The Metallics

Pegasus 2011

Zatrion
30.09.2021 - 17:08 Uhr
4
6
Preis
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft

Die süße Seife vergangener Tage

Das erste Mal roch ich das süße Pferd im KaDeWe. "Super, Den muss ich haben!", waren meine ersten Gedanken. Direkt auf meine Liste geschrieben.
Und Warum? Weil er so einen frischen Charakter für mich hatte. Ich roch die floralen Noten in der Kopfnote sehr gut heraus.
Ein zweites Mal kam der Duft mir eine Woche später in einer kleinen Berliner Nischen-Parfümerie unter die Nase. Wieder der gleiche Effekt. Ich ordnete ihn geruchlich in den Frühling ein, auch tragbar als versatiler Immer-Duft. Ich war mir nun sicher: Getäuscht habe ich mich nicht in dem Duft. Das Zusammenspiel von Süße und Frische durch die floralen Noten und die Vanille... Genau meins. Das dachte ich jedenfalls.

Hier muss ich kurz etwas von mir erzählen: Ich kann Düfte, die zu süß sind, garnicht leiden. Generell stehe ich eher auf "dunkle" Parfums, zum Beispiel ledrige Düfte, wenngleich ich auch diese meist mit einer leicht floralen oder süßen Abrundung als gutriechend empfinde, was daran liegen wird, dass ich erst seit kurzem in den Nischenbereich hineinschnupper'. Wie dem auch sei, ich schweife ab. Fest steht: Süße ohne Weiteres ist ein absolutes No-Go für meinen Rüssel.
Und genau das bekam ich plötzlich in meinen Riecher gedonnert, dass es nur so wummste. Warum? Weil ich Engel dachte, mir diesen Duft kaufen zu müssen, ohne ihn großartig auf meiner Haut zu testen. Denn auf jener geschmeidigen Haut verabschiedete sich die Frische, von der ich dachte, sie sei ein hervorragender Begleiter für den Frühling. Nein, dieser Duft ist ein Winterduft. Oder besser: Er ist so süß, dass man ihn nur im Winter tragen kann. Für mich fehlen jedoch einige zimtige Noten hier und etwas Schärfe dort, um ihn tatsächlich als Winterduft abstempeln zu können.

Wonach riecht er denn genau? Er riecht nach einer für meinen Geschmack zu süßen Vanille, von der ich behaupten könnte, sie rieche ein wenig synthetisch. Von der Mandel und etwas Milch kommen cremige Noten hinzu.
Und die Blumen? Die sind wenige Minuten nach dem Drydown ganz verschwunden, zumindest auf meiner Haut.
Die nötige Abrundung ist also futsch und nun kommt einem diese eine berühmte Frage in den Sinn; diese eine Frage, die wir uns alle immer wieder stellen müssen: "Woher kenne ich nur diesen Geruch?"
Nach langer Überlegung fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die übertriebene Süße, die vanillige Note, die cremige Mandel: Das erinnerte mich an die Mandel-Honig-Vanille-Seife, die meine Eltern früher oft gekauft haben. Diese süße Verführung war beim ersten Riechen noch interessant, aber nachdem ich sie jahrelang jeden Tag mehrmals riechen musste, verging mir der Duft-Appetit. Das Händewaschen wandelte sich von der schönen Verführung zu einer regelrechten Entführung und einem Geruchstrauma.

Dieses führte dazu, dass ich, um die Geschichte abzuschließen, das süße, nebenbei bemerkt flakonmäßig wunderschöne Ross aus meiner bescheidenen Sammlung entferne. Das Pferd muss sich wohl oder übel einen anderen Besitzer suchen.
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