Herod von Parfums de Marly
The Metallics

Herod 2012

WG1810
02.07.2025 - 06:20 Uhr
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Da wird mir warm ums Herz / Wärme in der Flasche

TL;DR: Herod ist ein einzigartiger Duft mit süß-würzig-floral-rauchigen Noten, der schöne Erinnerungen weckt. Trotz seiner ansprechenden Komposition könnte die Haltbarkeit von dreieinhalb bis vier Stunden besser sein. Insgesamt ist er ein olfaktorisches Meisterwerk, das besonders in der kalten Jahreszeit geschätzt wird.

Es stimmt, was die Leute sagen: Düfte halten Erinnerungen fest. Und genau diese besondere Fähigkeit hat Herod. Wenn ich diesen Duft am Zerstäuber rieche, finde ich mich sofort in jenem schönen und längst vergangenen Augenblick wieder.
Es fühlt sich an wie eine zärtliche Erinnerung an die Freundlichkeit und Wärme, die wir alle in uns tragen. Es ruft ein Gefühl der Sanftheit hervor, das meine Ausstrahlung aufhellt und meine Interaktionen warmherziger werden lässt. Mein ganzes Leben lang habe ich eine große Liebe in meinem Herzen gespürt, die dieser Duft augenblicklich zurückruft, wenn ich im Alltagstrott gefangen bin.

Für mich ist Herod eine einzigartige Komposition aus süßen, würzigen, floralen und leicht rauchigen Noten, die sich zu einem außergewöhnlichen Aroma vereinen.

Den Auftakt von Herod bildet eine warme, leicht rauchige Zimtnote, begleitet von einer würzig-frischen Holzigkeit, die durch den synthetischen Riechstoff „Pepperwood” entsteht — der übrigens überhaupt nicht synthetisch riecht!
Der Duft öffnet sich innerhalb von zehn Minuten langsam und wird dabei schwerer. Der Zimt wird deutlich würziger und süßer. Hinzu kommen Weihrauch, zarte florale Noten und eine reiche, warme Tiefe durch den Tabak.
Gegen die fünfzehnte Minute erreicht Herod eine berauschend würzig-süße Tiefe. Es entsteht ein schönes, komplexes Zusammenspiel aus süß-würzig-floral-rauchigen Duftnoten. An dieser Stelle muss ich gestehen: Es fällt mir schwer, einzelne Noten gezielt herauszuriechen.
Der Duftakkord evoziert auf wunderschöne Weise das klischeehafte Bild einer weihnachtlichen Atmosphäre in einem warmen, dunklen Zimmer, das durch den brennenden Kamin erleuchtet wird. Im Hintergrund sind eine pfeffrige Würzigkeit und eine schwebende Rauchigkeit wahrzunehmen, die den Duft sanft abrunden und beim Riechen ein aromatisches Kribbeln in der Nase hinterlassen.
Anschließend behält Herod diese Komposition für etwa zwei Stunden, bis sie anfängt, an Sillage abzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hat er zwar keine bombastische Ausstrahlung, ist aber auch kein hautnaher Duft. Aus einer Armlänge Entfernung ist er noch gut wahrnehmbar.
Im Verlauf der dritten Stunde nimmt die Stärke von Herod immer mehr ab und er reduziert sich auf Vanille und Patchouli, die noch aus direktester Nähe zu riechen sind. Nach dreieinhalb Stunden und mehr bleibt der Duft hautnah, bis er fast vollständig verschwunden ist. Die Gesamthaltbarkeit des Batches aus dem Frühjahr 2022 beträgt auf meiner Haut somit etwa dreieinhalb bis vier Stunden.

Daraus leitet sich seine einzige Unzulänglichkeit ab: Herod ist ebenso schön wie schwach, was wirklich schade ist. Für einen Duft dieser Preis- und Güteklasse ist seine Haltbarkeit verbesserungswürdig.

Nichtsdestotrotz ist Herod ein wunderbarer Duft für alle, die etwas Besonderes suchen. Seine Zusammensetzung sorgt für ein schönes Ineinandergreifen von warm-würzigen Noten und macht ihn damit perfekt für den späten Herbst und den kalten Winter. Ich kann definitiv nachvollziehen, warum manche hier auch davon geschrieben haben, dass sie den Duft im Sommer gerne leicht auftragen.

Wer diesen Duft noch nicht ausprobiert hat oder sich aus anderen Gründen unsicher ist, verpasst ein olfaktorisches Meisterwerk des leider verstorbenen Parfümeurs Oliver Pescheux. Herod hat mich zutiefst ergriffen und ist somit zu einem Gefäß für schöne Gefühle geworden.
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