MikeBavaria
19.04.2023 - 06:38 Uhr
8
Sehr hilfreiche Rezension
7
Preis
10
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Frankensteins wunderschönes Duftmonster

So wie einst Dr. Victor Frankenstein mit verschiedenen Körperteilen seiner eigenen Kreatur Leben eingehaucht hat, so nutzte Parfümeur Quentin Bisch die DNAs zweier beliebter PDM-Düfte, um seiner Kreatur Leben einzuhauchen.
Herausgekommen ist dabei aber ganz und gar nichts monströses sondern etwas wunderschönes.

Ich würde gefühlt sagen, Carlisle besteht zu etwa 75% aus Herod (meinem absoluten Liebling von PdM) und zu 25% aus dem magapopulären PdM-Kracher Layton.

Nun, wenn unsereins mit Düften herumpanschen würde (oftmals auch als Layern bezeichnet), dann kommt dabei selten etwas Gutes heraus. Anders ist das, wenn ein Meisterparfümeur zur Tat schreitet.
Layton ist nicht die Summe seiner Bestandteile sondern etwas verführerisch Eigenständiges.

Der erste Sprühstoß auf den Unterarm: Wow! In der Kopfnote dominiert frischer Apfel, unterlegt von einer samtig-schokoladig-vanilligen Süße. Im späteren Duftverlauf treten auch blumige und hölzerne Töne hervor. Seiner DNA bleibt Carlisle aber stets treu. Es ist ein sehr moderner, würzig-süßer und gourmandiger Duft, der erstaunlicherweise trotzdem durchaus maskulin daherkommt.

Was Carlisle auszeichnet ist seine Projektion. Die ist brutal - auch in neuen Batches (so wie meiner). Es reicht ein Sprühstoß und Carlisle beginnt auszustrahlen. Auch die Haltbarkeit empfinde ich trotz angeblicher Reformulierung im Vergleich zu anderen PDM-Düften als außerordentlich gut. Vorsicht: Beastmode!
Was in der einen Situation ein Vorteil ist (Date, Club etc.) ist auf der anderen Seite vielleicht ein Nachteil, denn wer Carlisle im Büro trägt, muss sehr gut aufpassen, nicht zu viel aufzutragen. Ein Spritzer ist hier das absolute Maximum - und am besten auf die Brust unterm Hemd. Sonst könnte die durchaus vorhandene Begeisterung für diesen Compliment-Getter ins Gegenteil umschlagen.

Carlisle ist auch kein Duft für jede Jahreszeit sondern, nach meinem Empfinden, wirklich nur in den kälteren Jahreszeiten tragbar. Dadurch ist er deutlich eingeschränkter einsetzbar als Layton und auch ein wenig eingeschränkter als Herod.

Fazit: Carlisle ist ein toller Duft, der durchaus seine Berechtigung neben Layton und Herod in der Duftsammlung hat, denn er ist trotz der deutlichen Verwandtschaft eigenständig genug. Carlisle ist toll und ich verstehe die Begeisterung und die vielen guten Rezensionen.
Ich persönlich bleibe aber bei Herod, denn der ist eindeutiger in der Ausrichtung, weniger komplex, nicht so intensiv und dadurch für mich besser tragbar.

Carlisle ist in positiver Hinsicht ein Monster und das kann manchmal zu viel des Guten sein.

2 Antworten
TheJokerTheJoker vor 2 Jahren
Super Rezension, ich bin voll bei Dir, ich würde zwar eher auf 50:50 Layton:Herod tippen, aber das ist ja egal, Carlisle riecht wirklich wie ein Blend aus diesen beiden Meisterwerken.
TheJokerTheJoker vor 2 Jahren
Hier solltest Du Carlisle schreiben "Layton besteht zu etwa 75% aus Herod (meinem absoluten Liebling von PdM) und zu 25% aus dem magapopulären PdM-Kracher Layton"