äußerte in einem Interview, zu den Namen seiner Düfte befragt:
They mean absolutely nothing!
Schade um die Nornen.

Im selben Interview gibt er Black Metal als Inspirationsquelle an.
Es wäre vermessen, zu behaupten, ich hätte diese Assoziation bereits gehabt; im Kontext dieser Äußerung kommen mir jedoch Melodien zum Duft in den Sinn.
Weniger der archetypische Black Metal erster Generation, der so oft voll Hass und Menschenverachtung steckt. In dessen Umfeld Kirchen brannten und Morde geschahen.
Nein, es ist die moderne Spielart einer ganz besonderen Band, die mir tatsächlich als Inspiration und Repräsentation dieses Duftes gelten kann - Wolves in the Throne Room.


Musiker, die in einer Kommune leben.
So autark wie möglich. Die mit, in, an der Natur arbeiten.
Die das Gewebe des Black Metal aufdröseln, es mit anderen Stilen verspinnen, um daraus einen meditativen Lärmteppich zu weben - Cascadian Black Metal.
Transzendent statt bloß satanisch.
Ja, so könnte Norne klingen.

Jenseits aller Bilder und Metaphern erschließt er sich mir jedoch als…

…ernsthaft.
Nicht jene Ernsthaftigkeit als Pose, die sich selbst ganz furchtbar wichtig nimmt und in dramatischem Schwarz daherkommt, sondern die zur Besinnung nötige.
…eigensinnig.
Es mögen sich nicht alle eingeladen fühlen, vielleicht ist auch nicht jeder willkommen, doch elitär ist das nicht.
…schlicht.
Eine Handvoll Zutaten, keine davon synthetisch. Ein träger, langanhaltender, satter Verlauf.
Mächtiger Duftstrom anstelle eines Duftnoten-Whirlpools.
…ätherisch.
Eichenmoosige Kiefernnadeligkeit. Den Kopf zu befreien, die Brust zu weiten.
Der Duft wird zum Ende hin ganz leicht.
Getragen vom Rauch, der in die Sphäre steigt…

~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~
Hörbeispiele Wolves in the Throne Room:
- A looming resonance
http://www.youtube.com/watch?v=JrbdWEtQ2FY
- I will lay down my bones among the rocks and roots
http://www.youtube.com/watch?v=yTnfzWehaGg

Interview Josh Lobb:
http://notablescents.net/2012/04/27/interview-with-josh-lobb-slumberhouse/
5 Antworten
Santalum vor 9 Jahren 5
Bienchen & Blümchen
Struppiger Lavendel? Küchenkräuter? Zitrus?

Blindenase war verwirrt, hielt man ihm doch ein unbekanntes Wässerchen unklarer Herkunft unter.
Erstes Schnuppern: Lavendel! Sonnenklar.
Nicht so ein blumiger, sondern mehr ein ätherischer, ungekämmter. Fast wie im Lavanda Cologne aus Portugal.
Zweites Schnuppern: Wirklich Lavendel?
Könnte doch auch irgendein delikates Kraut aus der Küche sein. Oder nicht?
Oder doch?
Ratlose Seitenblicke.
Die hilfreiche Duftpyramide entfällt bei Blindtests. Das routinierte Herunterbeten und Aufsagen kenntnisreich erschnupperter Inhaltsstoffe gestaltet sich, nun ja, schwieriger.
Doch. Lavendel!
Da legte er sich jetzt fest und den Duft ab.
Dabei entging ihm die Zitrone, die kichernd durch den Hintergrund kullerte.
Er mochte den ersten Eindruck, die mehrstimmige Ouvertüre, die ihn ratlos ließ, aber dabei sehr köstlich roch. Würzig, natürlich und eher maskulin.
Er würde das Pröbchen mitnehmen zur Lieblingsnäsin, die viel präziser riechen kann und dabei mit einem größeren Duftschatz versehen ist.
Ein letztes Schnuppern noch und dann ein Innehalten: Vetiver!
Jawohl, definitiv. Das kannte er. Das mochte er. Würziggrün holziges Erdenbraun.

Lieblingsnäsin bestätigte seinen Verdacht.
Lavendel, ja. Zitrone auch.
Und irgendwas dabei. Kraut? Gewürz?
Und Holz?
Mmm, so kann Mann riechen. Très elegant.
Außerdem noch. Sie schnupperte: Leder?
Blindenase zweifelte: Leder?
Brachte stattdessen Vetiver ins Spiel.
Was wiederum sie zweifeln ließ: Vetiver?

Sie kamen überein, daß dies einfach ein feiner Herrenduft sei.
Präsent, ohne dabei zu erschlagen, und testweise in ein Glas gesprüht sogar sehr ausdauernd.
Fein komponiert und von solider Qualität.
Blindenase setzte ihn auf seine mentale Merkliste. Diese Art von Duft gefiel ihm und er besaß noch keinen vergleichbaren.
Allein - was war das für ein Duft?

Herr I. - der freigiebige Spender -, enttarnte schließlich den geheimnisvollen Mister X.
Melvita?!
Nie gehört, nie gelesen. Klingt nach Reformhaus.
Und dann so ein köstlicher Duft?
Immerhin ließ sich anhand der Inhaltsstoffe der erste Eindruck nachvollziehen.
Lavendel: jawohl
Zitrone: auch
Basilikum: aha, das Küchenkraut
Sternanis: der kleine Geruchsverwirrer im Auftakt. Jetzt, da man es weiß - klar.
Pfeffer: ähm, wo?
Zeder: ja, das Holz. Nachträglich auch eindeutig als Zeder zu identifizieren.
Vetiver: ätsch, hab ich doch gesagt.

Und wer verbarg sich nun hinter Melvita?
Schnell getippt: melvita.com

Geladen, geschaut, gelächelt.
Kleine Bienchen überall.
Ein gelernter Imker und Biologe, der in Naturkosmetik macht.
Im Zeichen der Wabe, des Honigs, der Biene.

Ich muss gestehen, mit Bienen rennt man bei mir offene Türen ein.
Selbst einen Imker in der Verwandtschaft, als Kind schon mit Bienenschleier die Waben betrachtet; so freue ich mich stets über summenden Besuch im Balkonkasten und verfolge seit Jahren das besorgniserregende Bienensterben.
Melvita unterhält eine Stiftung, um diese Bedrohung zu erforschen und die Bienen zu schützen?

Gesucht, geklickt, gekauft.
So funktioniert Marketing bei mir, das hoffentlich kein bloßes Marketing ist.
Obendrein duftet es nach Blümchen an Holz und Süßgras; nicht so ganz lange zwar, denn am Körper liegt die Haltbarkeit bei mir nur so bei vier bis fünf Stunden, aber dafür ist der Duft auch nicht gerade hochpreisig.
Das Beste aber: Bienchen und Hummeln fliegen seither mit erhobenem Daumen grüßend an mir vorbei, da sie in mir einen Verbündeten riechen, und mein täglicher Löffel Honig schmeckt auch viel süßer.
5 Antworten
Santalum vor 9 Jahren 4
Wässerchen für nach der Rasur (Teil Zwei)
Dieser Kauf entspringt einem falschen Klick im Kaufrausch.
Ursprünglich sollte der Lustray Bay Rum im Korb landen, da aber die Flaschen sich so verflixt ähnlich sehen und ich ob des zu dem Zeitpunkt nur begrenzten Lagerbestandes von Virgilio Valobras famoser Rasierseife ein klein wenig hektisch war, landete eben ein Fläschchen „Spice“ mit im Paket.

Fläschchen ist in dem Zusammenhang übrigens eine niedliche Untertreibung - es ist eine ausgewachsene 414ml (14fl.oz.) Plastikpulle, aus der man bei dem Vorrat auch mal etwas großzügiger auftragen kann.
Stillos, sagen die einen; sieht ja aus wie eine Flasche billigsten Billigbieres.
Praktisch, sage ich; waschbeckenschonend nämlich.

Und außerdem ein brandheißer Tipp, falls man dem kräftigen Virgin Island Bay Rum von Pinaud nicht gewachsen ist - Harr Harr -, sich aber andererseits an Old Spice sattgerochen hat.
Hätten diese beiden nämlich, der süße Mr. Spice und der mehr raubeinige Käpt’n, einen Sohn adoptiert und großgezogen, er würde so riechen.

Nach einem kurzen Eukalyptushauch, der in Bruchteilen von Sekunden verfliegt, wabert der typische Gewürznelkengeruch durch den Duft, kommt aber längst nicht so garstig daher wie beim karibischen Vorbild, er hat die gewürzige Old Spice Süße, die ihm die Schärfe nimmt.
Pirat in Nadelstreifen.
Oder Gentleman mit Enterhaken?

Wie auch immer, der Sohn hat Manieren.
Und womöglich hat man ihn auch zeitweilig auf ein Internat geschickt, denn neben dem familiären Stallgeruch findet sich unter den süßen Gewürznelken noch diese Seifensauberkeit, die man - der Begriff ist überstrapaziert, aber treffend - mit „Barbershop“ beschreiben kann, die sich in dieser Ausprägung jedoch weder bei Old Spice, noch im Virgin Island Bay Rum findet.

Haltbarkeit: Rasierwasser halt.
Wahrnehmbarkeit: ja doch, durchaus.
Pflege: brennt, tut aber nicht weh - also gut.
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Santalum vor 9 Jahren 9
Matrjoschka
Man nähert sich einem Menschen.
Ohne Absicht komme man ihm nahe. In der U-Bahn womöglich, oder in einer gut gefüllten Bar.
Streift ihn vielleicht gar im Vorbeigehen.
Man riecht ihn.
Ein erster diffuser Hauch.
Gar nicht wie ein Parfüm, eher wie die Erinnerungen diverser Parfüms, die noch in der Kleidung hängen.
Flüchtig, verschwommen und mit Rauch vermischt.
Ein ungewaschener Eindruck zunächst, aber nicht abstoßend. Ein Mensch eben. Und ein Körper.
Der Rauch riecht frisch, nicht diese pilzige Abgestandenheit ungezählter Cigaretten, kein saures Nikotingelb, eigentlich nicht einmal wie Tabakrauch.
Es muss auch gar kein Rauch sein, vielleicht ist es einfach ein Amalgam aus Körper und in Textil konservierten Gerüchen.
Eigen. Markant. Anziehend auch, auf seine Art.

Man verharrt.
Das Szenario einer Bar passt wohl am besten.
Lehnt sich vor, um den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen.
Drängt sich dabei unwillkürlich enger an den unbekannten Leib.
Spürt die Wärme und meint ein Parfüm zu erahnen. Körpernah und zart.
Ein recht intimer Duft, der nicht wie frisch aufgetragen wirkt. Eher schon verklungen, oder im Verklingen begriffen. Und vielleicht wirklich nicht bloß ein einziges Parfüm.
Ein Echo zarter Blüten, leicht abgestanden. Holz. Kräuter. Moschus.
Ist dies Teil des Parfüms, Nachhall einer Körperseife, oder doch bloß Körper?
Man vermag es nicht zu sagen, doch der Geruch ist angenehm.
Etwas herb und maskulin. Ein wenig zart und verspielt. Auch ein bißchen krautig-grün.
Und dabei wie von wabernder Rauchigkeit gedämpft .

Dieser Mensch könnte einen knittrigen Anzug tragen, der schon bessere Zeiten gesehen hat.
Oder aber auch ein Sommerkleid mit einer schweren Lederjacke darüber.

Junky ist für mich sehr uneindeutig, wenig geschlechtsspezifisch und - das finde ich toll - ich komme mir damit nicht parfümiert vor, weil es sich nicht wie ein Parfüm anfühlt. Oder aber wie ein Parfüm, in dem sich ein Parfüm versteckt hat. Ein sehr neuer Eindruck für meine Nase und ausgesprochen spannend. Dabei auch ein sehr frischer Eindruck, den ich bloß mal schnell festgehalten habe. Aus dem Bauch heraus. Aber oft weiß der Bauch es ja eh besser.
9 Antworten
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