Alibi 2021 Eau de Parfum

Alexandrea
15.03.2023 - 09:18 Uhr
4
Hilfreiche Rezension
9
Preis
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft

Komm doch, lieber Frühling…

Ein Frühlingsduft musste her und zwar einer, bei dem mein Mann mal zur Abwechslung nicht die Nase rümpft… und den ich trotzdem mag :) Keine leichte Aufgabe und die Suche nahm ihren Anfang. Wohin sollte die Reise gehen? Nicht chyprig, keine Aldehyde, nicht zu blumig und erst Recht kein dominanter Jasmin, nicht schwer, nicht…heieiei…. Worauf hatte er zuletzt positiv reagiert? Olympea und Deci Dela. Den erstgenannten find ich ganz schön, hab noch einen Rest, finde ihn aber auch wuchtig. Letzteren hab ich, ist mir aber, da er nicht mehr hergestellt wird, für regelmäßigeren Gebrauch zu schade. Aber grundsätzlich: beschwingt fruchtig-sommerlaunig, ja das sollte die richtige Richtung sein. Ein Parfüm, das zu jeder Tageszeit geht und präsent aber nicht aufdringlich ist. Aber wieso hab ich auf gerade Lust auf so einen? Wo ich doch unabhängig von der Jahreszeit sonst lieber zu typischen Winterdüften tendiere und auch ganz allgemein herbe Komponenten im Duftverlauf sehr mag? Tja, also… mal überlegen.

Meine Duftsozialisierung begann ca. Mitte der 80er Jahre bevor ich überhaupt die Parfümgrößen der Zeit kennenlernte, ziemlich unspektakulär, nämlich im im Kaufhaus unseres Stadtteils. In der Schreibwarenabteilung gab es verschiedenfarbige mit klitzekleinen und superniedllichen Obstmotiven bedruckte Filz- und Bleistifte: Erdbeere, Banane, Orange, Blaubeere und noch mehr. Je nach Motiv strömten sie den entsprechenden Duft aus, manchmal steckte am Ende noch an einer bunten Kappe an einem farblich abgestimmten Bändchen ein kleines Plastik-Früchtchen. Entzückend !!!
Solche Stifte waren neben dem eigentlichen Geschenk eine begehrte Beigabe für Kindergeburts-tage. In meiner Erinnerung hab ich die Dinger eher an andere abgeben - ehm, verschenken - müssen. Hart war das: das Objekt der eignen Begierde aussuchen und dann nicht behalten dürfen. Und die Variante „eins für mich, eins für das Geburtstagskind“ stand erst gar nicht zur Diskussion, sondern Abwarten bis man selbst an der Reihe war. Meine Sammlung war spärlich - was hab ich die Mädels beneidet, die mit fast allen Sorten ausgestattet waren! Aber ganz außen vor war auch ich nicht und bei dem Bild, wie wir uns in den Pausen wie Junkies die Stifte zum Schnuppern unter die Nase hielten, um uns gegenseitig die neuesten Errungenschaften vorzuführen und bewundern zu lassen, muss ich heute noch lachen. Synthetisch rochen die Stifte, waren aber einfach cool. Und sie passten zur „Prinzessin Lilyfee der Vorzeit“: Emily Erdbeer und ihre Freundinnen in ihrer rosaroten Welt, in der die schwierigste Entscheidung darin bestand, welche Cremetörtchen fürs nächste Picknick gebacken werden soll. Ich glaub ja, das Orangella Obstblüte für Alibi Pate gestanden hat ;) All diese niedlichen Attribute unserer Kindheit bescherten uns Spaß sowie ein wenig Abwechslung und Abenteuer im Alltag.
Später folgte dann Oilily, das bei so einigen Mädels unserer Schule als erstes „richtiges Parfüm“ zum Einsatz kam. … da war ich dann allerdings schon mit Samsara & Co. auf anderen Pfaden unterwegs

Alibi riecht für mich nach dieser unbekümmerten Zeit, als der Duft der Stifte uns Mädchen selbst verzauberte und nicht dazu benutzt wurde, um zu verzaubern. Unbekümmert mit den Freunden tuschelnd und kichernd nach Hause schlendern, vielleicht ein Eis in der Hand oder die sorgfältig ausgewählte „gemischte Tüte“ vom Kiosk. Nicht edel, wichtig, schlau, unnahbar, vernünftig, ernst oder sonstwie daherkommen, sondern einfach nur „sein“ … ohne eine manchmal anstrengende soziale Rolle erfüllen zu müssen.

Alibi riecht für mich nach dieser unbeschwerten Zeit, aber nicht nach Kindlichkeit. Es ist fruchtig, spritzig, etwas synthetisch, nicht zu laut, nicht zu leise (H &S), nicht bedeutsam, sondern freundlich, fröhlich und unkompliziert. Nicht mehr, nicht weniger… aber für mich genau richtig, um ins Frühjahr zu starten.
Was die hier häufig angesprochene Ähnlichkeit mit Olympea betrifft: ja, die besteht in Teilen. Olympea ist weniger fruchtig, es lebt vielmehr vom Spiel der Protagonisten Salz und Vanille wodurch ich Olympea als dunkler und schwerer und in seiner Wirkung auch verführerischer empfinde. Es ist für mich eher ein Parfüm für den Abend. Alibi gehört zur Kategorie der süßen Düfte, ist aber weniger vanillelastig. Die zitrische (oder fruchtige) Frische, die laut Duftpyramide von der Mandarine in der Kopfnote herrührt, bleibt bei mir, bis der Duft in Basis übergeht. Daher empfinde ich Alibi im Vergleich zu Olympea als heller und heiterer.
Da Haltbarkeit und Sillage recht gut sind, dosier ich Alibi mit max. 2 Sprühstößen eher sparsam.; trotzdem nehme ich Alibi auch nach vielen Stunden auf einem konstanten Level noch gut an mir wahr. Alibi hat auch mehr Durchhaltevermögen als „In Flames“ von La Rrive, einem weiteren Duft, der Olympea ähnelt. Da muss ich aber nochmal genauer vergleichen. In Summe finde ich jedenfalls das Preis-Leistungsverhältnis echt in Ordnung.

Alibi - Wieso der Name?
Der Duft hat was Naives an sich ….
Wer was ausgefressen hat, kann ja sein Glück versuchen mit seiner Hilfe andere von seiner Unschuld zu überzeugen ;)

Was meinen Mann betrifft: er mag Alibi an mir von der ersten Sekunde an - und nicht erst, wenn der Duft schon fast in den Drydown übergeht: Hmm, du riechst gut! Differenzierter wird’s nicht, reicht mir aber völlig.

Ich wackel jetzt ab zum Kühlschrank… hab grad Lust auf einen Fruchtzwerg bekommen und denk mit Vorfreude an die bevorstehenden ersten Frühlingstage, ans Wegpacken meiner Winterjacke, an gesellige Verabredungen im Biergarten. Also, ich wär dann jetzt bereit
0 Antworten